Gelsenkirchen. Emschergenossenschaft, Gelsenwasser und Gelsenkanal haben am Donnerstag symbolisch das Grabensystem im Berger Feld frei gegeben. Hier wird künftig Regenwasser der Emscher zugeführt und nicht mehr dem Kanalnetz.
Es regnete wie auf Bestellung. Was, wenngleich äußerst ungemütlich, hervorragend zum Thema passte: Im Berger Feld, genauer am Ernst Klawitzki-Weg im Schatten der Schalke-Arena, wurde das Grabensystem zur Ableitung von Oberflächenwasser auf einem 90 Hektar großen Gelände mit der Einweihung einer Info-Stele komplettiert und die Anlage symbolisch in Betrieb genommen.
Ziel des Projekts, an dem Emschergenossenschaft, Gelsenwasser und Gelsenkanal beteiligt sind, ist salopp formuliert, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Zum einen wird die Kanalisation entlastet – hier rauscht mit Regen nämlich Wasser durch, das keiner Reinigung bedarf, durch große Mengen die Anlagen dennoch belastet. Zum anderen wird die Emscher durch die Zufuhr von Niederschlagswasser wieder gestärkt.
2,3 Millionen Euro sind seit dem Spatenstich im Mai 2008 in das mit 80 Prozent vom Land geförderte Projekt geflossen. Insgesamt gibt es 14 derartige Projekte im Emscherraum. „Gelsenkirchen ist Vorreiter“, sagte bei der stürmischen Projektpräsentation Dr. Emanuel Grün, Technischer Vorstand der Emschergenossenschaft und Geschäftsführer der Abwasserbeseitigungsgesellschaft Gelsenkirchen (AGG). Im gesamten Emschergebiet ist seinen Worten zufolge eine Regenwasser-Abkoppelung von 15 Prozent angepeilt.
Eine Menge, die eher gering klingt, aber angesichts bebauter, versiegelter Flächen eine andere Dimension bekommt. Diese 15 Prozent zu erreichen, muss Oberflächenwasser von einer 4600 Hektar großen Fläche abgekoppelt werden. Grundlage der Zielmarge ist eine vor Jahren von Emscher-Kommunen, Emschergenossenschaft und Land NRW geschlossene „Zukunftsvereinbarung Regenwasser“, wonach innerhalb von 15 Jahren erwähnte 15 Prozent der Flächen vom Kanalnetz abgekoppelt werden sollen und Regenwasser dort versickern kann, wo es fällt. Zum Nutzen der Natur und mit Einsparungen an Investitionen in die Abwasser Infrastruktur. Nicht zuletzt sei die Abkoppelung auch im Interesse der Gebührenzahler, sagte Stadtdirektor Michael von der Mühlen. „Insofern dient das, was wir hier machen, auch dazu, den Gebührenanstieg zu begrenzen.“
Als Beispiele für Flächen, die in Gelsenkirchen sukzessive von der Kanalisation abgekoppelt werden sollen, nannte Emschergenossenschafts-Vorstand Grün Bereiche des Gewerbeparks Schalke, die Firmen Loxx und Rexam, die Grundschule Horst und die Solarsiedlung Lindenhof. An das neue Grabensystem am Ernst-Klawitzki-Weg angeschlossen sind bereits die Arena auf Schalke, die dazu gehörenden Parkplätze, der Gelsenwasser-Parkplatz, Teile des Sportparadieses und ein Neubaugebiet. Weitere Flächen, beispielsweise die angrenzende Gesamtschule Berger Feld, können noch nachträglich angeschlossen werden.
Fußgänger die den Weg kreuzen, werden an der Stele ab sofort über das Projekt informiert – während die Protagonisten den Springbach in Angriff nehmen.
Der Weg des Wassers
Über 1100 Meter Rohrleitungen und 1400 Meter offene Gräben wird der Oberflächenabfluss über das Pumpwerk Berger Feld in die Emscher geleitet. Man gehe mit einer ganzheitlichen wasserwirtschaftlichen Sichtweise ans Thema heran, so Dr. Emanuel Grün. Auch unter Beachtung der Grundwassersituation.