Gelsenkirchen-Buer. Aus Buer nach New York: Für die Friseurin Perihan Tosun Sari wird demnächst ein Traum wahr. Doch die Reise in die USA ist vor allem harte Arbeit.
Ihre Barbiepuppen hatten irgendwann alle einen Kurzhaarschnitt, erzählt Perihan Tosun Sari und lacht. Schon als Kind nämlich wusste die heute 38-Jährige aus Gelsenkirchen-Buer schon genau, was sie einmal werden will: Friseurin. Und anders als bei vielen anderen Kindern hat sich der Berufswunsch hartnäckig gehalten, und sie hat ihn sich erfüllt. Im September steht für die Friseurmeisterin der bisherige Höhepunkt ihres Berufslebens an.
Bei der New York Fashion Week präsentiert sich alles, was in der Modebranche Rang und Namen hat: Berühmte Designerinnen und Designer wie Ralph Lauren, Donna Karan, Vera Wang oder Tommy Hilfiger stellen dann ihre neuesten Kreationen vor. Das Event in der Metropole an der amerikanischen Ostküste gehört neben den Modeschauen in Paris, London und Mailand zu den „Big Four“, den „großen Vier“ in der weltweiten Modebranche. Zahlreiche Models laufen vom 6. bis zum 11. September über die Laufstege Manhattans – und die wollen natürlich professionell frisiert werden. Zu den Haarkünstlern, die diesen Job in diesem Jahr übernehmen, gehört auch Perihan Tosun Sari.
Seit zehn Jahren Inhaberin eines Friseursalons in Gelsenkirchen-Buer
„Ich freue mich total auf diese Aufgabe und bin stolz darauf, es aus Buer bis nach New York geschafft zu haben“, sagt sie. Seit zehn Jahren betreibt sie an der Breddestraße den Salon „Chique by Peri“, doch „nur“ ein Friseurgeschäft zu leiten, das hat ihr nie gereicht. Auch nach ihrer Ausbildung und der Meisterschule sei sie stets bestrebt, sich weiterzubilden und Seminare zu besuchen. „Ich liebe und lebe meinen Beruf“, sagt sie auch heute noch – da sei es logisch, dass sie immer besser werden will.
Aus diesem Grund ist Perihan Tosun Sari Mitglied der Friseurinitiative „Grenzenlos“: Das ist ein Zusammenschluss von Berufskollegen, der Fortbildungen anbietet, seinen Mitgliedern aber auch ermöglicht, an internationalen Events wie etwa der New York Fashion Week teilzunehmen. Insgesamt 30 Friseurinnen und Friseure erhalten in diesem Jahr die Gelegenheit, in die USA zu reisen: Perihan Tosun Sari ist eine davon.
Der Umgangston hinter der Bühne der Modenschauen ist rau
„Ich konnte es erst gar nicht glauben, als ich die Nachricht bekommen habe, dass ich dabei bin“, erzählt sie. Dass die sechs Tage hart werden, darüber ist sie sich im Klaren. „Ich reise extra schon am 4. September an, sodass ich zumindest noch ein bisschen was von der Stadt sehen kann“, sagt die Friseurin. Denn das ist sicher: Wenn das Event erst einmal begonnen hat, wird für Sightseeing keine Zeit mehr sein.
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„Wir werden in Zwölfstunden-Schichten arbeiten und erst kurzfristig davon erfahren, wo wir eingesetzt sind“, berichtet die Bueranerin – die einzelnen Shows und Veranstaltungen der Modewoche sind über ganz New York verteilt. Ihr ist klar, dass es hektisch und stressig werden wird. „Hinter der Bühne herrscht ein rauer Umgangston“, weiß sie. Aber das gehöre zu so einem Event natürlich dazu.
Darum genießen Friseurinnen aus Deutschland so einen guten Ruf
Einen kleinen Einblick, wie es denn in New York werden wird, hat Perihan Tosun Sari vor einigen Wochen in Hannover erlebt. Dorthin waren die 30 USA-Fahrerinnen und Fahrer zu einem zweitägigen „Bootcamp“ eingeladen, einer Art Trainingslager also. „Gary Baker, der Kreativdirektor der Fashion Week, kam extra aus New York angereist, um uns einzustimmen“, berichtet Tosun Sari. Dabei übten sie genau die Abläufe, auf die es ankommt, wenn es ernst wird: „Die Models müssen ihren Look ja in kürzester Zeit ändern“, sagt sie. Dabei käme es vor allem auf Schnelligkeit und Teamwork an: Dass gleich zwei Friseurinnen an einem Kopf arbeiten, sei also durchaus üblich.
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Immerhin: Einen Vertrauensvorschuss genießen die 30 Haarkünstler in New York – wegen ihrer Herkunft. „Deutsche Friseurinnen und Friseure haben da einen sehr guten Ruf“, sagt Perihan Tosun Sari. Das liege auch an der guten Ausbildung. „Die ist ja in Deutschland im Gegensatz zu anderen Ländern sehr streng geregelt“, sagt sie. Der amerikanische Kreativdirektor sei jedenfalls von dem, was er beim „Bootcamp“ in Hannover gesehen hat, sehr angetan gewesen.
Am 11. September ist die Fashion Week beendet, am 12. fliegt Perihan Tosun Sari wieder zurück nach Deutschland. Einen Tag Pause gönnt sie sich – „wegen des Jetlags“, sagt sie – dann steht sie wieder im Salon an der Breddestraße und zückt die Schere. Und ist um viele Erfahrungen und Begegnungen reicher. „Ich finde das eine sehr inspirierende Geschichte“, sagt sie: „Auch aus Buer kann man es bis nach New York schaffen.“ Sie hofft, dass sie damit junge Menschen dafür begeistern kann, den Beruf zu ergreifen. „Wir brauchen dringend Nachwuchs“, sagt sie. „Und für mich ist ein Handwerksberuf nach wie vor etwas ganz Tolles.“