Gelsenkirchen. Die Gelsenkirchenerin Klara Hill hat Unglaubliches geschafft: Abitur mit 872 von 900 möglichen Punkten. Ihr Lieblingsfach: Mathe.

Klara Hill hat ihr Abitur mit der fantastischen Note 0,8 am Gelsenkirchener Gauß-Gymnasium bestanden. Allzu viel Aufhebens um ihren sensationellen Abschluss macht die 18-Jährige Rotthauserin allerdings nicht. Sie stöhnt nicht über großen Druck oder Lernstress. „Ich habe Glück gehabt mit meinen Lehrern und mit der guten Oberstufenorganisation an unserer Schule“, sagt sie. Für die Entspannung und das Auftanken zwischen Abiprüfungen und Studienstart im Oktober hat sie einen ganz besonderen Weg gewählt.

Eis verkaufen auf Borkum zur Erholung

Statt endlich einmal nichts zu tun und zu faulenzen, hat sie sich für handfeste Lohnarbeit entschieden. Wir erreichen sie am Strand von Borkum. Als Eisverkäuferin verbringt sie drei Monate auf der Nordseeinsel. „Es ist ein Teilzeitjob, und ich kann so perfekt Arbeit und Strand kombinieren“, erklärt sie mit größter Selbstverständlichkeit. „Ich bin 12 Jahre zur Schule gegangen, im Oktober wechsele ich zur Universität: Diese Zwischenzeit zu nutzen, um auch mal in die Arbeitswelt hereinzuschauen, fand ich ideal. Und es gefällt mir richtig gut, eine praktische Arbeit mit Kontakt zu vielen Menschen, das ist eine gute Kombination“, betont sie.

Klara: „Mathe war schon in der Unterstufe mein Lieblingsfach“

Eine Zukunftsperspektive ist das für sie freilich nicht. Sie hat sich für ein Jurastudium entschieden, sich an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf darum beworben. Da der Numerus Clausus, der gute Notenschnitt, kein Problem sein dürfte, geht sie auch davon aus, genommen zu werden. Wohnen möchte sie zunächst dennoch weiterhin in Rotthausen. Schließlich hat sie hier nicht nur ihren Freundeskreis und ihre Badminton-Partner, sondern auch ihre Ehrenämter. In der Emmaus-Kirchengemeinde betreut sie ein Kinderzirkusprojekt, engagiert sich zudem im Jugendausschuss der Gemeinde und im Presbyterium.

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Warum ausgerechnet Jura? „Ich argumentiere und debattiere für mein Leben gern. Logisches Denken, logische Zusammenhänge zu erschließen, das habe ich schon immer gern gemacht. Und das spielt bei Jura ja eine wichtige Rolle“, erklärt sie. Ihr Lieblingsfach in der Schule war übrigens Mathe, „schon in der Unterstufe. Da geht es nicht ums auswendig Lernen, was ich gar nicht gern mag. Bei Mathe geht es darum, Zusammenhänge logisch zu erschließen, das macht mir Spaß.“ Logisch somit auch, dass sie sich für Mathe - neben Physik - als Leistungskurs im Abitur entschied.

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Die Mathe-Leistungskurs-Klausur absolvierte sie mit 15 Punkten, der höchstmöglichen Punktzahl und damit einer Eins-Plus, in Physik schaffte sie „nur“ eine Eins-Minus, 13 Punkte. Auch in Deutsch, ihrem dritten schriftlichen Abifach, und der mündlichen Philospohie-Prüfung gab es 15 Punkte. Dass sie die sensationell hohe Gesamtpunktzahl im Abitur erreicht hat, erklärt Klara auch mit einer klugen Fächerwahl. „Biologie und Geschichte, wo es viel auswendig zu lernen gibt, hab ich vor der Oberstufe abgewählt.“ Auch Sprachen sind nicht gerade ihr Steckenpferd. Außer Englisch hat sie nur Latein gewählt, keine weitere Fremdsprache.

Jurastudium in Düsseldorf, aber Wohnort bleibt Rotthausen

Das ist einer der Gründe, warum ein Auslandsjahr für sie nicht gerade ein Traum ist. „Ich kann ziemlich gut in der deutschen Sprache argumentieren. In Englisch hab ich da bei mir meine Zweifel und gerade bei Jura ist die korrekte Wortwahl besonders wichtig“, erläutert sie. Dass auch bei Jura sehr viel gelernt werden muss, im Studium nicht allein Logik gefragt ist, schreckt sie nicht ab. „Ich habe schon ein Praktikum bei einer Rechtsanwältin gemacht, um mir ein Bild zu machen. Und es hat mir gut gefallen.“

Strafrecht allerdings interessiere sie weniger. „Medizinrecht finde ich sehr spannend. Vielleicht ist auch das Richteramt eine Option. Da kann man was bewirken, greift in das Leben von Menschen ein, kann etwas verändern, auch in der Gesellschaft: Das kann ich mir langfristig auch vorstellen“, ergänzt sie noch.

Auf ihrem Abiturzeugnis steht übrigens nicht 0,8 als offizielle Gesamtnote, sondern eine Eins. Die bekommt jeder, der insgesamt zwischen 823 und 900 Punkte erreicht hat. Mit ihrer Rekordpunktzahl von 872 Punkten hat sie allerdings mehr als nur eine Eins erreicht. Beim Errechnen des Durchschnitts - sie ist schließlich ein Mathe-Ass - kommt sie auf 0,8. Wir sagen herzlichen Glückwunsch!