Gelsenkirchen.. In der Gelsenkirchener Selbsthilfegruppe lernen die Aphasiker, mit ihrer Erkrankung umzugehen und mit neuer Kraft Ideen für ihr verändertes Leben zu entwickeln.

Partout will einem der Name nicht einfallen. Es ist eine Situation, die jeder älter werdende Mensch kennt – Betroffenen peinlich und gefürchtet mitunter. Auch Aphasiker haben Wortfindungsstörungen. Folge eines Infarktes oder Blutungen im Gehirn.

Silben entschlüpfen ungewollt

Michele kommt aus Polsum. Er baute früher am Airbus, sprach sieben Sprachen. Nach dem Schlaganfall musste er Sprache erst wieder lernen. Seine Muttersprache Französisch konnte er gar nicht mehr. Frank sitzt seit einem Schlaganfall 2001 im Rollstuhl. Zu den Treffen im Evangelischen Krankenhaus reist er mit dem Bus an, fährt die letzten Meter vom Hans-Sachs-Haus bis zu den Evangelischen Kliniken im elektrischen Rollstuhl.

Mühsam, langsam und stockend, nach Worten suchend, erzählen die beiden Männer ihre Geschichte. Wenn Frank spricht, konzentriert er sich auf jedes Wort, denn mitunter entschlüpfen seinem Mund Silben, die er eigentlich gar nicht sagen will. „Es ist die Gemeinschaft, man traut sich eher zu sprechen, weil alle das gleiche Schicksal haben“, sagt er über den Stellenwert der Selbsthilfegruppe.

Die Familie in den Kreis einbeziehen

Michele und Frank leiden unter Aphasie. Die Selbsthilfegruppe, die 1995 von Prof. Dr. Hielscher, Chefarzt der Neurologischen Kliniken am Evangelischen Krankenhaus, Logopädin Brigitte Sundermann sowie Hendrik und Renate Bloemkolk in Gelsenkirchen gegründet wurde, gehört fest zu ihrem Leben. 25 Gäste (Betroffene und Angehörige) besuchen das monatliche Angebot regelmäßig. Das Besondere dabei ist: Das dreiköpfige Logopädie-Team ist bei den Treffen dabei und auch Angehörige dürfen mitgebracht werden.

Denn die Selbsthilfegruppe will die Familie in den Kreis einbeziehen und so den schweren Alltag erleichtern, denn die Familie ist es, mit der die Betroffenen hauptsächlich kommunizieren werden. Es bedeutet für die Familie eine große Belastung. „Ein Aphasiker, der in der Familie lebt, bedeutet für die ganze Familie Aphasie“, sagt Dr. Sabine Jacob. Es gibt Informationen, Anregungen für Spiele, Tipps und Diskussionen.

Bundesweit 20 .000 Betroffene

„In Deutschland erleiden jährlich knapp 20 .000 Menschen eine Aphasie nach einem Schlaganfall“, weiß Christa Fox, die Vorsitzende der Selbsthilfegruppe, die über ihren betroffenen Ehemann zu der Gruppe kam. „In entspannten Situationen fällt den Menschen das Reden leichter“, fügt die erfahrene Logopädin Brigitte Sundermann hinzu.

In der Gelsenkirchener Selbsthilfegruppe lernen die Aphasiker, mit ihrer Erkrankung umzugehen und mit neuer Kraft Ideen für ihr verändertes Leben zu entwickeln. Wenn sie aufgeregt sei, fehlten ihr des Öfteren die Worte, macht Gabi deutlich. Trotzdem fühlt sie sich in der familiären Atmosphäre der Selbsthilfegruppe wohl. Sie kommt gerne hierhin. „Es ist eine Gruppe, die für mich passt.“