Gelsenkirchen..

Jetzt sind sie wieder unterwegs, die alten Bienenköniginnen mit Teilen ihrer Völker. Sie räumen ihren Stock, wenn die Brut eine neue Königin enthält, erklärt Bio-Imker Ralf Berghane. Diese schwärmenden Bienen sorgen bei Imkern für Alarm, denn die Schwärme haben nur geringe Überlebenschancen, ihr Nahrungsvorrat reicht gerade für drei Tage.

Dieser schwärmenden Biene werden als einzigem Tier sogar im Bürgerlichen Gesetzbuch eigens vier Paragrafen gewidmet (BGB §§ 961-964): Wem gehört ein solches Bienenvolk auf der Wanderschaft? Dem ehemaligen Imker, dem sie davongeflogen sind? Dem, der sie einfängt? Dem, bei dem sie sich auf dem Grundstück niederlassen?

Im Sinne des Gesetzes sind diese Bienen erst dann „herrenlos“, wenn der Eigentümer ihnen nicht sofort folgt oder die Verfolgung aufgibt. Für die Verfolgung darf der Imker fremde Grundstücke betreten, er darf sogar einen fremden Stock öffnen und sich seine dort niedergelassenen Bienen herausholen. Geht dabei etwas kaputt, muss er natürlich für den Schaden haften. Bilden schwärmende Bienen mit einem anderen Volk im Stock eine neue Art Wohngemeinschaft, so geht das Eigentum der Schwarmbienen an den neuen Imker über.

Ralf Berghane ist derzeit wieder unterweg auf „Schwarmfang“. Der Schwarm in der Overwegstraße ging ihm durch die Lappen, aber von der Kleingartenanlage in Hüllen war er rechtzeitig informiert worden und vor Ort. Er sollte sofort alarmiert werden, wenn Bürger plötzlich einen solchen Bienenschwarm entdecken.

Lieblingsplätze dieser „Reisenden“ sind Bäume, - in Hüllen war’s ein Apfelbaum - hier hängen sie in einer dicken Traube zur Verschnaufpause ab, derweil „Spürbienen“ nach einer besseren Unterkunft suchen.

Der Imker muss schnell reagieren, denn lange warten die Bienen nicht, sie treibt es weiter. Eingefangen werden die Brummer übrigens nicht per Netz, sondern mit ordentlich Wasser aus dem Schlauch oder der Spritzpistole. Derart klitschnasse Bienen können nämlich nicht mehr fliegen. Aber stechen. Der Imker streicht sie deshalb vorsichtig mit einen Handfeger vom Baum in einen Eimer und dann gleich vor Ort in einen neuen, eigenen Stock.

Hat er die Königin mit erwischt, bleiben alle Bienen da. Ist sie nicht dabei, sind die Bienen allesamt flott wieder weg. Dorthin, wo die (pudelnasse) Königin noch hängt.

Traditionelle Imker beschneiden die Flügel der Königinnen, um ein solches Ausschwärmen und somit den Verlust des Volkes zu verhindern. Bio-Imker setzen dagegen auf artgerechte Haltung und lassen der Königin volle Flugfähigkeit. Sie risikieren damit den Verlust tausender Bienen. Berghane ist trotzdem fasziniert von diesem Schauspiel.