Gelsenkirchen-Erle. Den Park-Grill in Gelsenkirchen-Erle gibt es seit mehr als 50 Jahren. Mittlerweile ist die Pommesbude Kult: Das liegt auch an einem Geheimnis.
Joel Matip hat es geschafft: Der ehemalige Abwehrspieler des FC Schalke 04 hat die vergangenen Jahre beim FC Liverpool gespielt, ist mit den „Reds“ unter Trainer Jürgen Klopp englischer Meister und Champions-League-Sieger geworden. Aber seine Wurzeln hat er nicht vergessen. „Heimat ist, wenn ich aus Liverpool zurückkomme und mir eine Currywurst beim Park-Grill in Gelsenkirchen hole“, hat Matip einmal gesagt. Dass das kein Spruch ist, sondern der Wahrheit entspricht: Das kann Jörg Biniek bestätigen. Ihm gehört die Traditions-Pommesbude in Erle.
„Pommesbude“: Wer mit den sprachlichen Gepflogenheiten des Ruhrgebiets nicht so richtig vertraut ist, der könnte glatt meinen, das sei abwertend gemeint. Das Gegenteil ist der Fall. Pommesbude: Das Wort weckt bei denen, die hier aufgewachsen sind, Erinnerungen. An die Currywurst nach der Schule, das schnelle Schaschlik nach dem einen oder anderen Bier, die Schale Pommes zur Belohnung, wenn der Sonntagsspaziergang mit den Eltern klaglos ertragen wurde. Pommesbude: Das ist der Geruch nach Frittierfett, nach Bratwurst, das ist die weißbekittelte Frau hinter der Theke: „Zweima Pommes-Curry – mit Mayo war richtig, oder?“ Diese Art von Pommesbude ist selten geworden im Revier.
Im Gelsenkirchener Imbiss scheint die Zeit stehen geblieben zu sein
Im Park-Grill dagegen scheint die Zeit stehen geblieben zu sein – und das im guten Sinne. Schon der Standort ist bemerkenswert: Das eingeschossige Gebäude, das den Imbiss sowie eine benachbarte Eisdiele beherbergt, liegt mitten in einem Erler Wohngebiet, an der Kreuzung der kleinen Straßen Pannhütte und Pottenort. Vor dem Grill befindet sich ein Außenbereich mit einigen Tischen, tritt man ein, wird man vom Charme der 70er- und 80er-Jahren eingefangen. Der Raum ist holzvertäfelt, an der Wand entlang zieht sich ein schmaler Stehtisch, Barhocker stehen davor. Jörg Biniek nickt: „Hier hat sich seit vielen Jahren nichts verändert.“ Einige behutsame Verbesserungen möchte er aber dann doch vornehmen: „Die Wände und die Tische werden demnächst ordentlich abgeschliffen und neu lackiert.“
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Ansonsten hat sich der 55-Jährige aber das Thema „Tradition“ auf die Fahnen geschrieben. Seit 2022 leitet Biniek die Geschicke des Grills, dabei kennt er den Imbiss aber schon, solange er denken kann. „Eröffnet wurde der Park-Grill vor mehr als 50 Jahren, 1976 hat ihn dann Dieter Börsting übernommen“, erzählt er – der Name „Börsting“ sei auch lange Zeit als Synonym für den Imbiss benutzt worden. 2012 hatte Dieters Sohn Ralf Börsting übernommen, der musste aber schon zehn Jahre später aus privaten Gründen einen Nachfolger suchen. „Es gab auch schon einen Interessenten – der wollte aber aus dem Park-Grill einen Dönerimbiss machen“, sagt Biniek. „Weil meine Frau damals schon seit einigen Jahren dort gearbeitet hatte, fragte Ralf dann uns, ob wir uns nicht vorstellen könnten, den Grill zu übernehmen.“
Das Geheimnis der Currysauce – bleibt natürlich geheim
Die Binieks konnten und wollten – vor allem, um den Park-Grill in seiner traditionellen Form zu bewahren. „Wir haben uns vor allem in der ersten Zeit viel Mühe gegeben, so wenig wie möglich zu verändern“, sagt Jörg Biniek. Eine Sache sei es vor allem, die als „unantastbar“ gilt: die Sauce für die Currywurst. „Unsere Currysauce wird seit Jahrzehnten unverändert nach demselben Rezept hergestellt“, so der Imbisswirt, „und das wissen unsere Stammgäste natürlich auch zu schätzen.“ Was genau in die Sauce hineinkommt, ist ein gut gehütetes Geheimnis. „Als wir den Park-Grill übernommen haben, mussten wir eine Vertraulichkeitserklärung unterschreiben“, sagt Biniek – und es ist nicht klar, ob das nur im Spaß gemeint ist, oder nicht.
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Nach zwei Jahren schaut der Mann, der an zwei Tagen in der Woche noch für die Deutsche Post arbeitet, zurück und zieht eine erfolgreiche Bilanz. „Heute erzielen wir an einem ganz normalen Wochentag mittlerweile Umsätze, die wir früher nur an einem Schalke-Spieltag hatten“, sagt Jörg Biniek. Überhaupt, Schalke: Die Nähe zur Veltins-Arena ist natürlich einer der Garanten für den Erfolg. „Für ganz viele Fans gehört eine Currywurst vor oder nach dem Spiel einfach dazu“, sagt er. „Dann zieht sich die Schlange auch schon einmal um den Block, dann arbeiten vier statt der üblichen zwei Mitarbeiterinnen hinter der Theke.“
Worin sich Taylor-Swift- und Rammstein-Fans unterscheiden
Der Rekordsommer mit seinen vielen Veranstaltungen in der Arena sei ein guter gewesen für den Park-Grill. „Ich hatte zur EM extra Speisekarten in den jeweiligen Landessprachen drucken lassen“, berichtet Biniek. Aus England sei gleich ein ganzer Bus bei ihm eingefallen – nach Vorankündigung. „Die haben uns bei Google-Maps gefunden“, erzählt er. Dabei seien die unterschiedlichen Fast-Food-Vorlieben aufgefallen. „Die englischen Fans haben vor allem Hähnchen und Burger bestellt, bis ich denen gesagt habe, dass sie auch mal die in England unbekannte Currywurst probieren müssten – ihnen hat‘s geschmeckt.“
Die Taylor-Swift-Fans hätte er mit seinem Angebot nicht wirklich abgeholt, berichtet Biniek schmunzelnd – „dafür sind wir bei den Rammstein-Konzerten fast an unsere Grenzen gestoßen, die haben uns fast den Imbiss leergegessen.“ Vor allem aber ist Biniek stolz auf seine treuen Stammgäste, die dem Park-Grill schon seit vielen Jahren die Treue halten, sei es wegen der Currywurst, sei es wegen der selbstgemachten Schaschlik-Spieße. Darunter sind auch prominente Namen: Neben Joel Matip lassen sich auch Mike Büskens, Ingo Anderbrügge oder Peter Neururer immer wieder im Park-Grill sehen, die Fotos an der Wand zeugen davon.
So wie es aussieht, muss man sich um den Park-Grill keine Sorgen machen: „Ich werde das noch ein paar Jahre machen“, kündigt Jörg Biniek an. Und Joel Matip hat ja jetzt auch wieder etwas mehr Zeit: Seit Vertrag in Liverpool ist im Sommer ausgelaufen, einen neuen Verein hat er noch nicht. Da sollte die eine oder andere Currywurst aus Erle drin sein.
Der Park-Grill hat täglich von 11 bis 21 Uhr geöffnet, zwischen November und März ist montags Ruhetag. Zurzeit sucht der Imbiss weitere Mitarbeiter: Interessenten können sich melden unter 0209 73614.