Gelsenkirchen. Physiotherapeut Daan Vermeulen setzt Minischwein begleitend zur Therapie mitDemenzpatienten ein. Seit sechs Jahren im „Haus Gemeinschaft“ an der Fürstinnenstraße .
Felix liebt’s gemütlich, schlummert sanft im Kombi seines Herrchens. Als Daan Vermeulen die Hecktür öffnet, ist’s für das Minischwein vorbei mit der Ruhezeit. Es ist wieder so weit, der Dienst beginnt. Der 57-Jährige Physiotherapeut setzt das acht Jahre alte Tier begleitend zur Therapie bei Menschen ein, die unter Demenz leiden. Felix tappst routiniert über die Ausstiegshilfe und trottet sanft grunzend gemächlich neben seinem Herrchen und Arbeitgeber in Richtung Pflegeheim für Demenzkranke. Im „Haus Gemeinschaft“ an der Fürstinnenstraße wartet die Gruppe sehnsüchtig auf ihren Felix. Einmal im Monat steht der borstige Zeitgenosse im Mittelpunkt der Gesprächsrunde.
Dass er eines Tages therapeutisch als Medium eingesetzt werden könnte, hätte sich der immer wohlig grunzende Kerl wohl nicht gedacht. Daan Vermeulen, der seit über 30 Jahren eine Praxis für Physiotherapie in Erle unterhält, hat seit langem ein besonderes Verhältnis zu Schweinen. Dass sein Schwein, das immerhin 80 Kilogramm auf die Waage bringt, seit acht Jahren zur Familie Vermeulen gehört, mag schon außergewöhnlich sein. Doch dass er seinen Platz im Familienwohnzimmer vorübergehend räumen muss, um dienstverpflichtet zu werden, ist noch verwunderlicher. Die Arbeit als Dauerbegleiter seines Herrchens begann, als der Physiotherapeut dringend in seine Praxis musste, er aber keinen Aufpasser für Felix fand. So nahm er das Familienmitglied mit zum Dienst. „Meine Patienten waren aus dem Häuschen“, erinnert sich der 57-Jährige.
Schwein löst emotionale Regungen aus
Die Anwesenheit von Felix habe Freude und Neugierde bei den Menschen erzeugt. Daan Vermeulen glaubt, dass Schweine gerade im Ruhrgebiet bei Menschen Assoziationen auslösen, die an die Nachkriegszeit erinnern. So mancher Bewohner hielt Schweine im Garten, die meistens eines Tages als Schnitzel in der Pfanne landeten. Und Erinnerungen wie auch Emotionen, so weiß der Therapeut, spielen vor allem bei dementen Patienten eine entscheidende Rolle. Das Schwein, glaubte Daan Vermeulen, könne als begleitendes Medium Aktivitäten und Denkanstöße auslösen. Als Felix sein Freigelände vor Herrchens Haus verließ und sich zum ersten Mal unter die Gruppe mischte, gab es neben erstaunten und ungläubigen Gesichtern auch demente Menschen, die aufblühten und losplapperten. Auch empörte Reaktionen über ein Schwein am falschen Ort hielt Daan Vermeulen als emotionale Äußerung bei einer Therapie für wichtig. „Die Menschen trauen sich, etwas zu sagen, ohne Angst zu haben, zu versagen. Ihr Selbstwertgefühl nimmt zu, sie entdecken sich.“
Felix scheint der ideale Partner beim Austausch zwischen dementen Bewohnern und Therapeut zu sein. Das Schwänzchen ist in Dauerrotation, der Körper auf Schnüffeltour. Auf Äpfel ist er besonders scharf, hat die Ohren wie ein Segel seitlich ausgerichtet. Felix ist ein gemütlicher Zeitgenosse, ohne Aggressionen, lässt sich Krauleinheiten gefallen und beim Füttern aus der Hand verwöhnen. Doch vorher muss die Runde herausfinden, was Felix an Futter serviert wird und ertasten, welche Nahrungsmittel sich in dem Säckchen verbergen.
Sie fühlen sich an wie Haselnüsse, doch es sind Eicheln. Daan Vermeulen ist sicher, dass das Schwein emotionale Regungen auslöst, die wiederum die Motivation bei dementen Menschen fördern. „Ich merke, dass sich viele beteiligen, fragen stellen und beantworten.“ Felix hat zugenommen, stellt eine Frau fest, andere erinnern sich an die Schweinehaltung der Eltern während des Krieges, ein Mann singt zwischendurch ein Lied. Bei der Begegnung zwischen Mensch und Tier wird viel gelacht: eine emotionale Reaktion, die den 57-Jährigen in seiner Erkenntnis bestätigt, in Felix den idealen Partner gefunden zu haben. Beim Abschied gibt’s Applaus und noch einige freundliche Klapser für den friedlichen Vierbeiner. Felix ist verlässlich. In vier Wochen wird er wiederkommen und sich auf zusätzliche Futterrationen und zärtliche Begegnungen mit freundlichen Menschen freuen.
Schweinenase auf Schnüffeltour
Als Felix sein Freigelände vor Herrchens Haus verließ und sich zum ersten Mal unter die Gruppe mischte, gab es neben erstaunten Gesichtern auch Menschen, die aufblühten und los plapperten. Selbst empörte Reaktionen über ein Schwein am falschen Ort hielt Daan Vermeulen als emotionale Äußerung bei einer Therapie für wichtig. „Die Menschen trauen sich, etwas zu sagen, ohne Angst zu haben, zu versagen. Ihr Selbstwertgefühl nimmt zu, sie entdecken sich.“ Felix scheint der ideale Partner beim Austausch zwischen dementen Bewohnern und Therapeut zu sein. Das Schwänzchen ist in Dauerrotation, die Nase auf Schnüffeltour. Auf Äpfel ist er besonders scharf, hat die Ohren wie ein Segel seitlich ausgerichtet.
Felix ist ein gemütlicher Zeitgenosse, lässt sich kraulen und beim Füttern aus der Hand verwöhnen. Vorher muss die Runde herausfinden, was Felix serviert wird und ertasten, welche Nahrungsmittel sich in dem Säckchen verbergen. Sie fühlen sich an wie Haselnüsse, doch es sind Eicheln. Vermeulen ist sicher, dass das Schwein emotionale Regungen auslöst, die die Motivation bei Dementen fördern. „Ich merke, dass sich viele beteiligen, Fragen stellen und beantworten.“ Felix hat zugenommen, stellt eine Frau fest, andere erinnern sich an die Schweinehaltung der Eltern während des Krieges, ein Mann singt ein Lied.
Bei der Begegnung zwischen Mensch und Tier wird viel gelacht: eine emotionale Reaktion, die den 57-Jährigen in seiner Erkenntnis bestätigt, in Felix den idealen Partner gefunden zu haben. Beim Abschied gibt’s Applaus und freundliche Klapser für den friedlichen Vierbeiner. Felix ist verlässlich. In vier Wochen wird er wiederkommen und sich auf zusätzliche Futterrationen freuen.