Buer/Erle.. Der evangelische Kirchenkreis Gelsenkirchen und Wattenscheid hat in seinen Kindergärten zum 1. Januar eine Mittagessenpauschale von 48 Euro im Monat eingeführt, die besonders bei teilzeitbeschäftigten Eltern für Protest sorgt.
Zwei Mahlzeiten essen, fünf zahlen: Diese neue Abrechnungspraxis der evangelischen Kindergärten im Kirchenkreis Gelsenkirchen und Wattenscheid stößt besonders in Teilzeit beschäftigten Eltern bitter auf. Der Widerstand im Apostelkindergarten Buer und im Matthäuskindergarten Middelich hat jetzt dazu geführt, dass dort die neue Mittagessenpauschale von 48 Euro erst zu Beginn des neuen Kindergartenjahres im August eingeführt wird. Verstummt sind die Proteste aber nicht.
Im Oktober/November war es, als der Kirchenkreis per Post und Aushang über die geplante Pauschale zum 1. Januar 2012 informierte. Vereinheitlichung der Essenspreise in allen evangelischen Kitas, Verringerung des Verwaltungsaufwands und Einberechnung von Nebenkosten wurden als Gründe genannt.
„Bislang konnte ich das Essen für meinen Sohn individuell abrechnen, je nachdem, wie oft in der Woche er dort gegessen hat. Da meine Arbeitszeiten flexibel sind, bleibt er manchmal gar nicht, in anderen Wochen ein bis vier Mal über Mittag“, so eine teilzeitbeschäftigte Mutter (32), deren Sohn im Apostelkindergarten betreut wird. Ihren Namen will sie nicht veröffentlicht sehen, weil sie Nachteile für ihren Sohn fürchtet.
Wegen der neuen Regelung müsse sie im Jahr künftig mehrere hundert Euro mehr für das Essen zahlen als bisher, weil der Beitrag auch während der Kita- und Schulferien eingezogen werde, wenn die Familie im Urlaub, das Kind länger krank oder eine Übermittag-Betreuung unnötig sei. „Bisher musste ich höchstens 16 Euro im Monat zahlen, jetzt erhöht sich der Beitrag auf 48 Euro. Das ist ungerecht“, ärgert nicht nur sie sich.
Die Beschwerden der Eltern von Apostel- und Matthäuskindergarten bei der evangelischen Kindergartengemeinschaft – Träger der Einrichtungen im Kirchenkreis – veranlassten Geschäftsführerin Christiane Wegers zu einem Kompromiss für das zweite Kindergarten-Halbjahr: Je nachdem, ob die Kinder ein, zwei- oder dreimal pro Woche in der Kita essen, zahlen die Eltern 13,20 Euro, 26,40 oder 39,60 Euro – pro Essen 3,30 Euro. Sonst greift die 48-Euro-Pauschale.
„Ich kann den Ärger einzelner Eltern nachvollziehen, aber die alte Einzelabrechnungs war für uns als Träger zu aufwändig und zu teuer. Früher gab es Preisunterschiede für das Essen in den Kitas zwischen 1,70 und 2,80 Euro. Mit der Pauschale liegt er durchgängig bei 2,40 Euro, wobei auch die Kosten für eine Hauswirtschaftskraft pro Einrichtung, Strom, Wasser und das Mittagsgetränk mit einberechnet sind“, rechtfertigt Christiane Wegers das neue System.
Zudem sei eine Übermittagbetreuung früher eher die Ausnahme gewesen, „heute ist sie die Regel“; Probleme wie die der Bueranerin seien also ein „Einzelfall, den wir so nicht berücksichtigen können, auch weil uns das Kinderbildungsgesetz eine Pauschalierung vorgibt“.