Gelsenkirchen. Vor dem EM-Spiel England gegen Slowakei wendet sich die Gelsenkirchener Polizei deutlich an den englischen Fan-Verband. Das ist der Grund:
„Wir sind bestürzt darüber, was die Fans beim Spiel in Gelsenkirchen durchmachen mussten“, mit diesen Worten leitete der englische Fan-Verband, die Football Supporters‘ Association (FSA), nach dem Auftaktspiel der Engländer in Gelsenkirchen eine Mitteilung ein, die für großen Unmut bei der Gelsenkirchener Polizei sorgt. Die Fan-Vertreter kritisierten dabei nicht nur die „einfach lächerliche“ Abreiseorganisation vom Gelsenkirchener Hauptbahnhof, auch der Transport von der Trabrennbahn zum Stadion sei chaotisch gewesen. Den Behörden in Gelsenkirchen warf der Fan-Verband gar „Realitätsverlust“ und „Selbstzufriedenheit“ vor.
Engländer feiern am Sonntag in der Gelsenkirchener Innenstadt
Nun spielen die Engländer am Sonntag ein zweites Mal in Gelsenkirchen und treffen um 18 Uhr in der Arena auf die Slowakei. Anders als beim Auftaktspiel der Engländer gegen Serbien sind die Sicherheitsbehörden diesmal zum Entschluss gekommen, dass diese Partie nicht als Hochrisikospiel zu werten ist, weshalb die Stadt Gelsenkirchen in Absprache mit der Polizei die Entscheidung getroffen hat, die Fan-Zone in der Innenstadt (Heinrich-König-Platz) zu öffnen und die englischen Fans nicht an den Stadtrand auf die Trabrennbahn zu leiten.
Polizeidirektor Peter Both betonte am Freitag, dass diese Entscheidung nichts mit der Kritik des englischen Fan-Verbandes zu tun habe, der auch ein Angebot für die englischen Fans im Stadtzentrum gefordert hatte. Die Entscheidung beruhe einzig und allein auf den sicherheitsrelevanten Erkenntnissen, die der Polizei vorliegen. Dazu zählt zum Beispiel, dass weniger Fans in Gelsenkirchen erwartet werden als ursprünglich mal angenommen. Vor der EM ging man von bis zu 40.000 englischen Fans in der Stadt aus. Doch die erste Partie der Engländer in Gelsenkirchen habe gezeigt, dass weit weniger tatsächlich in die Stadt kamen und viele, die kein Ticket fürs Stadion haben, beispielsweise in Düsseldorf geblieben waren.
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Ähnliches erwartet die Polizei nun auch für diesen Sonntag, wenngleich das Fan-Verhalten nicht sicher vorherzusehen sei. Außerdem ist aus Behördensicht aufgrund des Verhaltens beider Fan-Lager im bisherigen Turnierverlauf nicht von einem erhöhten Eskalationsrisiko zwischen Engländern und Slowaken auszugehen, so Peter Both.
Enttäuscht und verärgert ist der Polizeidirektor aber dennoch, der es bei der Spieltagspressekonferenz am Freitag bedauerte, dass keine englischen Medien zugegen waren. Denn über die hätte Peter Both nur zu gerne eine Botschaft an den englischen Fan-Verband ausgesendet: „Es ist anmaßend, in welchem Ton der Verband sich öffentlich gegen Stadt und Polizei geäußert hat“, sagte Both. „Wir treffen Sicherheitsmaßnahmen nicht, um Restriktionen durchzusetzen, sondern aufgrund jahrelanger Erfahrung und in ständiger Abwägung der vorliegenden Informationen, um die Sicherheit aller zu gewährleisten. Wir verzichten gerne auf Ratschläge von Leuten, sie sich schnell verkrümeln, wenn etwas passiert.“