Gelsenkirchen. Einmal im Jahr lädt die Stadt Gelsenkirchen Ehejubilare zum Empfang ins Musiktheater. Paare verraten das Geheimnis einer glücklichen Ehe.

Die 63 Paare, die hier und heute im Musiktheater versammelt sind, sind ein Abbild der ehelichen Treue und Verbundenheit der Gelsenkirchenerinnen und Gelsenkirchener. Es sind Ehejubilare, die in diesem Jahr mindestens ihre Goldene Hochzeit gefeiert haben. Einige wenige haben sogar die Eiserne Hochzeit schon hinter sich, sind also 65 Jahre verheiratet. Auf Einladung von Oberbürgermeisterin Karin Welge sind sie gekommen, um hier gemeinsam noch einmal ihres Ehrentages zu gedenken.

Entsprechend fröhlich ist die Stimmung. Schließlich hat man sich durchaus etwas zu erzählen. Auch, wenn man die Tischnachbarn nicht kennt, so gibt es doch eine Verbindung zwischen allen. Einmal im Jahr lädt das Stadtoberhaupt zu diesem Format ein – und das schon seit vielen Jahren. „Diese Veranstaltung ist sehr beliebt“, erzählt Dr. Holger Schrader, Leiter der Abteilung Repräsentation und Bürgerangelegenheiten. Das Besondere: Man darf auch öfter kommen. Zu jedem Ehejubiläum. Und so seien auch etliche im Raum schon mehrfach hier gewesen.

Stadt Gelsenkirchen ist schuld: Flitterwochen ohne „richtigen“ Trauschein

Oberbürgermeisterin Karin Welge (Mitte) empfing die Gäste im Foyer des Musiktheaters.
Oberbürgermeisterin Karin Welge (Mitte) empfing die Gäste im Foyer des Musiktheaters. © FUNKE Foto Services | Michael Korte

Für Renata und Harald Kauffmann ist es das erste Mal. Sie haben im April ihre Goldene Hochzeit gefeiert. Beim Gedanken daran gibt es gleich die erste amüsante Anekdote zu erzählen: „Wir haben 1973 geheiratet, am 27. April standesamtlich und am 28. April kirchlich. Am 1. Mai sind wir in die Flitterwochen gefahren, nach Mallorca. Als wir zurückkamen, fanden wir einen Brief der Stadt vor, in dem stand, dass wir gar nicht verheiratet seien. Der Standesbeamte hatte den Namen meiner Frau falsch geschrieben.“ Die Formalität muss nachgeholt werden. Und streng genommen hat das Paar somit Flitterwochen ohne Trauschein gemacht. „Dabei hat meine Schwiegermutter immer darauf geachtet, dass wir vor der Hochzeit getrennte Schlafzimmer hatten.“

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Wie die beiden es geschafft haben, so lange miteinander glücklich zu sein? „Mir hat mal jemand gesagt, es gehe darum, nicht alles hinzuschmeißen, wenn mal etwas nicht klappt. Man solle versuchen, es zu reparieren.“ Das ist den beiden wohl gelungen – auch wenn es ausdrücklich keine Liebe auf den ersten Blick war, betonen beide. „Ich war ja in seinen Augen der Störenfried“, frotzelt Renata Kauffmann. Den Hintergrund dieser Anspielung liefert Harald Kauffmann: Am Abend, als sich die beiden einst kennenlernen, ist er mit seiner Clique unterwegs und die will sie noch dazu holen. „Jetzt noch ein Störenfried? Das habe ich gesagt. Aber als ich sie gesehen habe, dachte ich, das ist doch ein hübsches Mädchen.“

Die „Perle von Erle“ verdankt ihrem Mann den Weg auf die Bühne

Ganz anders war das bei Hans Jürgen und Gisela Engels. Gefragt, ob es bei ihnen Liebe auf den ersten Blick gewesen sei, lachen beide. Das komme drauf an, wen von beiden man frage. „Ich war sofort hin und weg“, sagt er. „Und sie war zäh.“ Ob sie umworben werden wollte? „Wollte ich nicht. Aber er hat es getan“, verrät sie. Womit er sie beeindrucken konnte? „Seine Art – und seine Beharrlichkeit.“ Nach einem Jahr haben sich die beiden verlobt. Im März dieses Jahres haben sie ihre goldene Hochzeit gefeiert. Ihr Rezept für eine glückliche Ehe? „Die Liebe, die Zuneigung, die Kinder, die Verbundenheit – es gehört so vieles zu einer gelungenen Ehe dazu“, sagt Hans Jürgen Engels.

Eingeschlagen wie der Blitz hat die Liebe bei Ilona und Alfred Goldstein. „Kennengelernt haben wir uns, weil meine Mutter an seine Mutter einen Küchen-Ofen verkauft hat. Die beiden waren befreundet, wir kannten uns bis dahin nicht. Es war bei uns beiden Liebe auf den ersten Blick“, sagt sie und schwärmt, „er war ein schöner, feiner Mann“. Die Liebe der beiden ist für sie schicksalhaft, so viel teilen sie miteinander im halben Jahrhundert ihrer Ehe. „Hätte ich Alfred nicht kennengelernt, hätte ich nie zum Karneval gefunden, hätte nie dort gesungen“, erzählt sie, die über Jahrzehnte als singende „Perle von Erle“ auf den Bühnen der Stadt unterwegs war und dort gefeiert wurde. „Vorher hatte ich nur mit dem Opa am Klavier gesungen.“

„Jeder hat doch eine Macke“

Während die beiden erzählen, berühren sie einander immer wieder an den Händen, strahlen einander an. „Wir sind bis heute sehr verliebt“, spricht Ilona Goldstein das Sichtbare aus. „Wir haben alle Höhen und Tiefen gemeinsam erlebt.“ Wie sie es geschafft haben, eine so glückliche Ehe zu führen? „Mit viel Liebe und Vertrauen“, sagt Alfred Goldstein. Und sie ergänzt: Man müsse über Kleinigkeiten auch mal hinwegsehen können. „Jeder hat doch eine Macke. Die nehmen wir mit Humor.“