Gelsenkirchen. Führungswechsel beim Sozialwerk St. Georg. Wegbegleiter würdigen Dieter Czogalla als „Unternehmerpersönlichkeit voller Leidenschaft“, der das Werk mit seinen 2500 Mitarbeitern geprägt habe. Der 62-Jährige geht als Vorstandssprecher in den Ruhestand. Sein Nachfolger ist Wolfgang Meyer (51).
„Heute hier, morgen dort“, den ewig jungen Song von Hannes Wader hatte die integrative Theatergruppe „Blitzlicht“ für den Abschied einstudiert. Ein gefühliger Moment, der den Adressaten und das Saalpublikum erreichte. Dieter Czogalla galt es adieu zu sagen. Der Vorstandssprecher des Sozialwerks St. Georg geht in den (Un)-Ruhestand – auf eigenen Wunsch mit 62.
Das Begegnungszentrum „Schacht Bismarck“ wird selten seinem Anspruch so gerecht wie Donnerstag. Rund 250 geladene Gäste aus der Region, aus halb Europa und selbst den USA fanden sich ein zu einem „Stabwechsel“ zwischen Mozart (vom Revier-Quartett) und Büfett, zwischen Interviews und symbolischen Gesten. „Vielen Dank Dieter Czogalla, viel Erfolg Wolfgang Meyer“ war der Abschiedstag überschrieben, der mit einem Gottesdienst in der St. Anna Kirche begann.
Meyer, 51, studierter Volkswirt, seit 1997 bei St. Georg und seit 2008 im Vorstand, übernimmt zum Jahreswechsel mit Gitta Bernshausen das Ruder in einem sozialen Dienstleistungsunternehmen, das zu den Schwergewichten zählt. Das Sozialwerk beschäftigt 2500 Mitarbeiter und betreut 4000 Menschen mit Assistenzbedarf. Das Thema des Nachmittags war – über Rückblicke und Würdigungen beruflicher Wegbegleiter hinaus – damit vorgegeben: Um Inklusion, um Ideen, Innovationen und veränderte Arbeitsansätze sowie ein neues Selbstverständnis in der Behinderten-Arbeit ging es in Gesprächsrunden, die WDR-Radiomann Tom Hegermann souverän-kurzweilig leitete.
Begleiter und Unterstützer für Menschen mit Assistenzbedarf
Das Sozialwerk habe sich „vom Versorger für Behinderte, wie es früher hieß, zum Begleiter und Unterstützer für Menschen mit Assistenzbedarf, wie wir heute richtiger denken und sagen“ entwickelt, so Christoph Buchbender, der Vorsitzende des Verwaltungsrates. In führender Funktion hat Czogalla die Weichen gestellt und das Sozialwerk zeitgemäß wirtschaftlich aufgestellt: mit dezentralem Geschäftsmodell, Tochtergesellschaften unter einem Holding-Dach, mit einer Führungskultur, die Buchbender als „Management by Walking“ beschreibt. Czogalla war, geerdet durch die Caritas und sein christliches Leitbild, im Werk unterwegs, stets an den Menschen und ihren Aufgaben interessiert. „Das hat sich auf die gesamte Unternehmenskultur übertragen“, so Buchbender.
Als Querdenker in der Sache und für die Sache“ wurde Czogalla gewürdigt, als Motivator und Ideengeber, als „Unternehmerpersönlichkeit voller Leidenschaft“, den Neugier und Schnelligkeit auszeichne, der analysiert und umsetzt. Und der ermutigt, wie die Theater-Truppe fand. Eine Dauerkarte bekam Czogalla von den Akteuren auf der Bühne überreicht und kündigte an, dass künftig als Zuschauer mit ihm zu rechnen ist: „Ich werde kommen.“
Ein Steuerrad für die neue Führungscrew
Der Wechsel wurde auch optisch vollzogen: Dieter Czogalla gab ein Steuerrad an Wolfgang Meyer weiter. Knapp 20 Jahre lang hat er „den Tanker“ Sozialwerk, flankiert von „schnellen Beibooten“ – den Unternehmenstöchtern – auf Kurs gebracht. Czogallas „ Ziel war und ist bis heute, die Rahmenbedingungen für das Leben der Menschen in unseren Einrichtungen und unsere Angebote zu verbessern.“ Zu Beginn bedeutete das vor allem, die Altbauten zu sanieren, neue Wohneinrichtungen zu bauen, das Werk wirtschaftlich zu stabilisieren. Dazu zählt er auch den so genannten „Zweiten Lebensraum“ – die Werkstätten wurden modernisiert, Arbeitsangebote entwickelt