Gelsenkirchen-Beckhausen.. Nach 54 Jahren an der Giebelstraße schließt mit „Dani’s Markt“ das letzte Lebensmittelgeschäft im Schaffrath. Besonders die älteren Bürger sorgen sich nun um die Nahversorgung, die benachbarten Geschäftsleute um die Laufkundschaft. Die Infrastruktur vor Ort, so die Angst, ist in Gefahr.
3, 2, 1 – keins: Die Zeiten, als Schaffrath noch drei Lebensmittelgeschäfte zählte, sind längst vorüber. Nur „Dani’s Markt“ an der Giebelstraße trotzte dem Trend der Billig-Discounter auf der grünen Wiese. Bis jetzt: Nach 54 Jahren vor Ort schließt Jürgen-Willi Danielowski zum 30. September seinen Laden, „weil sich der ganze Aufwand finanziell nicht mehr lohnt“. Viele, zumal Ältere, sorgen sich nun um die Nahversorgung und die allgemeine Infrastruktur im Schaffrath. Sprich: Das Aus von „Dani’s Markt“ als Frequenzbringer könnte auch die wenigen anderen Geschäftsleute in Bedrängnis bringen.
„Ausverkauf“ prangt draußen auf orangefarbenen Schaufenster-Plakaten; drinnen lichtet sich derweil das Sortiment an Milchprodukten, Konserven, Wurst und Fleisch. Aber die Kunden, sie kommen immer noch, besonders Obst und Gemüse sowie Backwaren sind gefragt. Allein: Den Großeinkauf erledig(t)en zu wenige „bei Dani“. Und genau das war das Problem.
„Abstimmung mit Füßen“
„Wenn jeder nur den vergessenen Zucker kauft, reicht’s irgendwann nicht mehr, um Betriebs- und Personalkosten zu decken. Die Schaffrather haben mit den Füßen abgestimmt, dass sie uns nicht mehr haben wollen“, meint Danielowski (47) bitter. Er hatte das Geschäft 2002 von seinem Vater übernommen, dem beliebten Firmengründer, der bei allen im Ort nur „der Dani“ hieß, oder eben: „der Willi“.
Umfahrung Schaffrath
Die demografische Entwicklung, Konkurrenz durch Discounter und die Umfahrung Schaffrath hätten, so der heutige Chef, „Dani’s Markt“ immer mehr zugesetzt. „Die alten Schaffrather sterben weg, die jüngeren kaufen woanders. Problematisch wurde es aber schon durch die Umfahrung Schaffrath. Wenn die Leute nicht vorbeikommen, können wir ihnen auch nichts verkaufen.“
Arbeitet seit 34 in „Dani’s Markt“ und muss nun bei der Abwicklung helfen: Hannelore Arnold.
Foto:
Joachim Kleine-Büning
Geschäftsleute klagen
Darauf führt auch Peter Kintrup, Inhaber des gleichnamigen Tabakwaren-, Zeitschriften- und Lotto-Geschäfts an der Schaffrathstraße seine Umsatzeinbußen zurück. „Seitdem ,Dani’s Markt’ vor zwei Wochen den Ausverkauf gestartet hat, ist der Umsatz um 50 Prozent eingebrochen“, so der 46-Jährige. Schon die Baustelle von Eon-Fernwärme habe etliche Kunden über Monate ferngehalten, „dann hat auch noch die Volksbank angekündigt, Ende 2014 ihre Filiale nebenan zu schließen, die ebenso für Laufkundschaft sorgt wie ,Dani’s Markt’; ich weiß nicht, wie es werden soll, wenn nicht wieder ein Nahversorger einzieht“, sorgt er sich. Einen Domino-Effekt fürchtet auch Stavros Lemonakis, Inhaber von „Natassas Grill“ nebenan: „Die gesamte Infrastruktur im Schaffrath geht den Bach ‘runter.“
„Dani’s“ Nachfolger
Zumindest was das Lebensmittelgeschäft angeht, kann Christian Herberhold als Immobilien-Eigentümer die Sorgen zerstreuen: „Es wird hier wieder ein Lebensmittelgeschäft geben. Ich bin mit einem renommierten Vollsortimenter fast handelseinig.“