Gelsenkirchen. Mit “Elisabeth“ fing alles an: Der Motorsegler löschte 1914 als erstes Schiff im Stadthafen 200 Tonnen Zucker. Getreide, Öl und Schrott sind heute die Hauptumschlag-Güter. Rund 1000 Frachtschiffe schlagen pro Jahr ihre Fracht im Stadthafen um, gut 30.000 Eisenbahnwaggons rollen über das Schienennetz.
Mit „Elisabeth“ und 200 Tonnen Zucker fing alles an. Der Motorsegler transportierte seine Fracht über den Rhein-Herne-Kanal. Auf diesen 38 Kilometern neuer Wasserstraße von Duisburg-Ruhrort bis Herne machte er bei der Premierenfahrt im Gelsenkirchener Stadthafen fest. Am 13. Juli 1914 wurde die süße Fracht gelöscht. Der Auftakt zu einer 100-jährigen Erfolgsgeschichte mit kleinen Umschlags-Dellen in den frühen Hafenjahren, aber insgesamt großem Zuwachs.
Die aktuellen Frachtdaten: „Rund 1000 Frachtschiffe schlagen pro Jahr ihre Fracht im Stadthafen um, gut 30.000 Eisenbahnwaggons rollen über das Schienennetz im Hafengebiet.“ Verkehrsübergreifend, rechnet Franz-Josef Grefrath, Prokurist bei Gelsen-Log. und Leiter des Hafenbetriebs, werden auf Schiene, Schiff und Straße „jedes Jahr etwa sechs Millionen Tonnen Güter von und zum Hafen Gelsenkirchen befördert“. Davon werden per Binnenschiff pro Jahr etwa 1,5 Millionen Tonnen transportiert. Getreide, Schrott, Mineralöl, Stückgut – das ist der Waren-Mix, der den Hafen brummen lässt.
Freifläche in allerbester Lage
Allein letztes Jahr stieg der Umschlag um 8,9 Prozent. Platz zwei im Revier verteidigt Gelsenkirchen seit Jahren. Uneinholbar vorn liegt Duisburg. 25 Mio. Tonnen wurden dort allein im ersten Halbjahr 2013 umgeschlagen. Gelsenkirchen brachte es auf 2,14 Mio., Marl auf 1,9 Mio., Dortmund und Essen gerade mal auf 749.000 und 632.000 Tonnen.
100 Jahre Rhein-Herne-Kanal
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„Der Hafen ist ein ganz wichtiger Wirtschaftsfaktor für die Stadt Gelsenkirchen und die Wirtschaftsförderung“, sagt Rainer Schiffkowski. Bei den kommunalen Wirtschaftsförderern ist er für die Vermarktung von Dienstleistungs-, Gewerbe und Industrieflächen zuständig. Im Hafen muss er sich wenig Sorgen um Leerstände machen. 60 Unternehmen haben hier ihren Sitz, beschäftigen rund 2500 Mitarbeiter. „Das ist gesunder Mittelstand“, sagt Schiffkowski. Branchengrößen wie Müller’s Mühle oder Avangard Malz haben hier ihr Standorte, das Tanklager der BP, jetzt TransTank, ist eines der größten an einem Kanalhafen. Von 1,2 Millionen Quadratmetern Gesamtfläche stehen aktuell – nur – 18.000 Quadratmeter „Freifläche mit Hafenanschluss in allerbester Lage zur Vermarktung“, wirbt der Wirtschaftsförderer.
100% in städtischem Besitz
Die Ambitionen und das Geld Preußens beflügelten Anfang des 20. Jahrhunderts den Ausbau der Schifffahrtswege. Auch in Gelsenkirchen wurde geplant, verworfen, gerechnet. Die Weichen wurden schließlich in der aufstrebenden Revierstadt am 9. Februar 1911 gestellt. In geheimer Sitzung beschloss die Stadtverordneten-Versammlung „mit allen gegen 2 Stimmen endgültig die Herstellung eines städtischen Kanalhafens“. Dafür wurden laut Protokoll 6.000.000 Mark zur Verfügung gestellt.
Den ersten Spatenstich führt Oberbürgermeister Theodor Machens am 28. August 1912 aus. In knapp zwei Jahren werden 600.000 Kubikmeter Boden-Aushub bewegt. Der Rhein-Herne-Kanal war da noch (baulich) fern. Seit 1908 wurde an der Wassertrasse gebaut. Eingeweiht wird sie, wie der Stadthafen, 1914. In einem Jahrhundert haben sich Infrastruktur, Firmenbesatz und Branchenmix gewandelt, aber nicht die Besitzverhältnisse. Auch 2014 ist der Hafen zu 100 % in städtischem Besitz.
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