Gelsenkirchen. Sie kommen aus dem Morgenland, Sternsinger sind sie genannt. Stellvertretend für viele hilfsbedürftigen Kinder aus aller Welt ziehen sie auch in Gelsenkirchen von Straße zu Straße, von Haus zu Haus, um Spenden zu sammeln.
Es ist kalt an diesem Samstag Vormittag. Und vor allem ist es nass, regnet es doch ununterbrochen. Keine wirklich guten Voraussetzungen, um den halben Tag im Freien zu verbringen – aber da müssen sie nun durch. Immerhin geht es doch um den guten Zweck.
Sie kommen aus dem Morgenland, Sternsinger sind sie genannt. Stellvertretend für viele hilfsbedürftigen Kinder aus aller Welt ziehen sie von Straße zu Straße, von Haus zu Haus, um Spenden zu sammeln. „Für die armen Kinder auf den Philippinen“, erklärt Sternsinger Lukas (11). Er entschied sich für ein violettes Gewand und ließ sein Gesicht dunkel schminken. „Ich bin Melchior“, lacht er. Gemeinsam mit 32 weiteren Kindern der Rotthausener Kirchengemeinde Sankt Barbara ist er am Freitag und am Samstag in seinem Stadtteil unterwegs, trotzt Kälte und Nässe, lässt sich von keiner noch so schnell zugedrückten Tür entmutigen.
Im Gegenteil!
Geöffnete und verschlossene Türen
Sein Sternsingertrupp, bestehend aus sechs statt der eigentlich üblichen drei Könige und mit Verstärkung von zwei engagierten Elternteilen, erklimmt an den beiden Tagen einige Stufen, verbreitet vielerorts Segen („Christus mansionem benedicat – Christus segne dieses Haus“) und taucht die Treppenhäuser kurzweilig in helles Singsang, während im Türrahmen jemand lehnt und andächtig lauscht, um anschließend eine Geldspende oder gar Leckereien an die Könige zu übergeben. So zumindest meistens.
Doch manchmal ist es anders, noch ein bisschen besonderer. Wie zum Beispiel in der Belforter Straße bei Inge und Werner Ratajczak. Dort werden die fleißigen Helferlein bereits sehnlichst erwartet und hereingebeten in die warme Stube. Auch Sohn Detlef und seine Frau aus der unteren Wohnung wollen lauschen, doch nicht nur das.
Demotivierend und furchteinflößend
Detlef Ratajczak hat seine Gitarre gezückt und begleitet die jungen Sänger, da macht so ein „Gloria öffnet die Türen weit es ist Sternsingerzeit“ doch gleich viel mehr Spaß und wird schnell noch um einige Strophen aus „Stern über Bethlehem“ ergänzt. „Ich war selber mal mit den Sternsingern unterwegs“, erklärt Ratajczak seine Unterstützung. Er kennt die verschlossen bleibenden Türen oder die bösen Worte, die einem ab und an mal hinterhergerufen werden. Er weiß, dass das gerade für die acht bis 14-jährigen Kinder sehr demotivierend oder furchteinflößend sein kann. Aber auch dafür sind ja die Mamas und Papas mit unterwegs.
Bei Inge und Werner Ratajczak erwartet die Sternsinger nichts davon. Stattdessen ist der Esszimmertisch voll gedeckt, mit Kaffee und Tee für die großen Besucher, mit Apfelsaft für die kleinen Sänger. Und mit ganz vielen Plätzchen. „Superleckeren Plätzchen“ da sind sich alle bei ihrer Verschnaufpause einig.