Gelsenkirchen. Mit der neuen Initiative „GEmeinsam älter werden“ will das Netzwerk Gelsenkirchen Strukturen verbessern, um besser über die vorhandenen Angebote zu informieren. Im Mittelpunkt steht dabei auch die Pflege von Menschen mit Migrationshintergrund.
In nur wenigen Städten wird sich so umfassend um das Thema Integration bemüht wie in Gelsenkirchen. Das Netzwerk Gelsenkirchen hat jetzt eine neue Initiative aus der Taufe gehoben, die sich vor allem mit einem der drängendsten Probleme beschäftigt: „GEmeinsam älter werden“.
Familien mit Migrationshintergrund geht es nicht anders als vielen deutschen Familien auch. Wenn die Eltern älter werden und sich Krankheiten und Gebrechen häufen, wird die Pflege zum Problem. „Leider ist das für viele Menschen mit Migrationshintergrund ein riesiges Tabu-Thema. Spricht es jemand in der Familie an, muss er Angst haben, sein Gesicht zu verlieren. Wir wollen dieses Tabu brechen. Das Thema muss individuelle besprochen werden“, sagt Hülya Camli, die gemeinsam mit ihrem Kollegen Bernd Hellbusch im Infocenter in der Paulstraße in Bismarck sitzt.
Anruf genügt
Ein Anruf genügt, um wichtige und vor allem drängende Fragen zu klären – und das sogar mehrsprachig. „Die Themen sind oft komplex. Da müssen wir es möglich machen, dass die Menschen sich in ihrer Muttersprache informieren“, sagt Bernd Hellbusch. Im Internationalen Migrantenzentrum gibt es Hilfe in so ziemlich jeder gängigen Sprache, die in Gelsenkirchen gesprochen wird.
„Wir haben in Gelsenkirchen ein sehr gutes und breit aufgestelltes Angebot. Da sind wir beispielhaft für viele Städte, was und aber noch fehlt, ist eine Verbesserung der Strukturen und das können wir durch diese neue Initiative vielleicht erreichen“, sagt Pflegeberaterin Bedia Torun, die mit ihren Kollegen vor allem beim Thema Demenz viel Erklärungs- und Aufklärungsarbeit leistet. „Es geht auch darum, gerade in diesem Bereich einen Migrationshintergrund und die damit verbundene Mehrsprachigkeit als Kompetenz zu begreifen und nicht als Schwäche“, so Torun.
Kultursensibel ausgebildetes Personal
„In der Pflege stehen wir noch am Anfang. Wir brauchen kultursensibel ausgebildetes Personal. Das fängt bei so einfachen Dingen an, wie dass Männer nur von Männern und Frauen nur von Frauen gepflegt werden. Den Zugang bekommt man oft über erste medizinische Hilfen, die Angehörige ohnehin nicht leisten könnten“, erklärt Hans-Werner Rössing von den Ambulanten Pflegediensten (APD).
Über das Angebot informieren will das neue Netzwerk in vieler Weise. „Wir werden zum Beispiel mit Ständen in Moscheen vertreten sein, um so einen ersten Kontakt herzustellen“, sagt Hülya Camli. Darüber hinaus sind Flyer gedruckt worden, die in den einzelnen Einrichtungen ausliegen sollen. Viele Informationsveranstaltungen werden mehrsprachig durchgeführt, um auch schwierige Sachverhalte für alle verständlich erklären zu können.
Darüber hinaus sind Hülya Camli und Bernd Hellbusch telefonisch in ihrem Büro in der Paulstraße 4 zu erreichen. 60483-27 (Camli), oder 6048317 (Hellbusch).