Gelsenkirchen. Peter Bruckmann war der erste und einzige Stadtradelstar bei der ersten Stadtradel-Kampagne in Gelsenkirchen. Er hat seinen Autoschlüssel abgegeben und drei Wochen lang nur den Drahtesel bemüht.
Radfahren ist seine Passion, als Stadtradelstar Gelsenkirchens regelmäßig den Blog zu füllen, damit hatte Peter Bruckmann indes Probleme. WAZ-Redakteurin Inge Ansahlsprach nach Abschluss des Stadtradeln mit dem „GE-Star“.
Herr Bruckmann, waren Sie nach drei Wochen froh, sich mal wieder ans Steuer setzen zu können?
Peter Bruckmann: Eigentlich nicht (lacht). Ich durfte sofort das Altpapier entsorgen und das Auto in die Waschstraße fahren. Ich war letzte Woche den Braunkohle-Tagebau in Kerpen-Horrem besichtigen. Leider waren die Züge total überfüllt. Um sinnvolle Mobilität zu erreichen, muss die Bahn noch eine Menge tun. In diesem Fall wäre eine Autofahrt angenehmer gewesen.
Sie haben Ihr Auto gar nicht vermisst?
Überhaupt nicht. Natürlich verknüpfe ich meine Mobilität mit dem ÖPNV. Habe aber fast die ganzen drei Wochen darauf verzichtet. Das Wetter war auch einfach zu schön.
Wie finden Sie denn Ihren persönlichen Erfolg: Platz 4 unter den bundesweiten Radelstars, das ist doch etwas Besonderes, oder?
Das mit dem 4. Platz ist mir gar nicht so bewusst gewesen. Ich fahre Fahrrad, weil es persönlich zu mir passt. Habe mir natürlich als Radelstar ein Ziel gesetzt (mindestens 1000 Kilometer). Am Anfang war dieses Ziel ganz weit weg, weil ich nicht wusste, wie ich es erreichen könnte. Aber dies wurde zum Beispiel dadurch erreicht, dass ich zwei Fortbildungslehrgänge in Essen hatte, eine Betriebssportgruppe Radfahren leite, mit meinem ADFC-Team spontane Radtouren organisierte und auch viele Leute kennengelernt habe, mit denen man auch in der Freizeit radelte. Erstaunlicherweise wurden daraus 1249 Kilometer.
Werden Sie nach Ihren Erfahrungen beim Stadtradeln jetzt häufiger Alltagsfahrten mit dem Rad machen?
Die Frage ist schnell mit Ja beantwortet. Das Rad ist in Verbindung mit dem ÖPNV mein Fortbewegungsmittel Nummer eins. Ich gestehe aber auch: wenn es überhaupt nicht passt, benutze ich auch mal das Auto.
CO2-Einsparung ist ein positiver Nebeneffekt
Sind Sie auch mal von der Seite angesprochen worden mit dem Tenor: Kein Wunder, Sie sind ja beim ADFC und im Training?
Sicher. Zur Richtigstellung: Ich bin nicht im Training, weil ich im ADFC bin, sondern ich bin im ADFC, weil mir das Radeln, wie auch den anderen Mitgliedern, Spaß macht. Für mich ist der ADFC ein Verein, der sich für die Interessen der Radler stark macht. Natürlich ist die Stärke eines Vereins abhängig von der Stärke und der Mitarbeit seiner Mitglieder. Daher auch mein Dank an alle Mitglieder, die den ADFC in Gelsenkirchen stärken.
Es gab in den drei Wochen vereinzelt kritische Stimmen, die sagten, Freizeitradeln bringe keine CO2-Einsparung, sondern eigentlich nur der Umstieg aufs Rad im Alltag. Wie sehen Sie das?
Ich fahre nicht Fahrrad, weil ich CO2 einsparen möchte, was natürlich einen sehr positiven Nebeneffekt hat. Für mich ist Radeln ein Ausdruck der Urbanität. Es fördert die Kommunikation und bringt uns viel innerstädtischen Raum zurück, der durch Parkräume verschenkt wird. Ich bin mir auch ziemlich sicher, dass der Umstieg aufs Rad im Alltag zur CO2-Einsparung beitragen wird, wenn ich auch im Alltag bewusst aufs Auto verzichte.
Bevorzugter Mobilmix: Rad und ÖPNV
Als Alternative zum Fahrrad nutzt Peter Bruckmann bevorzugt den ÖPNV. Seinen Mobilmix vertritt er auch in der Bürgerwerkstatt des Projekts „Gut gemischt mobil“.
Mal ehrlich, tun Ihnen nach drei Wochen ohne motorisierte Fortbewegung die Knochen weh?
Wenn das so sein sollte, würde ich kein Fahrrad fahren (lacht). Sport soll ja normalerweise fit halten.
Und wie oft haben Sie das ÖPNV-Ticket vom Referat Umwelt in Anspruch genommen?
Fast gar nicht. Es ist aber sehr schön, ein Ticket zu besitzen um den Aktionsradius zu vergrößern. Ich nutze aber das Ticket mal sehr gerne, wenn das Wetter ganz mies ist. Allerdings zahle ich momentan bei meinem Monatsticket drauf.
Gesetzt den Fall, 2014 wird die Kampagne Stadtradeln wiederholt. Sind Sie wieder als Radelstar dabei?
Auf jeden Fall. Die Zielsetzung wird dabei die gleiche sein. Ich möchte daraus aber keinen Wettbewerb machen, sondern das Radfahren soll sich zu einer Art Lebensqualität entwickeln.