Gelsenkirchen. Bei der in Gelsenkirchen ansässigen BP-Tochter Ruhr Oel GmbH gefährdet die Krise in Libyen den Nachschub an Rohöl nicht. Laut BP wurden hier 2010 sieben Prozent des Rohöls aus Afrika bezogen - und die Anlagen könnten auch günstigere Öle verarbeiten.

Liefer- bzw. Produktionsengpässe in Sachen Rohöl wegen der Revolution in Libyen? Nein, diese Sorgen muss sich die Ruhr Oel GmbH, die als BP-Tochter in ihren Raffinerien Horst und Scholven Mineralöle verarbeitet, an ihrem Standort Gelsenkirchen nicht machen. Ein immer wieder neuer Rohöl-Mix sorgt dafür, dass Abhängigkeiten von einem Öl exportierenden Land gar nicht erst entstehen.

„Wir verarbeiten in Gelsenkirchen 80 bis 90 Rohöle unterschiedlichster Herkunft, libysches Öl ist zurzeit nicht darunter“, erläuterte BP-Pressesprecher Detlef Brandenburg auf WAZ-Anfrage. Deutschland werde aus 30 Ländern mit Rohöl beliefert. „35 Prozent des Öls bezieht Deutschland aus Russland, Libyen steht erst an 5. Stelle.“

Raffinerien in Gelsenkirchen können auch schwerere Öle verarbeiten

Zudem befinde sich der Gelsenkirchener Standort in der komfortablen Lage, in seinen Anlagen auch schwerere, auf dem Weltmarkt vergleichsweise günstigere Öle verarbeiten zu können - was vor dem Hintergrund des aktuell steigenden Ölpreises einen Wettbewerbsvorteil bedeutet. „So können wir auf mögliche Engpässe flexibler als andere Standorte reagieren. Wir stellen unseren Rohöl-Mix je nach Marktlage mit schwereren oder leichteren Ölen so zusammen, dass unsere Anlagen möglichst voll ausgelastet sind“, erklärte BP-Sprecher Achim Bothe.

Gelsenkirchen bezieht nur sieben Prozent seines Rohöls aus Afrika

Gelsenkirchen wird über zwei Pipelines mit Rohöl beliefert: aus dem niederländischen Rotterdam und dem deutschen Wilhelmshaven. 2010 verarbeitete der Standort 11,8 Mio Tonnen Rohöl, davon 7 Prozent aus Afrika, so Bothe.

So wenig die Krise in Libyen Auswirkungen auf Gelsenkirchen hat - der Konzern BP hat(te) sehr wohl Mitarbeiter in dem nordafrikanischen Land, die die Londoner Zentrale im Zuge der Unruhen abgezogen hat, so Brandenburg. Eine im Mai 2007 mit einem libyschen Partnerunternehmen abgeschlossene Explorations- und Produktionsvereinbarung wird schon seit längerem nicht weiter verfolgt, so Brandenburg. Sie hatte Probebohrungen auf einem 54 000 Quadratkilometer großen Areal des Onshore-Ghadamesbeckens und des Offshore-Syrtebeckens mit Investitionen von 900 Mio US-Dollar zum Inhalt.