Das Abitur ist jetzt auch im Osten der Stadt machbar. Der zukünftige Schulleiter Andreas Lisson spricht über die pädagogischen Ansätze der neuen Gesamtschule-Erle. Und erklärt, warum er von einer neuen, offenen Unterrichtsform begeistert ist. Warum er die Idee der Lernbüros so faszinierend findet.
Zum neuen Schuljahr 2014/2015 wird in Erle eine neue Gesamtschule eingerichtet. WAZ-Redakteurin Angelika Wölke sprach mit dem zukünftigen Schulleiter Andreas Lisson.
Warum braucht Gelsenkirchen eine sechste Gesamtschule?
Andreas Lisson: Im Osten der Stadt konnten wir Schüler bisher nicht die Möglichkeit anbieten, ein Abitur zu machen.
Gibt es denn Interesse bei Eltern und Schülern?
Ja, wir mussten bisher in Gelsenkirchen jährlich weit über 100 Schüler abweisen, die eine Gesamtschule besuchen wollten.
Sie starten im Sommer mit der neuen Klasse 5 im Gebäude der Gerhart-Hauptmann-Realschule. Wie viele Schüler dürfen kommen?
Informationen und Anmeldungen
Anmeldungen nimmt die neue Gesamtschule Erle von Montag, 10. bis Freitag, 14. Februar, entgegen. Das Sekretariat an der Mühlbachstraße 3 in Erle ist an den Tagen von 8 bis 17 Uhr besetzt.
Telefonische Rückfragen sind ebenfalls möglich. Interessierte erhalten weitere Informationen unter 450910 oder auf der neu eingerichteten Homepage im Internet unter „www.gs-erle.de“
Mindestens 120. Wir haben die Genehmigung, vierzügig zu starten. Bei Bedarf können wir aber eine weitere 5. Klasse einrichten.
Die Schüler bleiben verlässlich bis 15 Uhr bei Ihnen?
Ja. Sie bekommen ein Mittagessen in der Kantine und am Nachmittag sind sie mit ihren AG’s, ihren Schwerpunktbereichen und Förderprogrammen beschäftigt.
Was werden denn Ihre Schwerpunkte sein?
Wir sind ja bereits jetzt - als Gerhart-Hauptmann-Realschule – bilingual ausgerichtet und haben Mint-Klassen eingerichtet. Das werden auch in Zukunft unsere Schwerpunkte bleiben.
Das bieten Sie ja jetzt bereits. Wo liegt der „Mehrwert“ der Gesamtschule?
Ich würde sehr gerne Lernbüros einrichten. Ich habe mir das in Münster angesehen und war fasziniert.
Wie sieht denn so ein Lernbüro aus?
Es ist eine sehr offene Unterrichtsform, bei der unterschiedliche Schüler von einem Lehrer betreut werden. Hier werden Stärken herausgearbeitet. Die Kinder sollen in den Dingen bestärkt werden, die sie gut können. Sie werden dort gefördert, wo sie es brauchen. Dazu gehört auch, dass die Kinder den Termin für ihre Klassenarbeit selbst bestimmen.
Gibt’s da nicht schon erste Proteste und Widerstände von Eltern?
Mir wird zuweilen vorgeworfen, eine Kuschelpädagogik zu betreiben. Das ist aber nicht richtig. Mein Ziel ist es, die Kinder zum Lernen zu motivieren und zur Leistungsbereitschaft anzuregen. Daher bekommen die Kinder bei uns auch ein Angebot, das ihrer individuellen Leistungsstruktur entspricht.
Das müssen Sie mir erklären. Schreiben die Schüler eines Jahrgangs dann auch unterschiedlich schwere Arbeiten?
Ja. Wir wollen den Schülern das maximale Erfolgserlebnis geben. Und wenn die Arbeiten unterschiedlich schwer sind, kann auch ein schwächerer Schüler mal eine eins schreiben. Das motiviert ihn.
Natürlich muss am Ende, zum Abitur hin, die gleiche Leistungsfähigkeit bei allen da sein. Wir reden hier zunächst nur über den 5. und 6. Jahrgang. Da wollen wir Weichen stellen, wollen die Kinder in den Dingen bestärken, die sie gut können, und sie dort fördern, wo sie es brauchen.