Gelsenkirchen.
Ein Bergungseinsatz am Kanal, eine Rettung aus großer Höhe oder das Löschen eines Feuers – am Samstag hätte alles passieren können, unterbesetzt war die Feuerwehr in keinem Fall. Im Gegenteil: Zum „Tag der offenen Tür“ hatten die Wache an der Seestraße in Erle alles an Mann und Gerät aufgefahren, was sie zu bieten hat.
„Es ist Tradition, dass die Freiwillige und die Berufsfeuerwehr diesen Tag gemeinsam stemmen“, sagt Frank Luckas von der Freiwilligen Feuerwehr, „anders kann man dem Andrang von rund 10 000 Besuchern nicht gerecht werden.“
Bereits ab 10 Uhr morgens strömten die Besucher auf das Gelände. Die Einen interessierten sich für die Führungen durch Wache und Leitstelle, andere bestaunten die Übungen, die von Fachmännern vorgeführt wurden. Eine davon fand in schwindelerregender Höhe und mit Hilfe eines Krans statt und zeigte, wie eine Rettung, zum Beispiel an einem Hochhaus, aussieht.
Für die Höhenretter gab es bewundernde Blicke von kleinen Jungs mit zu großen Feuerwehrhelmen und lauten Applaus vom Publikum. Ihre „Tag der offenen Tür“-Premiere hatten die Männer vom Höhenretterteam somit erfolgreich gemeistert.
Einsatzstarke Fachfrauen
Apropos Männer. Fachfrauen gibt es natürlich auch. Leider jedoch nur sehr wenige. Eine von ihnen war allerdings an einem Kinderspielstand anzutreffen. Franziska Horn (14) ist seit vier Jahren bei der Jugendfeuerwehr und mit großem Einsatz bei der Sache. Doch als Mädchen gilt sie fast schon als Exot: Auf 20 Jungs kommen nur zwei Mädels.
Genau wie ihre männlichen Kollegen nimmt Franziska regelmäßig an Übungen, Ausflügen und Wettkämpfen mit der Feuerwehr teil. Sie selbst will nach der Schule bei der Feuerwehr bleiben. „Das ist auf jeden Fall mein Berufswunsch.
Denn auch wenn die Technik anfangs kompliziert ist, so ist der Umgang damit einfach sehr spannend“, so die 14-Jährige. Wie aufregend das tatsächlich ist, entdeckten die Besucher, die die Chance nutzten und einen Blick ins Innere eines Löschfahrzeugs warfen oder auf einem Rettungsboot Platz nahmen.
Rosa Kleid und Feuerwehrhelm
Aber was für Eigenschaften braucht man denn als angehende Feuerwehrfrau? „Man muss eigentlich nur lernfähig sein. Der Rest ergibt sich, wenn man immer dabei ist“, so die Schülerin der Gerhard-Hauptmann-Realschule. Ihre Begeisterung gab Franziska vor allem an Jüngere weiter: Sie betreute einen Stand,bei dem Kinder mit einem echten Feuerwehrschlauch kleine „Brände“ in einem Holzhaus löschen konnten. „Dabei kommen auch immer wieder Nachfragen, die ich gerne beantworte“, so Franziska.
Information in Kombination mit der Faszination Technik und dem spielerischen Kennenlernen – das scheint das Erfolgsrezept und spannend für die ganze Familie zu sein.
Begeistert zeigte sich auch Henry (5). Mit Hilfe eines älteren Jungen von der Jugendfeuerwehr versuchte er sich an dem großen Schlauch. „Das war cool“, sagte er, „ich hab alle Feuer abgeschossen.“ Seine Freundin Anna (5) – die die niedliche Kombination aus rosa Kleid zu einem zu großen Feuerwehrhelm trug – stand Henry übrigens in nichts nach.
An potenziellem Nachwuchs scheint es also doch nicht zu mangeln. An ein echtes Feuer mussten die Kleinen und die großen Kollegen allerdings nicht ran – denn zum Glück brannte an diesem Tag nur eins – und zwar die Sonne vom Himmel.