Gelsenkirchen. Fans von Taylor Swift strömen auch am Tag des zweiten Konzerts in Gelsenkirchen zu Tausenden in die City - und feiern eine frech-föhliche Party.
Lara muss beide Arme weit ausbreiten. Schon wieder! Denn die 31-jährige Krefelderin ist in „Taylor Town“ ein heiß begehrtes Fotomotiv. Grund dafür ist ihre außergewöhnliche Jeansjacke. An deren Ärmel baumeln leicht und locker 150 Freundschaftsbänder wie Fransen herunter. Und die sind ja das Erkennungszeichen aller Taylor-Swift-Fans. Auch in den Stunden vor dem zweiten Konzert des Superstars, das am Donnerstagabend in der Schalker Arena anstand, feierten Tausende Fans auf dem Heinrich-König-Platz eine friedlich-fröhlich-freche Sommerparty.
Jeansjacke mit Freundschaftsbändern als begehrtes Fotomotiv
„Ich spreche eigentlich nicht so gern fremde Menschen an“, erzählt Lara im Interview. „Aber durch meine Jacke brauche ich das gar nicht, da kommen alle von allein auf mich zu.“ Wirklich fast jede, die sie erblickt, bleibt spontan stehen, macht zunächst ein Foto von Lara und durchkämmt dann das üppige Angebot an Freundschaftsbändchen, um ein Exemplar zu tauschen. Sprachbarrieren spielen da keine Rolle. Völkerverständigung unter „Swifties“ funktioniert auch ohne viele Worte. Da kommt schon die nächste Bitte, die Arme doch auszubreiten, damit die Jeansjacke ihre volle Pracht entfaltet. „Heute Abend tun mir vom vielen Hochheben bestimmt die Arme weh“, sagt Lara und lacht.
Bester Laune sind auch Rike (22), Marie (24) und Ffiona (25). Letztere klärt gleich zu Beginn auf, dass das zweite „f“ in ihrem Vornamen der walisischen Schreibweise entspricht. Das quietschvergnügte Trio fällt vor allem durch seine chicen Cowboyhüte auf. „Die haben wir selbst gebastelt - und zwar alle zusammen an einem Bastel-Mädelsabend“, sagt Ffiona.
Das Besondere: Jeder ihrer Hüte repräsentiert ein anderes Album von Taylor Swift. So steht Rikes Exemplar im silbern glänzenden Discokugel-Look für die Platte „Folklore“. Maries mit Glitzerherzen beklebter Hut in Knallrosa steht für „Lover“. Und Ffiona hat sich für die Debütplatte entschieden, die genauso heißt wie die Sängerin selbst. „Wir sind heute per Zug aus Berlin angereist“, erzählen die Drei. 180 Euro hat jedes ihrer Tickets gekostet. Im Swift-Universum zählt dieser Preis noch zur Kategorie „günstig“.
375 Euro hat das VIP-Ticket von Jana für das Konzert gekostet
Da kann Jana (19) aus Rhede ein anderes Lied anstimmen: 375 Euro hat ihre VIP-Karte fürs Konzert am Freitag gekostet. Denn Donnerstag verbringt sie mit Mutter Kerstin (53) in „Taylor Town“, um die Stimmung aufzusaugen und sich mit Fanartikeln einzudecken. Etwa das Tour-Poster zu den drei Gelsenkirchen-Auftritten von Swift. 130 Euro hat sie noch einmal für alle Erinnerungsstücke investiert. Viel Geld also insgesamt. .„Das habe ich mir erarbeitet. Und es ist es mir auch wert“, sagt Jana. Sie schätzt an Swift vor allem, dass sie so viel Privates in ihren Songs preisgebe. „Und manches davon ist mir selbst auch schon passiert“, sagt Jana. „Das schafft eine Verbindung.“
Die Warteschlange vor dem Merchandising-Stand in der Altstadt nimmt bereits in den Mittagsstunden krasse Ausmaße an und reicht vom Neumarkt bis weit hinunter in die Bahnhofstraße. Die Sonne ist so heftig, dass viele einen Schirm als Hitzeschutz aufgespannt haben. Andere verkrümeln sich unter die Markisen und Dächern der Ladenlokale. Ein Königreich für ein Schattenplätzchen!
Der Meißner-Pavillon in der Altstadt wird zur „Wall of Selfies“
Wer dann endlich an der Reihe ist, muss sich auch darauf gefasst machen, eine Stange Geld loszuwerden. Das offizielle Tourshirt, auf dessen Rückseite die weltweiten Haltepunkte aufgelistet sind, kostet 45 Euro. Für einen Kapuzenpulli sind Interessenten mit 75 Euro dabei. Fazit: Jedes Stückchen Taylor Swift ist heiß begehrt. Und teuer!
Zwei Euro kostet übrigens eine Kugel der Sorte „Taylor Swift“ im Eiscafé „Mercuri“ am Neumarkt. Sie ist dort seit Mittwoch der absolute Bestseller. Und nach einem Selbsttest lässt sich auch feststellen, dass es nicht nur gut aussieht, sondern auch schmeckt. Auf Nachfrage verriet der Eismann hinter der Theke die Komponenten: Das Mandel-Eis wurde mit Pistazien, Orangen und Krokant verfeinert. Hmmm, lecker!
Der mit Abstand beliebteste Anlaufpunkt aller „Swifties“ ist und bleibt aber der Meißner-Pavillon auf dem Heinrich-Platz. Der ist fast rundum im Taylor-Swift-Look dekoriert, die Cover aller ihrer bisher veröffentlichten Alben inklusive. Gefühlt jeder Fan wirft sich davor in Pose, um sich selbst zu fotografieren. Nicht von ungefähr trägt der markante Flachdach-Bau schon den Beinamen „Wall of Selfies“. Das wird bestimmt auch am Freitag als dritten Konzerttag so bleiben...