Gelsenkirchen. Ein Gelsenkirchener Familien-Unternehmen mit Tradition ist den Wenigsten bekannt. Womit Stefanie Schneider und ihr Bruder Andreas Führer handeln.

„Als wir Kinder waren, ging es für uns jedes Wochenende mit unserem Vater in den Wald. Da haben wir gemeinsam Bäume bestimmt anhand von Blättern und Rinde. Wenn das einer von der Pike auf gelernt hat, dann wir“, erzählt Stefanie Schneider. Gemeinsam mit ihrem Bruder Andreas Führer leitet sie das familieneigene Unternehmen „Holz Sprungmann“ im Gebiet des Gelsenkirchener Hafens.

Ein Gelsenkirchener Familienunternehmen mit Tradition: Das macht „Holz Sprungmann“

Der schon angesprochene Vater, Gustav Führer, arbeitete einst in dem Betrieb, als der noch der Familie Sprungmann gehörte und war dann als freier Holzeinkäufer im Ausland unterwegs. Sein ganzes Leben dreht sich damals um den so besonderen Werkstoff. Das hat er seinen Kindern vererbt. Als er nach dem Tode Werner Sprungmanns den Betrieb übernimmt, wächst die nächste Generation quasi im Betrieb und damit von Holzbohlen umgeben auf. Später steigen Stefanie Schneider und Andreas Führer in den Betrieb ein und führen ihn seit 2016.

Egal, wohin man schaut, beim Gelsenkirchener Traditionsunternehmen „Holz Sprungmann“ ist beinahe alles aus Holz. In diesem Raum wird gezeigt, wie Parkett und Laminat wirken können.
Egal, wohin man schaut, beim Gelsenkirchener Traditionsunternehmen „Holz Sprungmann“ ist beinahe alles aus Holz. In diesem Raum wird gezeigt, wie Parkett und Laminat wirken können. © FUNKE Foto Services | Michael Korte

Gegründet 1933 hat sich der Betrieb mit den wirtschaftlichen Anforderungen und auch dem Zeitgeist gewandelt. Belieferte Gustav Führer noch die Zechen mit Holz gibt es hier heute alles für den gehobenen Innenausbau und ein bisschen auch für den Garten. Gerne erzählen beide, wie vielseitig der Werkstoff einsetzbar ist. „Wir beliefern Kunden, angefangen vom kleinen Schreiner mit ein, zwei Mitarbeitern bis hin zu großen Ladenbauern, die zum Beispiel Supermärkte ausbauen“, erzählt Andreas Führer und erinnert sich: „Wir waren früher Haus- und Hoflieferant für Karstadt. Da haben wir die Hauptwerkstatt in Düsseldorf beliefert. Das waren schöne Zeiten.“

Holz Sprungmann aus Gelsenkirchen begleitet spannende Projekte

Heute begleitet man nicht weniger spannende Projekte. „Ein Kunde von uns ist die Westfälische Hochschule. Die will ein Tiny-House herstellen“, sagt Stefanie Schneider. „Da müssen wir die speziellen Gewichte der Platten wissen und die Dämmwerte – das ist schon spannend, das mitzuerleben.“

Egal, wohin man schaut, beinahe alles ist aus Holz. Im Büro sitzt man an einem modernen Eichentisch mit minimalistischem Design. Hier kann der Werkstoff richtig wirken. Zu einem weiteren Besprechungsraum steigt man eine Treppe hoch, deren Stufen aus unterschiedlichen Hölzern gearbeitet sind. Zu Anschauungszwecken. Oben dann dominiert ein Tisch aus Altholz den Raum, der hier ein zweites Leben gefunden hat und aus seinem ersten zu erzählen scheint, wenn man mit der Hand über seine Platte streicht, die Finger über tiefe Furchen gleiten. Das sei, erzählt Andreas Führer, ein modulares System von Altholzplatten und Unterbau, welches das Unternehmen auch vertreibt.

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Dann geht es raus zum Rundgang durch die drei Lager des Betriebs. Ob der noch immer Holz importiert? „Das ist stark zurückgegangen“, meint Andreas Führer. „Früher haben wir viel Holz aus Asien bekommen. Heute kommt es aus Skandinavien. Die haben eine schöne, feine Ware.“ Zum Teil komme das Holz auch aus Österreich. Die Lage am Hafen spiele dafür übrigens keine Rolle mehr. Weder die unmittelbare Nähe zum Hafenbecken noch die eigene Bahnentlade-Möglichkeit seien noch von großer Bedeutung. „Die Ware kommt per Lkw. Das ist immer noch günstiger.“ So sei eben der Zeitgeist. Früher, erinnern sich die Geschwister, seien sie noch selbst mit dem Vater in die Sägewerke gefahren zum Holzeinkauf. „Heute machen das meistens für uns Holzmakler, mit denen wir lange zusammenarbeiten. Die wissen ganz genau, was wir wollen und brauchen“, erklärt Stefanie Schneider.

Inhaber und Geschäftsführer von Holz Sprungmann, Andreas Führer: „Wir beliefern Kunden, angefangen vom kleinen Schreiner mit ein, zwei Mitarbeitern bis hin zu großen Ladenbauern, die zum Beispiel Supermärkte ausbauen.“
Inhaber und Geschäftsführer von Holz Sprungmann, Andreas Führer: „Wir beliefern Kunden, angefangen vom kleinen Schreiner mit ein, zwei Mitarbeitern bis hin zu großen Ladenbauern, die zum Beispiel Supermärkte ausbauen.“ © FUNKE Foto Services | Michael Korte

Gleich neben dem Bürohaus befindet sich das große Hauptlager. Hier liegt Holz, hier lagern Platten zum Einzelverkauf. Wo immer es sich anbietet, sind notwendige Elemente als Ausstellung gestaltet. Die Abgrenzung zum Nachbarn hin etwa besteht aus ganz unterschiedlichen Holzzäunen. „Wir versuchen, so viel wie möglich aus unserem Angebot zu zeigen“, sagt Andreas Führer, kurz bevor er eine Halle mit Bauholz betritt. Dort sehe man, wie sich die Zeit gewandelt habe. Frühe habe man hier zum Beispiel skandinavische Kiefer gelagert. „Daraus wurden Fenster gebaut.“ Heute mache das keiner mehr. Holzfenster auf Maß angefertigt, den Markt hätten polnische Betriebe übernommen.

„Wir sind ein Handel. Wir bauen nichts ein.“

In einer anderen großen Halle lagern Platten: Spanplatten, Tischlerplatten, Mitteldichte Faserplatten, Siebdruck-Platten. Allesamt auch in großen Formaten. Im Gespräch betonen die Geschwister, was ihnen wichtig ist zu verdeutlichen: „Wir sind ein Handel. Wir bauen nichts ein.“ Bedeutet: Die meisten Kunden sind Handwerker, die dann für ihre Kunden Holz und Platten verbauen. Versierte Heimwerker, die genau wissen, was sie wollen und brauchen, könnten hier aber auch kaufen.

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Im zweiten Lager gibt es zwei ganz besondere Eindrücke. Zum einen stehen hier große Mengen von Latten und Brettern aus minderwertigerem Holz. „Damit beliefern wir zum Beispiel Behindertenwerkstätten, die daraus Paletten und Umverpackungen bauen für die Industrie.“ Gerade im internationalen Export böte sich das an. „Wenn etwa eine Pumpe nach Afrika geliefert wird, wird das Verpackungsmaterial vor Ort verbrannt. Das ist bei einer Holzverpackung am unproblematischsten.“

Zum anderen beeindrucken in einer wohltemperierten Halle ganze Baumstämme, die hier, schon in Bohlen gesägt, lagern. Besonders imposant ist ein massiver Eichenstamm, der bestimmt 1,20 Meter breit ist. Stellt man den im Geiste wieder auf, bekommt man ungefähr eine Vorstellung von der einstigen Größe des Baumes. Gleich daneben lagern aufgeschnittene Buchenstämme. Zudem habe man Fichte, Kiefer, Esche und Douglasie im Lager sowie amerikanische Hölzer: Nussbaum, Kirschbaum und auch Ahorn.

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Am dritten Standort zeigen Ausstellungen, wie was aus welchem Werkstoff aussehen kann. In einem Raum besteht der Boden aus unterschiedlichen Parkett-Sorten. In einem anderen sieht man verschiedene Laminatböden. Besonders kurios ist ein Raum, dessen Wände gefühlt nur aus Türen bestehen. Auch das dient der Veranschaulichung vieler Möglichkeiten. Unwillkürlich denkt man an Alice im Wunderland. Nur ein Punkt mehr, der beeindruckt beim Besuch dieses Unternehmens, das so wahnsinnig bekannt in der Stadt gar nicht ist. Obwohl man es mit seinen gut 90 Jahren Firmengeschichte mit Fug und Recht als Gelsenkirchener Traditionsunternehmen bezeichnen kann.