Gelsenkirchen.

Wenn Neue Musik auf dem Spielplan steht, fährt vielen Musikfreunden nicht selten der Schreck in die Glieder. Zu schräg, zu atonal, zu verkopft oder zu konstruiert heißen die Befürchtungen. Am 6. Oktober steht zeitgenössische Musik auf dem Spielplan des Musiktheaters im Revier und Anna Grundmeier vom Regieteam verspricht: „Das Publikum wird einen unmittelbaren, intuitiven Zugang bekommen.“

Ein Sprung ins Ungewisse bleibt die Produktion „Sprung in die Leere“ dennoch, denn es handelt sich um eine Uraufführung. Die Oper von Felix Leuschner (Komposition) und Reto Finger (Libretto) ist eine Auftragskomposition des Musiktheaters aus Anlass des 50. Todestages von Yves Klein und wird erstmals am Samstag, 6. Oktober, zu hören und zu sehen sein.

Publikum wird zum Teil der Inszenierung

Vom französischen Künstler Yves Klein stammen bekanntlich die monumentalen blauen Schwammreliefs im Foyer des Opernhauses. Und diese riesigen monochromen Flächen werden auch die Kulisse und das Bühnenbild für die Inszenierung bilden. Die Werke, der Raum und das Publikum, allesamt mutieren sie zum Teil der Inszenierung. Die Menschen sitzen auf Drehstühlen und können das Treiben um sie herum mitverfolgen. Auch zwischen den Zuschauerreihen werden sich die Künstler bewegen.

„Sprung in die Leere“ erinnert an eine Kunstaktion von Yves Klein, bei der der Franzose durch einen vermeintlichen Sprung in die Tiefe das Thema Leere spektakulär in Szene setzte. Notensetzer Leuschner näherte sich dem sogenannten „Dandy der Ekstase“, in dem er zunächst versuchte, sowohl den Menschen als auch den Künstler kennenzulernen: „Klein starb mit 34 Jahren, das ist genau mein Alter.“

"Das Spiel dreht sich stark um Assoziationen"

Die Wucht seiner Gedanken, sein Charisma, sein Selbstbewusstsein beschäftigten den Komponisten. „Den Zuschauer erwartet mit der anderthalbstündigen Oper allerdings keine biografische Nacherzählung .“ So gibt es für die Solisten auch keine Rollenzuweisungen. Bis auf eine: Mark Weigel spielt Yves Klein. Und sagt: „Das Spiel dreht sich stark um Assoziationen.“

Die Musik ebenfalls. Der Komponist schuf große Klangflächen, die ebenso monochrom wirken wie Yves Kleins blaue Farbflächen: „Diese Klänge verändern sich kaum oder nur ganz langsam, der Raum mit seinem starken Nachhall wird zum Instrument.“ Darum wird diese Oper stets nur an diesem einen Ort realisiert werden können, für den sie geschrieben wurde.