Gelsenkirchen. Der Arbeitstag von Hörfunk-Journalist Dirk große Schlarmann (31) beginnt morgens um 4 Uhr mit der Zeitungslektüre. Als Moderator bei Radio Emscher-Lippe versorgt er die Zuhörer mit Nachrichten, Musik und obskuren Geschichten.
Der Song nähert sich dem Ende. Dirk große Schlarmann (31) zieht einen der Regler des Mischpults vor ihm nach unten, drückt einen roten Knopf. „Schönen guten Morgen, hier ist Radio Emscher Lippe um acht nach acht. Die Japaner bringen mich um die Ecke“, spricht er ins Mikro vor sich. Und dann erzählt er den Zuhörern von fernöstlichen Spielereien an Urinals. „Kein Witz: Da kann man virtuell ein Graffiti wegpinkeln.“
Dirk große Schlarmann hat gute Laune. Wie immer eigentlich. Und das, obwohl er schon seit 6 Uhr früh in der Sprechkabine der REL-Redaktion an der Hochstraße in Buer steht. Vor Ort ist er allerdings schon seit 4 Uhr: „Ich muss dann erstmal alle Zeitungen lesen. Die WAZ aus Gladbeck, die aus Gelsenkirchen und die aus Bottrop. Dazu die Bild und die Rheinische Post.“ Schließlich muss ein Hörfunk-Journalist wissen, was um ihn herum so los ist.
„Ich bin eigentlich nur der Dulle, der hier morgens die Knöpfchen drückt.“
Dirk große Schlarmann
Für obskure Geschichten bemüht der Ückendorfer auch schon mal das World Wide Web: „Bei Google einfach ,Japaner’ eingeben - da findet man immer was.“ Gerade läuft „Never Let Me Down Again“ von Depeche Mode. Die Songs sind alle von Radio NRW in Oberhausen vorgegeben. „Ich bin eigentlich nur der Dulle, der hier morgens die Knöpfchen drückt.“
Ganz so einfach ist es natürlich nicht. Der Radio-Mann wirft einen Blick auf seinen nächsten Moderationszettel. „Die Texte dürfen sich nie abgelesen anhören.“ Dann bekommt der REL-Konsument ein kurzes Interview mit einem Reporter zu hören. Was sich daheim, im Auto oder bei der Arbeit so anhört, als würde Dirk große Schlarmann von Angesicht zu Angesicht mit seinem Kollegen Marvin Fischer sprechen, läuft in Wirklichkeit so ab: große Schlarmann moderiert seine Fragen und für die Antworten des Außenreporters drückt er jedesmal das entsprechende Knöpfchen. Die Antworten seines Kollegen sind am Vortag als Datei im System abgespeichert und bearbeitet worden: „Unsere Leute sind tagsüber für uns unterwegs.“
Neue Hörer im 20-Minuten-Takt
Das Interview ist zu Ende. „Jetzt kommt Herbert Grönemeyer mit ,Glück’, ich bin Dirk große Schlarmann, schönen Donnerstagmorgen“, jauchzt der 31-Jährige schon beinahe ins Telefon. Im 20-Minuten-Takt gebe es neue Hörer, erzählt er. Die Leute würden das Radio zum Frühstück, im Auto oder am Arbeitsplatz einschalten - zu unterschiedlichen Zeiten.
Von Zeit zu Zeit wandert sein Blick nach oben, auf den Flachbildfernseher. Dort läuft permanent der Nachrichtensender NTV. Auch Weltnachrichten interessieren. Apropos: im REL-Programm besorgt die wie die Songs auch Radio NRW in Oberhausen. „Das könnten wir gar nicht stemmen“, sagt Dirk große Schlarmann über die Redaktion in Gelsenkirchen. „Unbelievable“ finden EMF.
Zwölf bis 13 Minuten Redezeit
Um halb neun kommt Nachrichtensprecherin Annika Mergehenn in die Sprechkabine. Zeit für die lokalen News. Das Wetter und die Übersicht über die Verkehrslage besorgt direkt im Anschluss Andreas Flocke, der dritte im Bunde der Morgensendung von 6 bis 10 Uhr. Er schreibt übrigens auch die Moderationszettel für Dirk große Schlarmann. Zwölf bis 13 Minuten Redezeit hat der Mann von der Morgenschicht pro Stunde, zehn Lieder passen in den Block rein. Zum Beispiel „Fade To Grey“ von Visage.
Wenig später ist es Zeit für das Gewinnspiel „Tresorknacker“. Auch das besorgt Radio NRW. Dann kündigt der Ückendorfer Radiomann Obama-News an: „Hier bei mir, in zehn Minuten. Ich bin Dirk große Schlarmann.“