Gelsenkirchen. Stehende Ovationen gab es am Sonntag für einen unterhaltsamen Abend im Musiktheater im Revier, für eine Eröffnungs-Gala, die Lust auf mehr macht.
Die große Eröffnungsgala der neuen Spielzeit im Musiktheater im Revier begann am Sonntagabend mit einem Paukenschlag: Die Neue Philharmonie Westfalen, an diesem Abend hochmotiviert und in Top-Form, stimmte gemeinsam mit dem Chor und dem Extrachor des MiR die pompösen ersten Takte von „O Fortuna“ aus Carl Orffs „Carmina Burana“ an.
Doch noch bevor die Musiker den Klangteppich dieses Chorwerkes richtig ausgerollt hatten, wurde er ihnen jäh unter den Füßen weggezogen: MiR-Intendant Michael Schulz stürmte auf die Bühne und „verbot“ die Aufführung: „Wer das Werk hören möchte, muss im kommenden Mai zur Benefiz-Gala kommen“, sagte er und erntete die ersten Lacher des Abends aus dem Zuschauerraum. Unterhaltsam ging es dann im Verlauf der nächsten dreieinhalb Stunden weiter, das Publikum erlebte imposante Ausschnitte aus großen Opern und faszinierendem Musiktheater.
Hier brillierte die armenische Sopranistin Hrachuhi Bassénz mit ihrer Version von „Casta Diva“ aus Vincenzo Bellinis Oper „Norma“, ihre Kollegin Petra Schmidt ließ später mit Ausschnitten aus Giacomo Puccinis „Tosca“ ihre ausdrucksstarke Stimme walten. Sie stellte im Verlauf des Abends – wie ganz viele ihrer Kollegen – ihre Wandlungsfähigkeit unter Beweis. Mit Anke Sieloff, Joachim G. Maaß und Lars-Oliver Rühl an ihrer Seite sang sie Auszüge aus dem neugierig erwarteten Schalke-Oratorium „Kennst Du Den Mythos?“ (als bunte Musicalmischung mit Musik, die zwischen den Stilen von Lloyd Webber und Weill changiert). Zusammen mit Almuth Herbst und Piotr Prochera reiste Schmidt dann musikalisch zurück in die Zeit der Oper „La Gioconda“ von Amilcare Ponchielli. Die vielen Zugänge des MiR-Ensembles stellten sich und ihre Stimmen mit Ausschnitten aus Benjamin Brittens „A Midsummer Night’s Dream“ vor – und auch Operettenfans kamen mit Auszügen aus „Die Fledermaus“ von Johann Strauß auf ihre Kosten.
Bridget Breiner zeigte mit ihrem Ensemble „Ausschnitte aus der Werkstatt“ und verriet im Gespräch mit Michael Schulz, dass die beliebten Ballett-Jam-Sessions künftig auch im Bochumer Kunstmuseum zu erleben sein werden.
Außergewöhnliche Auftritte
Die außergewöhnlichsten Auftritte des Abends gebührten aber der Berliner Kammercore-Band „Coppelius“, die hier gemeinsam mit der Neuen Philharmonie Westfalen und dem Ausnahme-Künstler Rüdiger Frank ihre selbst geschriebene ETA-Hoffmann-Vertonung „Klein Zaches, genannt Zinnober“ auf die Bühne bringen wird. Und Henrik Wager als „Frank N. Furter“ der Rocky Horror Picture Show, die ab dem 20. Februar im Kleinen Haus auf dem Spielplan steht.