Gelsenkirchen.. Im Rahmen der pädagogischen Friedensarbeit recherchierten Schülerinnen und Schüler der Gesamtschule Berger Feld anhand von Gräberlisten das Schicksal von Weltkriegssoldaten und ihrer Hinterbliebenen. Eine Delegation reiste zur Gedenkfeier auf dem deutschen Soldatenfriedhof in Tarabya.

Seit 15 Jahren blickt die Gesamtschule Berger Feld (GSBF) auf eine erfolgreiche pädagogische Friedensarbeit zurück. Anlässlich des Friedensprojekts Ypern und Tarabya beschäftigen sich Schüler der Oberstufe im Projektkurs Geschichte mit Einzelschicksalen gefallener Soldaten des Ersten Weltkriegs, die auf den Soldatenfriedhöfen Langemarck (Ypern, Belgien) und Tarabya (Istanbul) begraben sind, und suchen nach Hinterbliebenen. Eine Delegation der Gesamtschule war vor wenigen Tagen zu Gast bei einer Gedenkfeier auf dem deutschen Soldatenfriedhof in Tarabya.

Schülerinnen und Schüler der GSBF und aus einer Schule von Gelsenkirchens türkischer Partnerstadt Büyükcekmece gestalteten dabei eine Friedensfeier, bei der die beiden im Ersten Weltkrieg gefallenen Soldaten Fritz Hilgendorff und Ludwig Preußner durch Gedichte, Reden, Blumen und Kranzniederlegung gewürdigt worden. An den Feierlichkeiten nahmen auch Verwandte des Soldaten Hilgendorff aus Schweden und Mecklenburg-Vorpommern teil.

Was wurde aus Fritz Hilgendorff und Ludwig Preußner ?

„Wir haben Mappen mit Infos bekommen und versucht, die einzelnen Puzzleteile zusammenzusetzen“, beschreibt Dennis Köster (17) aus der Jahrgangsstufe 12 die wissenschaftliche Recherche der Lebensgeschichte des Soldaten Hilgendorff, die bereits von den Vorgängern des 17 Schüler starken Projektkurses begonnen worden war. Ausgangspunkt der Recherchen sind zum größten Teil die Gräberlisten vom Volksbund. Dann geht es online weiter über Gräberlisten oder Grabsteinlisten. Aktuell laufen fünf Personenrecherchen. Koordiniert wird der Projektkurs von den Lehrern Petra Stach und Veysel Hezer.

Die Schüler fanden in den beiden aktuellen Fällen heraus, dass der Kapitänleutnant Fritz Hilgendorff am 8. März 1915 in einem Istanbuler Hotel Selbstmord beging. Zuvor soll der Offizier der deutschen Reichswehr an Bord des türkischen Schiffes Yadigar ein hartes Regiment geführt, zudem im Krieg an geheimen Operationen beteiligt gewesen sein.

Schüler erfolgreich bei der Suche nach Angehörigen

Ludwig Preußner verstarb am 4. Mai 1916 bei einem Flugzeugunglück. Nach Kriegsausbruch hatte er einen Posten als Unteroffizier und Leutnant inne. Als Abteilungsleiter für die fliegerische Ausbildung war er kurz vor seinem Tod in San Stefano stationiert. Er verstarb jedoch nicht im Gefecht, sondern durch einen Unfall während einer praktischen Flugstunde seines Schülers.

Bereits in den letzten Jahren waren GSBF-Schüler mehrfach erfolgreich bei der Suche nach Angehörigen gefallener deutscher Soldaten des vor 100 Jahre tobenden Weltkriegs. Bislang wurden Hinterbliebene aus Gelsenkirchen, Dresden, Kirchenlamitz (Bayern), Reinbek bei Hamburg und Wasserburg am Bodensee ausfindig gemacht, deren Großvater, Urgroßvater bzw. Großonkel in Ypern oder Tarabya begraben sind (WAZ berichtete).