Gelsenkirchen.
Tief Petra brachte jede Menge Schnee nach NRW - und sorgte im gesamten Ruhrgebiet für Behinderungen auf den Straßen. Die Gelsendienste sahen sich gut vorbereitet. Und viele Gelsenkirchener blieben gelassen.
Donnerstag, 15.50 Uhr. Der Schneefall wird stärker. Zeit, bei den Gelsendiensten anzufragen, wie sie des angekündigten Schneechaos’ Herr zu werden gedenken.
Wir erreichen Pressesprecherin Stefanie Genthe über ihre Mobil-Nummer. Wo wir sie aufgeschreckt haben? „Ich sitze im Wagen und stecke gerade im Stau. Auf der Kurt-Schumacher-Straße.“ Wegen des Schneetreibens? Kann sein, muss nicht sein. Um diese Tageszeit ist die Nord-Süd-Verbindung eigentlich immer ein Schleichweg.
Andererseits verhalten sich die Autofahrer offenbar übervorsichtig, fahren noch langsamer. Das – und nicht etwa die angekündigte und bislang ausgebliebene Schneewalze – ist der Grund, warum die Bogestra seit 15.30 Uhr Probleme auf allen Buslinien registriert. Die Busse könnten schneller, wenn die Pkw sie nur ließen. „Mit den Straßenbahnen läuft bislang aber alles ganz normal, wie auch schon am Montag“, sagt Pressesprecherin Sandra Bruns, die selbst noch ein Auto-Abenteuer vor sich hat. Sie arbeitet in Bochum und wohnt hinter den sieben Bergen, dort, wo Wuppertal am höchsten ist.
Eine Stunde später sieht die Lage grundlegend anders aus. Um 17 Uhr hat die Bogestra den Busbetrieb eingestellt; die Bahnen fahren nur noch mit erheblicher Verspätung.
Gelsendienste sind vorbereitet
Alles schön weiß hier
Für die Gelsendienste kommt die Wetterhexe Petra nicht überraschend. „Wir haben schon am Morgen die Straßen vorbereitet“, sagt der Leiter des Winterdienstes, Lothar Ullrich. „Die Gruppen wurden für 16 Uhr bestellt.“ Und rückten pünktlich aus, um auf den Hauptverkehrsstraßen Schnee zu schieben und Salz zu streuen. Behutsam. „Wir müssen haushalten, aber ich denke, wir kommen übers Wochenende aus“, meint Ullrich. Zwar hat der Deutsche Straßendienst jede Menge Salz auf Halde, aber weil jetzt alle Städte gleichzeitig nachordern, gibt es Transport-Engpässe. Die Gelsendienste erwarten die nächste Lieferung am Dienstag.
Beim Taxiunternehmen Nikolaus sind sämtliche Fahrzeuge im Einsatz. Das sei nicht immer so, sagt der 41-Jährige, der sein Mietauto behutsam, aber gekonnt durch Erle lenkt, vorbei an Schnee schaufelnden Erwachsenen und Kindern in Skianzügen in den Nebenstraßen. „Aufgrund der Witterung hatte ich in den letzten zwei Stunden fünf Fahrten mehr als üblich“, sagt er. Drei Fahrgäste seien nicht gut zu Fuß gewesen, eine Dame hätte sich mit ihrem eigenen Auto nicht getraut, eine andere hätte nicht gedurft - mit dem Auto ihres Mannes. Dem Taximann macht das Wetter nichts aus: „Ich habe sogar Spaß daran."
Lkw scheitern schon an geringen Steigungen
Anders dürften die Lkw-Fahrer denken, deren Maschinen teilweise schon an geringen Steigungen - Kanalbrücke, Eisenbahnunterführung Schalke-Nord - kapitulieren, während Kinder in Vorgärten Schneemänner bauen. Sogar bei einem Geländewagen drehen die Reifen beim Anfahren durch. Oder ist der Fahrer nicht fähig? Der kleine Mann jedenfalls, der sich von seinem Vater auf dem Holzschlitten über die matschig-weiße Bahnhofstraße ziehen lässt, muss nichts weiter tun, als sitzen zu bleiben. Und trotzdem macht er plumps.
Aber ist das denn jetzt das vielbeschworene Wetter-Chaos? Die Schneewalze? „Also, ich finde es nicht bedrohlich“, findet Marc Dissel auf der Ahstraße. Aber er habe sich auch noch kein Bild von den Verhältnissen auf den Straßen machen können. Gängiges Fußgängerutensil ist jedenfalls auch bei ihm der Regenschirm.