Gelsenkirchen. Wenn in der Maschinenhalle der ehemaligen Zeche Oberschuir die Becher klackern, dann kann das nur eins bedeuten: Am Wochenende traf sich die Elite der Becher-Stapler im Stadtbauraum zur Europameisterschaft im „Stacking“.
Etwa 120 Teilnehmer aus Deutschland, der Schweiz und Italien traten im Wettbewerb gegeneinander an. Bei der Sportart geht es darum, mit einem Satz von zwölf Plastikbechern verschiedene Pyramiden in einer bestimmten Reihenfolge auf- und ab zu stapeln. So schnell wie möglich und fehlerfrei. Das klingt zunächst gar nicht so schwierig. Aber wenn die „Stacker“ einmal richtig Vollgas geben, verknoten sich schon beim bloßen Zuschauen die Arme.
Es gibt drei unterschiedliche Disziplinen – den „333“, den „363“ und den „Cycle“. Außerdem gibt es die Kategorie „Doppel“. Dabei übernimmt ein Teilnehmer die linke, der andere die rechte Hand. Wer nun glaubt, das sei etwas für Profis, der irrt. „Es kann wirklich jeder mitmachen. Das ist ja das Tolle“, sagt Stacking-Trainer Mark Rohkemper.
Waltraud Deutschmann ist mit 77 Jahren die älteste Teilnehmerin. „Ich schlage mich ganz gut“, freut sie sich. Der Jüngste ist Mael (6) aus der Schweiz. Er braucht sogar noch ein kleines Treppchen, um überhaupt an den Tisch heran zu kommen. Aber die Becher stapelt er schon wie ein ganz Großer. „Das konnte er schon als er drei Jahre alt war“, erzählt der Vater stolz. „Jetzt kommt der spannendste Wettkampf, das Stackduell“, sagt Mark Rohkemper. Hierbei stapelt jeder gegen jeden einen „Cycle“. Es gibt weder Geschlechter- noch Altersgruppen. Die 80 schnellsten Stacker dürfen an dieser Königsklasse teilnehmen.
Einer von ihnen ist der Zwölfährige Nicolas Werner. Er atmet tief durch und dann geht es los. Mit unglaublicher Geschwindigkeit stapelt er die Becher. Mehrfach gelingt ihm das in weniger als Sekunden. Schiedsrichter passen genau auf, ob die Versuche gültig sind. Denn die Pyramiden dürfen am Ende nicht umfallen und wenn während des Auf- und Abbaus Fehler passieren, müssen sie korrigiert werden. Nicolas macht alles richtig und kann das Stackduell in einem spannenden Finale für sich entscheiden.
Der Zeitgewinner-Europameister und Turniersieger hieß am Ende Yann Weibel. Der Schweizer ist in der Altersklasse der 15-Jährigen.
Ursprünglich kommt die Sportart – wie könnte es anders sein – aus Amerika. 2005 fand sie den Weg nach Deutschland und etablierte sich hier im Laufe der Zeit immer mehr. So schön es auch war, nach den zwei langen EM-Tagen sind alle Beteiligten ein wenig geschlaucht. Kein Wunder, denn die Sportart erfordert sehr flinke Finger, eine gute Koordinationsfähigkeit und vor allem höchste Konzentration.
Doch Janine Krauskopf von der International Sport Stacking-Federation (ISSF), die die Europameisterschaft organisiert hat, betont: „Jeder kann das lernen.“ Also dann: Get ready, set, stack!