Gelsenkirchen.

Lehrjahre sind keine Herrenjahre, sagt der Volksmund. „Lehrerjahre auch nicht“, sagt der Gelsenkirchener Pädagoge, Autor und Kabarettist Bernd Matzkowski. Der 61-jährige Gelsenkirchener schrieb nun ein Buch über die Freuden und Leiden eines langen Berufslebens im Klassenzimmer. „Kreidezeit“ titelt Matzkowski die kulturpolitische Dokumentation, in der er zurückblickt auf seine Zeit als Schüler und vor allem als Lehrer: sach- und fachkundig, kritisch und mit einer tüchtigen Prise Humor und Ironie.

Matzkowski formuliert kenntnisreich, informativ, aber mit leichter Feder. „Das Buch richtet sich nicht an ein Fachpublikum, sondern an alle, die an Schule interessiert sind.“ Und das sind - zwangsläufig - eine ganze Menge.

Blick auf die eigene Schulzeit

Bernd Matzkowski blickt auf seine eigene Schulzeit zurück, damals in den 60ern auf dem Grillo-Gymnasium. Damals, als die 68er gerade aufbegehrten gegen das Establishment. „Das Alte und Überkommene bröckelte und war in Auflösung begriffen. Und so schien mir damals der Beruf des Lehrers als eine Möglichkeit, diese Facetten der Veränderung und des Aufbruchs genau über die Institution zu v ermitteln, unter deren schäbigem Ist-Zustand ich litt“, sagt er.

Drum nahm Matzkowski das Studium an der Ruhr-Uni Bochum auf, vermisste aber später im Referendariat den erhofften freien, inspirierenden Geist. Bis Sommer 2013 engagierte sich Bernd Matzkowski als Lehrer für Deutsch und Sozialwissenschaften am Gladbecker Heisenberg-Gymnasium

Kritik am Schulsystem

Am Ende eines erfüllten Berufslebens kritisiert der Autor am heutigen Schulsystem vor allem die Überregulierung, den Zwang zu permanenten Tests, „zu viel Steuerung und zu wenig Individualität“: „Die Freiheit der 80er und 90er wird heute wieder beschnitten.“ So lauten Kapitel beredt: „Methodenzirkus oder: Das Verschwinden der Inhalte hinter den Methoden“ oder „Unterricht ist mehr als die Summe von Fächern“. Der Unterricht, so das Plädoyer Matzkowskis, müsse wieder das Kerngeschäft der Schule sein.

Die Reformen seit Pisa unterzieht der Kenner einer scharfen Kritik, hebt stattdessen die Bedeutung von Unterricht „als Kommunikationsprozess zwischen Schülern und Lehrern“ hervor.

Tipps für angehende Lehrkräfte

Das Buch, mit witzigen Illustrationen von Ulrich Queste ausgestattet, endet mit augenzwinkernden. Einer von vielen sei hier genant: „Bleiben Sie authentisch! Wenn Sie vom Charakter her ein Kotzbrocken sind, dann zeigen Sie das auch. verstellen Sie sich nicht, denn die Schüler kommen Ihnen doch auf die Schliche.“

Im kritischen Rückblick auf seine „Kreidezeit“ sagt Matzkowski dennoch, er habe damals die richtige Berufswahl getroffen: „Ich habe bis zum Schluss mit großer Freude unterrichtet.“