Gelsenkirchen. Auf eine Ausbildungsstelle kommen zwei Bewerber. Arbeitsagentur bleibt erste Anlaufstelle bei der Berufsorientierung. IHK und Kreishandwerkerschaft vermelden gestiegene Vertragszahlen.


Es ist die erste zentrale Aussage von Karl Tymister, dem neuen Leiter der Agentur für Arbeit in Gelsenkirchen, und es ist eine düstere. Auf dem Ausbildungsmarkt in der Emscher-Lippe-Region sieht es nicht gut aus, denn auf jede Stelle kommen zwei Bewerber. Heißt im Klartext: Zu viele junge Menschen bleiben bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz auf der Strecke.

Tymister will nicht schwarzmalen, bezeichnet die Lage aber dennoch als angespannt. 1390 gemeldeten Stellen in 2011 stehen 1329 in diesem Jahr gegenüber (-4,4%). Gleichzeitig stieg aber die Zahl der Bewerber von 2555 auf 2684 an (+5,0%). Die nackten Zahlen sprechen also gegen die Agentur, sind aber nur die halbe Wahrheit, wie der neue Leiter des Hauses an der Vattmannstraße beruhigt.

Mehr Beratungen als im Vorjahr

„Wir stellen fest, dass immer mehr Betriebe ihre Auszubildenden auf anderen Wegen, zum Beispiel auf Ausbildungsmessen, suchen. Gleichzeitig haben wir aber mehr junge Menschen beraten als noch 2011. Die Agentur für Arbeit ist also weiterhin erste Alternative im Bereich der Berufsorientierung“, so Karl Tymister. So sei keine nachlassende Ausbildungsbereitschaft bei den Unternehmen in der Region feststellbar. Auch würden sich die Bewerber in Gelsenkirchen nicht am Markt vorbei bewerben. Denn unter den Top10 der beliebtesten Ausbildungsberufe seien sechs, die unter den Top10 der meistgemeldeten Stellen seien.

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Michael Ifland, Leiter Bildung bei der IHK Nord Westfalen, erkennt zwar auch die derzeit schwierige Lage auf dem Ausbildungsmarkt, kann aber auch gute Zahlen verkünden. „Wir haben in Gelsenkirchen 1,4% mehr Ausbildungsverträge gezeichnet als im Vorjahr. In Gelsenkirchen wissen wir derzeit von 61 Bewerbern, die nicht vermittelt sind, denen wir aber neue Angebote unterbreiten können.“ Derzeit gäbe es im IHK-Bereich noch 43 unbesetzte Ausbildungsstellen.

Auch Egbert Streich, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Emscher-Lippe-West kann zum Ausbildungsmarkt gute Zahlen verbreiten. 2% mehr Verträge habe die Kreishandwerkerschaft verzeichnet. „Vor allem aber ist es uns gelungen, die Zahl der Auszubildenden zu steigern, weil es viel weniger Abbrüche gibt“, so Streich.

Die Arbeitsmarkt-Experten sind sich sicher, dass sich der Ausbildungsmarkt im Zuge des demografischen Wandels nicht selbst regulieren wird. „Nur weil weniger Menschen da sind, heißt es nicht, dass alle eine Ausbildungsstelle bekommen“, so Tymister.