Gelsenkirchen.

An ihre erste Partie am Musiktheater kann sie sich noch gut erinnern: Als Göttin Juno schwebte sie vom Bühnenhimmel herab. Nun verlässt Anna Agathonos nach neun Jahren das MiR.

2001 kam die gebürtige Griechin mit Generalintendant Peter Theiler nach Gelsenkirchen. Es war ihr erstes Festengagement nach dem Studium in Wien und zwei Jahren beim Opernstudio in Marseille. „Zunächst lief mein Vertrag nur ein Jahr, aber der Förderverein des Musiktheaters (FMT) ermöglichte mir eine zweite Spielzeit, und dann bin ich geblieben“, erinnert sich die Mezzosopranistin im Gespräch.

An viele ihrer Partien, mit denen sie sich zahlreiche Fans beim MiR-Publikum erspielte, denkt sie gern zurück, besonders aus dem Belcanto-Fach: „‘La Cenerentola‘ und die Melibea in ‚Il Viaggio a Reims‘ waren zwei wunderbare Rollen, aber auch Bellinis ‚Zaira‘ war eine tolle Produktion.“

Auch habe sie es am MiR genossen, Aufgaben übernehmen zu können, die über das Singen hinausgingen: „Ich bin eine leidenschaftliche Hobbywissenschaftlerin. Von daher war ich immer sehr froh über den guten Draht zu den Dramaturgen hier am Haus“, erzählt Anna Agathonos.

So nutzte sie ihre Kontakte in der Opernwelt, um bei „Ausgrabungen“ selten gespielter Werke bei der Notenrecherche zu helfen. Auch ihre umfassenden Fremdsprachenkenntnisse kamen zum Einsatz: „Zum Beispiel durfte ich das Kinderballett ‚Wenn die Instrumente tanzen‘ von Bernd Schindowski für ein Gastspiel in Patras ins Griechische übersetzen.“

Diesen theoretischen Teil ihrer Arbeit braucht die Sängerin: „Wenn ich viel über ein Stück oder eine Rolle weiß, ziehe ich meine Inspiration daraus, das gehört für mich zur Vorbereitung einer Partie“, betont Agathonos.

Nach neun Jahren Festengagement geht die Mezzosopranistin nun den Schritt in die Freiberuflichkeit: „Das ist ein Experiment, aber ich denke, es ist ein guter Zeitpunkt, um innezuhalten und Bilanz zu ziehen.“ In Gelsenkirchen habe sie ihr Fach erweitern können: „Viele Sänger sind heute hochspezialisiert, aber ich würde mir die Vielseitigkeit, sowohl lyrische als auch dramatische Rollen singen zu können, gern bewahren“, meint Anna Agathonos. So sei sie froh, dass sie den Komponisten in Richard Strauss‘ „Ariadne auf Naxos“ noch an ihrem „Heimathaus“ ausprobieren durfte. „Auch Wagner wird sich mir vielleicht noch erschließen.“ Ansonsten träumt sie weiterhin von Rollen wie Isabella (Rossinis „Italienerin in Algier“), Charlotte (Massenets „Werther“) oder Eboli (Verdis „Don Carlos“).

Die nächste Aufgabe führt die Mezzosporanistin aber erstmal nach Erfurt, wo sie unter dem ehemaligen Gelsenkirchener Musikdirektor Samuel Bächli in einem neu zusammengestellten Abend mit Bach-Arien, die Anna Agathonos auch gleich noch ins Italienische überträgt, singt. Aber auch das Gelsenkirchener Publikum muss nicht ganz auf die beliebte Sängerin verzichten: „Ich möchte den Bereich der Liederabende gerne weiter ausbauen.“

So gibt sie am 12. November gemeinsam mit Kollegin Anke Sieloff und Michael Gees am Klavier ein Benefizkonzert in Schloss Berge.