Gelsenkirchen-Buer.. Erstmals stimmt die Bezirksvertretung Nord gegen eine Beschlussvorlage der Verwaltung. Steigerhäuser werden nicht auf die Denkmalliste gesetzt.


„Aufstand! Aufstand“, forderte Karl Henke (Grüne) und nahm vorweg, was Minuten später mit einem Eklat enden sollte. Am Donnerstagabend stellte sich die Bezirksvertretung-Nord erstmals in der Geschichte des Gremiums gegen eine Beschlussvorlage der Verwaltung. Gegen die Stimmen der CDU lehnten SPD, Grüne, FDP, Linke und AfD es ab, die Doppelhaushälfte an der Velsenstraße 16 in die Denkmalliste der Stadt eintragen zu lassen.

„Ich habe Bauchschmerzen mit dem Vorschlag“, erläuterte Dominic Schneider, SPD-Fraktionschef im Stadtnorden, zu Beginn. Mit Anspielung auf das Haus Grothof sagte Schneider: „Es gibt denkmalgeschützte öffentliche Gebäude, die sich im Besitz der Stadt, der Kirche und des Landschaftsverbandes (LWL) befinden, und verfallen.“

Eine Belastung für Eigentümer

Bei privaten Besitzern hingegen versuche man die Vorschriften des Denkmalschutzes umzusetzen. „Das ist unglaublich kostspielig, man sollte Private nicht unangemessen belasten“, forderte auch Anne Schürmann (FDP). „Ich möchte wissen, was die Eigentümer davon halten“, wollte Andreas Est (CDU) wissen.

Die Antwort blieb Barbara Schmid vom Denkmalschutz schuldig. Sie beharrte auf dem Stadtpunkt: „Wenn ein Denkmal erkannt ist, muss man es auch eintragen“. Die Formulierung brachte die Mitglieder der Bezirksvertretung in Wallungen. „Ich halte das langsam für einen Treppenwitz“, schimpfte Anne Schürmann. „Wenn wir mit Nein stimmen, soll das gesetzeswidrig sein?“

Mittelpunkt der Kolonie Hassel

Die Stimmung war sicher auch ein wenig angespannt, weil Egon Kopatz, der Vorsitzende des Geschichtskreises Hassel/Bergmannsglück, früher am Nachmittag mit seiner Anregung gescheitert war, die Fassade des alten Zechengasthofes am Alfred-Schmidt-Platz trotz der Abrisspläne des Eigentümers zu erhalten. Bei dem „Gebäude, das um 1912 von der Zechengesellschaft als gesellschaftlicher Mittelpunkt der Kolonie Hassel errichtet wurde“ sah die Verwaltung keinen „Denkmalwert“.

„Haben wir Einflussmöglichkeiten, dem Investor vorzuschreiben, dass er die historische Fassade erhält?“, wollte Karl Henke wissen, bekam aber nur eine ausweichende Antwort. „Ich glaube, dass wir auf einem guten Weg sind“, teilte die Bauverwaltung mit. „Es gibt kein Versprechen für eine konkrete Fassade“, ergänzte Stadtkämmerin Karin Welge.

Ein Nachspiel wird die Sitzung haben: „Der Oberbürgermeister wird unsere Entscheidung zur Velsenstraße überprüfen lassen“, hatte man Dominic Schneider am Freitagmorgen mitgeteilt. Und ein Hausbesitzer der Velsenstraße hat sich inzwischen auch geäußert: „Wir wollen nicht, dass unser Haus unter Denkmalschutz gestellt wird.“ Es bleibt spannend.