Gelsenkirchen-Hassel.. Viel Improvisation, aber auch viel Zuspruch prägten das erste Jahr des umgebauten Stadtteilzentrums in Hassel. Damit sich das „Bonni“ in einigen Jahren selbst trägt, will die Geschäftsführung das Haus bekannter machen.


Vielfalt statt Einfalt zu leben, Menschen verschiedener Kulturen, Religionen, Generationen, politischer Überzeugungen und Begabungen in Hassel einen Begegnungsort zu bieten: Was als Idee vor zehn Jahren Sozialromantik atmete, hat sich ein Jahr nach der Eröffnung des Stadtteilzentrums „Bonni“ am Eppmannsweg etabliert. In spätestens fünf Jahren allerdings soll die von der Bürgerstiftung „Leben in Hassel“ getragene Einrichtung sich selbst finanzieren. Wie weit das „Bonni“ da vorangekommen ist, darüber sprach die WAZ mit Eva Frenzen, Geschäftsführerin der Stadtteilzentrum gGmbh.

„Wir sind auf gutem Weg, aber es ist noch Luft nach oben“, so die 48-Jährige. Noch nicht alles habe sich eingespielt, vieles sei dann doch anders gekommen als geplant. Zwar haben die zentralen Säulen offene Kinder- und Jugendarbeit, Kulturarbeit, Gastronomie „Dietrichs“, Fahrradwerkstatt und der Beratungsservice ihre Arbeit aufgenommen. „Aber immer wieder war Improvisation nötig, etwa weil sich die Gestaltung der Außenanlagen und der Start des zweiten Bauabschnitts in der Lukaskirche verzögert haben. Auch ist bei einigen Ehrenamtlichen die Luft etwas raus, so dass die Personaldecke an Helfern nicht mehr so dick ist. Der harte Kern ist aber nach wie vor mit Feuereifer bei der Sache, wie wir gerade beim Terrassenbau in Eigenleistung erlebt haben.“

Mittagstisch-Angebot

Mittlerweile fertiggestellt ist die Holz-Terrasse des Stadtteilzentrums. Ungeduldig darauf gewartet hatten nicht nur die Sozialarbeiter Peter Smock, Uli Kaminski und Gudrun Leh (v.l.).
Mittlerweile fertiggestellt ist die Holz-Terrasse des Stadtteilzentrums. Ungeduldig darauf gewartet hatten nicht nur die Sozialarbeiter Peter Smock, Uli Kaminski und Gudrun Leh (v.l.). © FUNKE Foto Services | FUNKE Foto Services






Das tägliche Mittagstisch-Angebot des „Dietrichs“ könne durchaus noch Zulauf gebrauchen. „Wir müssen die Außenwerbung verstärken. Das Frühstücksangebot ab 10 Uhr am ersten Sonntag im Monat wird dagegen sensationell nachgefragt.“ Die Belieferung von je zwei Kindergärten und Schulen funktioniere ebenfalls gut; auch die benachbarten Sekundarschüler essen im Bonni.

Während das „Dietrichs“ also ein „Zubrot“ bringe, bildeten öffentliche (Kultur-)Veranstaltungen ein Hauptstandbein des „Bonni“. Ob nun Trias Theater, Tullux oder internationale Gastauftritte: „Wir sind zu einer festen Größe geworden und das freut uns sehr.“ Insgesamt seien diese Angebote gut besucht und erfolgreich.

„Toll ist, dass wir uns im Bewusstsein vieler Akteure zu einer Anlaufstelle im Stadtteil entwickelt haben. Das ,Bonni’ wird regelmäßig als Veranstaltungsort gebucht, auch private Feiern von Taufe bis Beerdigung finden bei uns statt.“

Fahrradwerkstatt sehr zufrieden

Dass die Kinder- und Jugendprojekte nicht kostendeckend angeboten werden könnten, sei den Verantwortlichen klar gewesen. „Die werden immer ein Zuschussgeschäft bleiben, sind aber ein Herzstück unseres Konzepts.“ Besonders erfolgreich seien die Workshoptage und Flohmärkte, aber auch im Alltag vieler Kinder spiele die Einrichtung bei der Freizeitgestaltung und dem Erwachsenwerden eine große Rolle.

Derweil ist die Fahrradwerkstatt mit dem ersten Jahr am Eppmannsweg „sehr zufrieden“. „Unser Reparaturservice und der Verkauf von Neu- und Gebrauchträdern wird super angenommen, wir haben ein Einzugsgebiet bis Polsum, Buer und sogar Düsseldorf“, so Zweiradmechaniker-Meister Dirk Stenzel.

Auch die DRK-Flüchtlingsberatung ist gut angelaufen: „Von Mai bis August haben unsere drei Vollzeitkräfte 238 Flüchtlinge persönlich und 284 Asylbewerber telefonisch beraten“, so Leiter Martin Hinkelmann. Das Diakoniewerk, das vor Ort über Bildung und Arbeit informiert und eine Schuldner- und Insolvenzberatung anbietet, wollte sich auf WAZ-Anfrage nicht äußern.