Gelsenkirchen. Die Gesamtschule Ückendorf kooperiert mit der Westfälischen Hochschule. Talentscouts sollen fortan Schüler beim Wechsel an die Uni unterstützen.
„Wir wollen vor allem Nichtakademiker-Kinder fördern, die aber Power und Talent haben“, sagt Suat Yilmaz. Der Sozialwissenschaftler ist Talentscout an der Westfälischen Hochschule.
Das „Talentscouting NRW“ gibt es seit diesem Monat auch an der Gesamtschule Ückendorf. „Ückendorf ist ein wichtiger Stadtteil für uns. Hier gibt es viele Kids und genau das richtige Klientel; hier haben wir die Möglichkeit, viel zu erreichen“, so Yilmaz weiter.
„Schülerschaft, die genau diese Kriterien erfüllt“
Das findet auch Schulleiter Achim Elvert. „Wir haben eine Schülerschaft, die eben genau diese Kriterien erfüllt“, sagt er.
Ziel der Talentförderung ist es, Schülern aus nichtakademischen Familien den Übergang zwischen Schule und Studium zu erleichtern, sie bei der Entscheidung zu unterstützen. Das Besondere: Die Begleitung der Schüler startet bereits ab der Oberstufe. Mit monatlich stattfindenden Gesprächen von bis zu 30 Minuten. In denen solle den Jugendlichen „der Horizont ein Stück weit geöffnet werden“, sagt Yilmaz. Die Beratung geht aber auch während des Studiums weiter. „Im Idealfall bis zum Master – das sind dann bis zu acht Jahre“, erklärt Yilmaz und spricht von einem „langen, intensiven Prozess“, der Schule, Beratung und Wissenschaft verknüpfe.
Jugendliche brauchen Zeit für die richtige Entscheidung
Mehmet Sarili (18) geht aktuell in die zwölfte Klasse. Er ist einer der Schüler, der an der ersten Gesprächsrunde mit Talentscout Seren Basogul teilgenommen hat – sie wird die Oberstufenschüler der GSÜ betreuen. „Ich bin ohne wirkliche Erwartungen zum Gespräch gegangen“, sagt Sarili. Am liebsten möchte er studieren, an Uni oder Fachhochschule, „vielleicht Psychologie“, hat er beim Gespräch gesagt. Talentscout Basogul habe ihm empfohlen, erstmal einen Persönlichkeitstest im Netz zu machen. Um heraus zu finden, ob auch noch anderes für ihn in Frage käme – immerhin gibt es in Deutschland über 17. 000 Studiengänge. Der Test steht noch aus.
„Wir brauchen Zeit, um die Entscheidung für die Zeit nach der Schule entstehen zu lassen“, sagt Yilmaz. Eben deswegen setze die Talentförderung bereits so früh in der Schule an. „Die meisten Jugendlichen haben so einen Kopf, wenn sie zu uns kommen.“
„Ich möchte Biologie oder Medizin studieren“
Ein bisschen weiter in ihren Überlegungen ist Büsra Can. Die 19-Jährige ist gerade „voll im Abi-Stress“, schreibt die ersten Vor-Abi-Klausuren. „Biologie oder Medizin möchte ich studieren – je nach Schnitt“, sagt Can. Das habe sie Basogul beim Gespräch auch gesagt. Den Persönlichkeitstest habe der Talentscout ihr ebenfalls empfohlen – Can hat ihn schon gemacht. Das Ergebnis: „Ging schon in meine Biologie-Richtung“, sagt Can. Und fügt hinzu: „Danach war ich mir auf jeden Fall viel sicherer.“