Gelsenkirchen. DLRG Gelsenkirchen: Einsatzbereit für Wasserrettung und Katastrophenschutz rund um die Uhr. Was die Retter aus dem Hafen erleben.
Wer kennt sie nicht, die Bilder von David Hasselhoff und Pamela Anderson, die in knapper roter Bademode ins Wasser springen, um Leben zu retten? Immer mit dabei: Die rote Rettungsboje, dieses wunderliche Ding mit zwei Griffen dran, das über eine Leine am Rettungsschwimmer hängt. Dieses lebensrettende Utensil begleitet tatsächlich den Rettungseinsatz – auch den der DLRG Gelsenkirchen. „Allerdings mehr bei unseren Einsätzen an der Nord- und Ostsee“, sagt Jens Schindel und lacht.
Herzstück und Heimat der DLRG ist die Wasserrettungsstation im Gelsenkirchener Hafen. Sie hat verschiedene Funktionen, ist Materiallager, Aufenthaltsstation, Vereinsheim und Heimat für die Rettungssportler und die Jugendarbeit. Sie ist somit ein wichtiger Ort für die 28 Aktiven, die rund um die Uhr alarmiert werden könnten, wenn Menschen in Not geraten. Ihre Hauptaufgabe ist die Wasserrettung und der Katastrophenschutz. Erstere findet auf dem Kanal statt. „An Wochenenden haben wir ein Boot auf dem Kanal und bestreifen die Wasserwege“, erklärt Corvin Fiedrich. „Dann sind wir auch bei der Feuerwehr angemeldet. So wissen die, dass wir unterwegs sind und alarmiert werden könnten.“
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Hinter ihm stehen die beiden Boote der DLRG auf Trailern. Weil die Truppe sie hier, im Hafen, gar nicht zu Wasser lassen kann und dafür immer erst mit dem Auto ausrücken muss. Die beiden Boote gleichen Typs, aber unterschiedlichen Baujahrs haben klangvolle Namen: Gelsenberg und Grimberg. „Wir benennen unsere Boote nach Gelsenkirchener Zechen“, erklärt Corvin Fiedrich. Bis zu fünf Retter können mit diesen leistungsstarken Motorbooten unterwegs sein. Meistens seien sie aber zu dritt. „Der Bootsführer fährt das Boot. Dann sind zwei Bootsgasten mit an Bord. Der eine geht als Rettungsschwimmer ins Wasser, der andere bleibt an Bord und zieht beide wieder rein“, führt Jens Schindel aus.
Wie oft das vorkommt, dass die Truppe im Kanal Menschenleben rettet? „Gott sei Dank nicht so oft. Im vergangenen Jahr einmal.“ - „Wir leisten aber öfter technische Hilfe“, ergänzt Corvin Fiedrich. „Wenn zum Beispiel ein Kanufahrer Hilfe braucht oder die Besatzung eines Sportbootes.“ Pannenhilfe auf dem Kanal gehört somit auch zu den Aufgaben der DLRG.
Tage in der Eifel haben bei den drei DLRG-Rettern nicht nur seelisch Spuren hinterlassen
Bei dem Besuch geht es locker zu, es wird gescherzt. Und doch: Der Hintergrund ist ernst. Es geht immer darum, im Falle des Falls Leben zu retten oder Menschen in schlimmen Krisen beizustehen. Denn eine weitere wichtige Aufgabe der DLRG ist der Katastrophenschutz. „Das umfasst die örtliche Gefahrenabwehr und die überörtliche. Überwiegend, wenn es um das Thema Wasser geht“, sagt Corvin Fiedrich. „Bei Hochwasserlagen sind wir die Experten.“ Deswegen sind sie auch damals im Einsatz nach dem schlimmen Hochwasser an der Ahr. „Wir waren zwei Tage lang in Weilerswist und Eschweiler“, erzählt Jana Fiedrich. „Für mich hat sich nicht die Frage gestellt, ob ich fahre. Die Menschen haben Hilfe gebraucht.“
Ein Einsatz, an den sie sich gut erinnern kann. „Wir wurden abgestellt, um Menschen aus ihren Häusern herauszuholen.“ Mit besonderen Mitteln. „Wir haben mit den Landwirten zusammengearbeitet. Denn die konnten mit ihren Traktoren durchs Wasser fahren.“
Im Krisenfall in zwei Stunden einsatzbereit
Und wie funktioniert die Alarmierung im Ernstfall? „Wenn Normalverbraucher von der Krise im Fernsehen hören, haben unsere Handys schon geklingelt. Seit dem großen Hochwasser sind wir innerhalb von zwei Stunden einsatzbereit. Wir haben alle eine App, die uns alarmiert. Dann kann jeder selbst entscheiden, ob er am Einsatz teilnehmen kann.“ Das sei oft auch davon abhängig, ob der Arbeitgeber seinen Mitarbeitenden freistelle. Dazu sei er zwar gesetzlich verpflichtet und werde auch entschädigt, selbstverständlich sei das aber nicht mehr.
Die Tage in der Eifel haben bei den drei DLRG-Rettern nicht nur seelisch Spuren hinterlassen. Sie sollen auch ganz pragmatische Folgen haben, erklärt Corvin Fiedrich. „Wir sammeln seither für ein Hochwasserboot für solche Rettungseinsätze. Das kostet bis zu 70.000 Euro – und es wäre das einzige in der Stadt.“ Die Hälfte des Geldes habe man beisammen. Jetzt hofft man, in absehbarer Zeit auch den Rest finanzieren zu können. Dabei sei man komplett auf Spenden angewiesen.
Im Sommer an den Küsten im Einsatz
Und was ist nun mit den schmucken Bildern im Stil von Baywatch? Die liefern die DLRG Wasserretter im Sommer an den deutschen Küsten. Das nämlich sei einer der Vorzüge dieses Ehrenamtes. „Die kleinen Ortschaften, die keine eigenen Rettungsschwimmer haben, dürften keinen Badestrand anbieten. Deswegen übernehmen das Freiwillige aus dem ganzen Land“, erklärt Jens Schindel.
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Dafür bewerbe man sich zum Jahresende für einen Strand, den man sich aussuchen dürfe. „Ich fahre immer nach Kellenhusen.“ Jedem, der mithelfe, werde eine Unterkunft gestellt und eine Tagespauschale gezahlt für die Verpflegung, sofern jene nicht mit angeboten werde. Für die jeweilige Zeit sei man dann von 9 bis 18 Uhr im Regeldienst. „Im Notfall geht es natürlich auch länger. Im Zweifel ist man 24 Stunden am Tag Ansprechpartner für Menschen in Not.“ Rettungsschwimmer, das sei man einfach immer und mit ganzem Herzen. Auch das ist so, wie es beim Team von „Baywatch“ war.