Gelsenkirchen. Guide Michelin und Schlemmer Atlas rühmen die Küche des Gelsenkirchener „Unverhofft“ am Golfclub Haus Leythe. So war es bei unserem Besuch.
Bei Tennis-Club-Gastronomie kennt die Autorin sich aus, Golfclub-Restaurants wie das „Unverhofft“ am Golfclub Haus Leythe sind Neuland für sie. Der besondere Reiz ist freilich der exzellente Ruf der Küche von Patrick Hoff, gelobt auch von Fachmagazinen wie dem Guide Michelin und dem Gourmet-Magazin „Der Feinschmecker“. Letzteres hat Hoff zuletzt im Januar bescheinigt, eines der besten „Restaurants für jeden Tag 2024“ zu führen.
Idyllischer Fußweg vom Parkplatz zum Restaurant
Nach dem idyllischen Fußweg vom Parkplatz zum Restaurant und Clubhaus – Parken am Restaurant ist nicht vorgesehen – zeigt sich beim Betreten des „Unverhofft“ in Gelsenkirchen Erle: Es ist ein schickes, aber auch ein echtes Vereins-Restaurant. Kunststofftische, sehr bequeme cognacfarbene Polsterstühle, ansonsten eher nüchtern-kühles Ambiente, mit Schottersteinchen auf dem mit Kakteen dekorierten Tablett und schlichtem grauen Stoffläufer.
Wir werden gleich an der Tür platziert, für die wirklich atemberaubend schöne Terrasse ist es uns heute zu kühl. Gegenüber unserem Tisch an der Wand steht die Kasse. Die Kellnerin ist freundlich, die Karte kommt schnell.
Schon beim Lesen der Karte beginnt der Gaumen, sich zu freuen. Die Spargelbowl mit Bulgur und Erdbeeren klingt sehr verlockend, das Rote-Bete-Carpaccio nicht minder. Seeteufel, Tagliata, Rotes Thai Curry, Pasta mit Vongole, Spare Ribs aus dem Smoker und Schnitzel: Crossover-Küche vom Feinsten, für jeden etwas dabei. Burger gibt es in veganer und in fleischiger Variante, die Pommes sind selbstverständlich auch aus Süßkartoffeln bestellbar. Die Qual der Wahl ist hier besonders groß, die Preisspanne ebenfalls. Die Hauptgerichte liegen zwischen 18 (mit Pommes) und 39 Euro, Vorspeisen zwischen 6 Euro (Brot mit Dip) und 17 Euro (Beef Tataki).
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Mein Favorit, die Spargelbowl, ist leider aus, alternativ sollen es zur Vorspeise vier Garnelen (7,90 Euro, die Karte bietet auch acht zu 12,90 Euro) sein, der Gatte entscheidet sich für die Rote-Bete. Die Vorspeise kommt schnell auf den Tisch, ein Gaumenschmeichler oder Brot wahlweise mit verschiedensten Dips und Cremes zum Auftakt müsste extra bestellt werden.
Das Rote-Bete-Carpaccio: Köstlich und leicht
Die Garnelen – gebettet auf Rucola und Parmesanspänen – haben genau den richtigen Biss, saftig und doch fest. Chili und ein Hauch von Fenchel geben dem Ganzen eine süße Schärfe, dazu gibt es Baguette. Das Rote-Bete-Carpaccio (13,50 Euro) ist zugleich Augen- und Gaumenschmaus. Die hauchdünnen Scheiben ruhen auf einem dezenten Ölspiegel, das Topping bilden Walnüsse und Chili-Creme-Krönchen plus Rucola. Köstlich.
Bis zur Hauptspeise vergeht eine Dreiviertelstunde, unterdessen habe ich den Tempranillo genossen. Die Auswahl auch an offenen Weinen ist groß, der Spanier ist für mich die perfekte Wahl als Essensbegleiter (6,80 Euro für 0,2 Liter). Am Ende bekomme ich auf Nachfrage auch noch den Lieferanten (aus Buer) genannt.
Unsere Hauptgerichte – Saltimbocca vom Seeteufel (36,50 Euro) und Tagliata vom US Beef (34 Euro) – sind üppig portioniert. Der Seeteufel ruht unter einem Hauch von Rote-Bete in Korallengestalt, eingerahmt von Rostmöhren und Rieslingschaum. Unter dem in eine dicke Scheibe stark geräucherten Schinken gehüllten Fisch verbirgt sich der Bärlauch-Risotto.
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Das Seeteufel-Päckchen ist gefüllt mit frischem Salbei, wie beim Original-Kalbsschnitzel-Saltimbocca üblich. Das ganze Ensemble ist extrem kräftig-deftig im Geschmack. Der Gatte ist froh, sich gegen Wein und für Pils als Begleiter entschieden zu haben. Die Möhrchen sind ihm ein wenig zu stark geröstet, das Bärlauch-Risotto ebenfalls einen Hauch zu intensiv.
Ich hingegen bin mit meiner Tagliata (34 Euro) mehr als glücklich. Das Fleisch ist auf den Punkt rosa gebraten, drei üppige Scheiben in genau der richtigen Stärke sind drapiert auf Rucola mit Parmesanhobeln, gerösteten Pinienkernen und Kirschtomaten sowie ebenfalls kräftig geröstetem weißem Spargel. Die Zutaten ergänzen sich perfekt, ich vermisse die Sättigungsbeilage keine Sekunde lang.
Beim nächsten Besuch ist die Küche „für jeden Tag“ dran
Statt üppigem Dessert (Patrick´s Cheesecake mit Vanilleeis, Karamell und Sahne, Frischkäseriegel mit Hafer, Honig, Thymian und Pralineneis oder Crème brûlée mit Kumquat und Vanilleeis) soll ein Affogato, also ein Espresso mit Eis und Amarettini-Splittern unser Mahl beschließen.
Abgesehen vom für unseren Geschmack etwas zu kräftigen Saltimbocca sind wir rundum zufrieden, angenehm gesättigt und kommen gern wieder, um die vom Feinschmecker so gepriesene Küche „für jeden Tag“ zu genießen. Vielleicht die „Unverhoffte Currywurst mit Süßkartoffelpommes“ (10,30) oder das „Rote Thai Curry“ (17,90 Euro).