Gelsenkirchen.. Gertrud Moritz ist vor über 50 Jahren nach Ückendorf gekommen, der Liebe wegen. Für die WAZ hat sie Kartoffelpüree mit Chicorée und Blutwurst gekocht.
Kochen ist für Gertrud Moritz etwas ganz Selbstverständliches. Sie hat ländliches Hauswirtschaften gelernt, als Hauswirtschaftshilfe gearbeitet, später für ihren Mann und die vier Kinder stets frisch gekocht. „Dosenfutter“ kam nicht auf Tisch. Wie man gut und günstig kocht, ist ihr in Fleisch und Blut übergegangen. „Wir mussten ja unser Häuschen abbezahlen, da hieß es bei vier Kindern gut rechnen.“ Alle haben immer in der sieben Quadratmeter großen Küche gegessen, in der die 86-Jährige an diesem Tag für uns ein Gericht aus ihrer Kindheit kochen möchte: Selbstgemachtes Kartoffelpüree mit Chicorée, Speck und Zwiebeln durcheinander sowie gebratene Blutwurst.
Preiswert und gehaltvoll
Kosten für vier Personen: knapp elf Euro. Buchhaltung hatte Gertrud Moritz übrigens in ihrer zweiten Ausbildung auch noch gelernt. Sieben Kinder waren sie zuhause in Mülheim-Speldorf, da musste auch schon die Mutter gut organisiert sein.
Während Gertrud Moritz erzählt, wie sie 1954 über eine Anzeige in der WAZ ihren Mann kennengelernt hat, schält sie schon die Kartoffeln. Während diese in Salzwasser kochen, wird der Chicorée zubereitet. Den bitteren Kern schneidet sie gewissenhaft heraus, die Blätter werden sehr fein geschnitten. Das Salz für die Kartoffeln kam aus einer der 14 Schütten im Hängeschrank, „den hab ich von Anfang an, von Poggenpohl damals. Der ist noch gut“, erklärt Gertrud Moritz. Er ist wirklich noch gut, und etwas „wegtun“ was noch gut ist, das mag sie ohnehin nicht. Warum sollte sie auch.
Beim Marinade anrühren – mit sehr fein geschnittener Zwiebel – erzählt Gertrud Moritz von ihrem Mann, der im Dezember 2014 verstarb. Er hatte in der Lokwerkstatt der Zeche Alma gearbeitet, hatte damals die Anzeige aufgegeben, weil er nicht irgendeine Frau wollte. „Und ich war ja auch wählerisch“, verrät sie verschmitzt.
Blutwurst lieber im Naturdarm
Kartoffeln stampfen mit dem Handstampfer – das sieht ganz schön anstrengend aus. Als sie mit der Konsistenz des Pürees zufrieden ist, kommt der Deckel auf den Topf, damit der Brei warm bleibt, während die Blutwurst zubereitet wird. Zwischendurch muss sich Gertrud Moritz dann doch mal setzen. Sie zieht den Hocker unter dem kleinen Klapptisch hervor, auf dem alles zubereitet wird.
Dass die Blutwurst in Plastik statt im Naturdarm steckt, gefällt ihr nicht. Auch, weil das Plastik ja nicht mitgebraten werden kann und die Wurst ohne Pelle zerfällt beim Braten. Schmecken tut es am Ende aber doch gut. Sehr gut sogar. Zugegeben, die Blutwurst ist nicht jedermanns Fall. Aber das Kartoffelpüree ist eine Sensation auf der Zunge. Cremig und knackig, bitter und süß zugleich. Sehr, sehr lecker.
Das isst der Pott
Und so geht’s - Zutaten und Rezept
Kartoffeln schälen und in Salzwasser 20 Minuten garen. Unterdessen Chicorée waschen, halbieren, bittere Kerne keilförmig rausschneiden, Blätter in sehr feine Streifen schneiden. Aus Essig, Öl, Salz und Pfeffer (evtl. Zucker) eine Marinade bereiten, fein geschnittene Zwiebel untermengen, Chicoréestreifen unterheben. Die gegarten Kartoffeln abgießen, mit Milch und Butter stampfen, ausgelassenen Speck unterheben, mit Deckel abdecken.
Die diagonal in dicke Scheiben geschnittene Blutwurst von beiden Seiten in Mehl wälzen, ggf. Plastikdarm vorher entfernen. In Margarine in einer Eisenpfanne von beiden Seiten in je fünf Minuten kross braten. Wenn die Blutwurst fertig ist, Chicorée unter Püree heben. Fertig!
Die Zutaten
1 kg mehlige Kartoffeln
4 Chicorée, 1 Zwiebel
50 g fetter Speck, 1 Tasse Milch, 1 Esslöffel Butter, Salz, Pfeffer, 2 EL Salatöl, zwei Teelöffel Balsamico,
1 Ring Blutwurst
2 Esslöffel Mehl, 2 EL Margarine zum Braten