Gelsenkirchen/Essen. Einem Mann aus Gelsenkirchen soll ein antikes und sündhaft Buch geraubt worden sein. Jetzt steht der mutmaßliche Fluchtwagenfahrer vor Gericht.

Dieser Fall bleibt mysteriös: Einem Mann aus Gelsenkirchen soll vor rund vier Jahren ein sündhaft teures Buch geraubt worden sein. Es war angeblich in aramäischer Schrift verfasst – mit goldenen Buchstaben auf Pergament. Der Besitzer soll dafür über 200.000 Euro gefordert haben. Doch das Buch ist weg – und auch die Richter am Essener Landgericht sind etwas ratlos.

Seit Mittwoch versuchen die Richter bereits zum zweiten Mal Licht in den ungewöhnlichen Fall zu bringen. Ein erster Prozess hatte Ende vergangenen Jahres vertagt werden müssen. Und auch diesmal scheint es nicht einfach zu werden.

Antikes Buch war angeblich ein Erbstück - 200.000 Euro Verkaufspreis

Die Geschichte beginnt in Syrien. Der Großvater des Gelsenkircheners soll das Buch jahrelang in seinem Besitz gehabt haben. Als er verstarb, wurde es mit Hilfe der Familie angeblich über Saudi-Arabien ins Ruhrgebiet gebracht. Ein Erbstück, wie es heißt.

Ob es überhaupt echt ist, ist unklar. Aus diesem Grund wollte es der neue Besitzer angeblich begutachten lassen. Doch dabei ist er laut Anklage in eine Falle getappt.

Raub in Gelsenkirchener Wohnung: Männer sollen plötzlich Messer gezückt und Reizgas versprüht haben

Der Raub-Vorwurf geht auf den 13. Juli 2020 zurück. Damals sollen drei Männer an der Wohnung des Gelsenkircheners aufgetaucht sein, um sich das Buch anzusehen.

Raub-Prozess: Das Bild zeigt den angeklagten, mutmaßlichen Fluchtwagenfahrer neben seiner Verteidigerin Susanne Rüsken kurz vor Prozessbeginn im Essener Landgericht. 
Raub-Prozess: Das Bild zeigt den angeklagten, mutmaßlichen Fluchtwagenfahrer neben seiner Verteidigerin Susanne Rüsken kurz vor Prozessbeginn im Essener Landgericht.  © Jörn Hartwich

„Die saßen auf der Couch“, sagte ein Zeuge, der damals mit dabei war. Dann ging angeblich alles ganz schnell. „Einer hat plötzlich ein Messer gezückt, die anderen beiden haben Pfefferspray versprüht.“ Dann seien sie mit dem Buch geflüchtet.

Raub-Opfer erscheint nicht zum Prozess - Richter verhängen Ordnungsgeld als Strafe

Der Zeuge selbst war nach eigenen Angaben nur zufällig in der Wohnung. Und das auch nur ganz kurz. Er wollte den Buch-Erben, mit dem er gut befreundet war, angeblich zu einer Hochzeitsfeier abholen. Um was für ein Buch es sich gehandelt habe, könne er aber gar nicht sagen. „Es war braun“, so seine Erklärung vor der 6. Strafkammer.

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Der Besitzer des Buches war gar zum Prozessauftakt gar nicht erst erschienen. Obwohl er in dem Fall der wichtigste Zeuge ist. Gegen ihn wurde als „Strafe“ deshalb auch ein Ordnungsgeld in Höhe von 150 Euro verhängt. Außerdem soll er zum nächsten Verhandlungstag von der Polizei gebracht werden.

Fluchtwagenfahrer auf der Anklagebank: Schweigen - mutmaßlicher Räuber sitzt angeblich in Haft

Was den Prozess zusätzlich schwierig macht: Auf der Anklagebank sitzt „nur“ der Mann, der damals den Fluchtwagen – einen weißen Mercedes – gefahren haben soll. Einer der mutmaßlichen Räuber sitzt angeblich in Holland im Gefängnis, von den beiden anderen fehlt offenbar jede Spur.

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Ob der Angeklagte damals aber überhaupt vor Ort war, ist noch völlig unklar. Zum Prozessauftakt wollte sich der 46-Jährige nicht zu den Vorwürfen äußern. Die Anklage lautet auf bewaffneten Raubüberfall und gefährliche Körperverletzung. Im Falle einer Verurteilung drohen mehrere Jahre Haft. Mit einem Urteil ist voraussichtlich noch in diesem Monat zu rechnen.