Gelsenkirchen-Hassel. In Gelsenkirchen-Hassel entstehen bald Tiny Houses für Obdachlose. Gefertigt werden diese von Langzeitarbeitslosen. Welchen Komfort sie bieten.
Kleine Häuser, große Wirkung: In Gelsenkirchen-Hassel entstehen bald vier sogenannte Tiny Houses, die das Leben von obdachlosen Menschen für immer verändern sollen. Sechs Meter lang, drei Meter breit, gefertigt aus Holz: So sieht ein Mini-Haus aus, das wohnungslosen Frauen und Männern sowie Personen mit besonderem Unterstützungsbedarf ein neues Zuhause bieten soll. Schon im letzten Jahr sollten die Wohneinheiten an der St. Michael-Kirche fertig werden. Laut der Verantwortlichen war allerdings eine bürokratische Hürde im Weg. Jetzt wird die Idee konkret.
Bis September sollen vier Tiny Houses zwischen dem Gotteshaus an der Valentinstraße, einstigem Pfarrhaus und der St.-Michael-Kita entstehen, die jeweils 14 Quadratmeter groß sind. „Wir schaffen damit ein Stück Zukunft für junge obdachlose Menschen“, sind die Verantwortlichen überzeugt.
Tiny Houses sollen in ganz Gelsenkirchen etabliert werden
Das Bauprojekt wird von der Katholischen Jugendsozialarbeit Gelsenkirchen (KJS) umgesetzt. Diese zielt darauf ab, jungen Erwachsenen, die bereits in betreuten Wohnformen gelebt haben, den Schritt in die Selbstständigkeit zu erleichtern. Dafür wurde unter anderem schon die Notschlafstelle für junge Menschen an der Wildenbruchstraße ausgebaut. Auch das erste Tiny House wurde gebaut und für die Erstaufnahme eingerichtet. Dieses wird im Rahmen des Projekts „JUSTBest“ genutzt, um entkoppelte Jugendliche wieder ins Leben zu integrieren. Durch die Etablierung von weiteren Holzhäusern ins Stadtgeschehen soll jetzt ein neuer Meilenstein gesetzt werden.
Die ersten vier Plätze in zwei Doppelhaushälften im Schatten von St. Michael sind zunächst für die Caritas vorgesehen. Dort sollen Erwachsene aus dem ambulanten Wohnen einziehen. Geplant ist aber, diese neue Wohnform dauerhaft an weiteren Standorten in Gelsenkirchen zu etablieren. Holger Ott, Geschäftsführer der Katholischen Jugendsozialarbeit, erklärt: „Wir hoffen darauf, jedes Jahr von der Stadt eine Fläche zu erhalten, um vier weitere Wohneinheiten zu errichten.“ Bereits für 2025 ist die Aufstellung weiterer Mini-Holzhäuser in Bulmke geplant.
Tiny Houses in Gelsenkirchen für mehr Selbstständigkeit: „Wohnen können ist ein Grundbedarf“
Trotz der kompakten Größe von nur 14 Quadratmetern pro Wohneinheit bieten die Häuser einen abgetrennten Wohn- und Schlafbereich, ein eigenes Badezimmer sowie eine kleine Küchenzeile – alles, was für ein selbstständiges Leben benötigt wird. Holger Ott betont: „Wohnen können ist ein Grundbedürfnis.“ Das Anliegen ist es, Alternativwohnraum für Obdachlose bereitzustellen, die aus verschiedenen Gründen zu Beginn eines Mietverhältnisses nicht sofort in eine herkömmliche Wohnung ziehen möchten. Denn der Schritt in die Selbstständigkeit ist oft schwer.
Ob es nur vorübergehend oder für eine längere Zeit ist, in den Tiny Houses haben wohnungslose Menschen die Möglichkeit, auf begrenztem Raum zu lernen, wieder einen selbstverantwortlichen Alltag zu führen. Dazu gehört eine geregelte Tagesstruktur sowie Kochen und Haushalt, wobei sie aber weiterhin unterstützt werden.
Win-win-Situation: Tiny Houses werden von Gelsenkirchenern für Gelsenkirchener gebaut
Ein Zuhause für die einen ist Arbeit für die anderen: Im Rahmen des Projekts „Kreisel“ der KJS werden langzeitarbeitslose Jugendliche und junge Erwachsene bis 30 im Bereich „gewerkübergreifender Holzbau“ geschult. Sie fertigen unter der Anleitung von Werkpädagoge Matthias Czarnetzki in der St. Georg-Kirche am Kennedyplatz die einzelnen Module für die Wände der Mini-Häuser und auch die Möbel. Möglich gemacht wird das auch durch eine großzügige Sponsorin, die mit ihrer Spende an die KJS die Materialkosten von insgesamt 100.000 Euro finanziert.
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Die einzelnen Elemente sollen dann an den Standort nach Hassel gebracht, dort zusammengesetzt und an die Versorgungsleitungen angeschlossen werden, die extra dafür gelegt wurden. Katrin Schmidt von der Öffentlichkeitsarbeit der KJS weiß, wie wichtig diese Arbeit für die Jugendlichen ist: „Gebraucht zu werden und zu merken, dass man etwas Sinnvolles für andere Menschen macht, das steigert bei vielen die Motivation.“ Und zu sehen, wie die jungen Menschen über sich hinauswachsen, „das ist einfach toll.“