Gelsenkirchen. Viele Gelsenkirchener haben ihre 450-Euro-Jobs verloren. Gewerkschafter fordern endlich mehr sozialversicherungspflichtige Stellen.

Im Zusammenhang mit der Coronakrise ist die Zahl der Minijobs in Gelsenkirchen deutlich zurückgegangen. Im besonders betroffenen Gastgewerbe gingen binnen einen Jahres 13 Prozent aller 450-Euro-Stellen verloren, teilt die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) im Ruhrgebiet unter Berufung auf neueste Zahlen der Arbeitsagentur mit.

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Mitte vergangenen Jahres gab es rund 21.000 geringfügig entlohnte Arbeitsverhältnisse – ein Jahr zuvor waren es noch 22.700. Insgesamt ist die Zahl der Minijobs in Gelsenkirchen damit um acht Prozent gesunken.

Gewerkschaft: Besonders betroffen sind Frauen und Studierende 

Die neuste Statistik spiegele eine „enorme Unwucht“ auf dem heimischen Arbeitsmarkt wider, Minijobber seien die „Hauptverlierer der Krise“, teilte Gewerkschafter Adnan Kandemir mit. Denn während dank staatlicher Hilfen wie der Kurzarbeit die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Stellen in der Region nahezu konstant geblieben sei, treffe die Pandemie prekär Beschäftigte besonders hart.

„Betroffen sind gerade Frauen, die eine 450-Euro-Stelle als Kellnerin oder Küchenhilfe oft als einzige Einnahmequelle haben. Auch für viele Studierende, die sich nebenher etwas hinzuverdienen, sind die Folgen des Jobverlustes dramatisch“, betont Kandemir.

NGG fordert mehr sozialversicherungspflichtige Stellen

Minijobs seien nicht krisenfest. „Betroffene haben, anders als regulär Beschäftigte, keinen Anspruch auf Kurzarbeitergeld und leben oft in ständiger Angst um ihren Arbeitsplatz“, so der Gewerkschafter weiter. „Die Coronakrise hat den Blick auf viele gesellschaftliche Probleme gelenkt. Dazu gehören die Minijobs. Die Politik muss hier arbeitsmarktpolitisch umsteuern“, fordert er. Mehr Stellen müssten sozialversicherungspflichtig gemacht werden.

Gewerkschaft: Politik setzt falsche Anreize

Die NGG kritisiert die zahlreichen Entlassungen, hat aber angesichts der historischen Krise Verständnis für die Lage der Hotels und Restaurants. „Das Problem ist vielmehr, dass die Politik durch abgabenfreie Minijobs schon seit Jahren falsche Anreize setzt. Es ist höchste Zeit, diese Stellen sozialversicherungspflichtig zu machen“, so Kandemir. Nur wenn Sozialabgaben, Kranken-, Pflege- und Rentenversicherungsbeiträge gezahlt würden, könnten Beschäftigte wirksam geschützt werden.

Eine Heraufsetzung der Verdienstgrenze bei den Minijobs auf monatlich 600 Euro, wie sie derzeit Teile der Union fordern, gehe dagegen „in die völlig falsche Richtung“. Damit werde eine prekäre Beschäftigungsform weiter ausgebaut, statt sie einzudämmen. Nach Angaben des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) würden durch eine Heraufsetzung bundesweit rund 470.000 Menschen mit regulären Stellen ungewollt zu Minijobbern.

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