Gelsenkirchen. Geschäftsführer Markus Sieland gibt das Autohaus ab. Die Tiemeyer-Gruppe möchte das Gebrauchtwagen-Geschäft ausbauen und neue Mitarbeiter anstellen. Der Name „Sieland“ soll bleiben.

Ein wenig wehmütig lässt Markus Sieland den Blick durch das Autohaus schweifen. Draußen prasselt der Regen auf den Hof. Drinnen stehen die blank polierten Neuwagen – bereit für den Verkauf. Darum wird sich der 65-Jährige nicht mehr kümmern. Er ist seit diesem Monat nicht mehr Chef im Haus. Markus Sieland hat das Autohaus an die Bochumer Tiemeyer-Gruppe abgegeben – aus Altersgründen, wie er sagt.

„Das fällt mir sehr schwer“, so Markus Sieland. „Aber besser ich gehe freiwillig, als dass sie mich hier irgendwann raustragen.“ Im Mai 1991 – vor knapp 25 Jahren – hatten Markus und Ehefrau Heike Sieland das Autohaus am Kärntener Ring in Horst eröffnet. Das gehörte vorher dem Vater von Markus Sieland. Der hat das Familienunternehmen erst mit 40 Jahren übernommen, vorher arbeitete er als Diplompsychologe in der Forschung.

„Das Autohaus jetzt abzugeben, ist wie ein Kind loszulassen“, sagt der ehemalige Geschäftsführer. Mit dem Verkauf hat er sich schwer getan. „Die Gefühle gehen auf und ab.“ Ganz raus ist die Familie Sieland aus dem Geschäft aber nicht. Ehefrau Heike – knapp 15 Jahre jünger als ihr Mann – kann sich mit dem Rentner-Dasein noch nicht anfreunden. Sie bleibt dem Autohaus als Service-Leiterin erhalten.

Fünf neue Mitarbeiter im Verkauf

Für die expandierende Tiemeyer-Gruppe mit dem Stammsitz in Bochum passt das Horster Autohaus gut ins Portfolio. Das Unternehmen möchte in der „mittelfristigen Zukunft“ etwa 200.000 Euro in Personal und bauliche Veränderungen investieren. Der Hof, auf den gerade noch so trostlos der Regen prasselt, soll vergrößert werden. Aktuell finden etwa 100 Gebrauchtwagen ihren Platz dort. In Zukunft sollen es doppelt so viele sein. Eine Parkfläche an der Seite des Autohauses soll als zusätzlicher Ausstellungsraum genutzt werden.

Eine weitere Neuerung: Fünf neue Mitarbeiter im Verkauf werde es mittelfristig geben, sagt der neue Filialleiter Stefan Marquard. Da solle der Fokus neu gesetzt werden. Die Aufbereitung der Fahrzeuge werde an eine Fremdfirma ausgelagert. Ansonsten bleibe für die aktuell 26 Mitarbeiter im Autohaus Sieland alles wie gehabt. Auch der Autohaus-Name solle bestehen bleiben. Schließlich sei „Sieland“ in Gelsenkirchen und in Buer bekannt. Ein Ziel der Tiemeyer-Gruppe: Mehr Nutzfahrzeuge in die Werkstatt holen.

Das kühle Bier am Strand von Kühlungsborn

Ex-Chef Markus Sieland geht durch seine ehemaligen Büroräume. „Ich bin eigentlich doch froh, dass ich aus dem Stress ‘raus bin“, sagt Markus Sieland. Mit den Jahren seien die Anforderungen des VW-Werkes immer größer geworden. Teure Geräte habe man kaufen müssen. „Damit habe ich nun zum Glück nichts mehr zu tun.“

Wie es für den 65-Jährigen jetzt weitergeht? Nun, ganz auf die faule Haut wolle er sich nicht legen. „Ich habe einige Bauprojekte in Dorsten, um die ich mich noch kümmere.“ Doch jetzt geht’s erstmal in den Urlaub. „Ich freue mich schon auf das kühle Bier am Strand von Kühlungsborn!“