Als Botho Strauß Anfang der 80er Jahre seine Prosasammlung „Paare, Passanten“ herausbrachte, gab er einem Kapitel die Überschrift „Der Gegenwartsnarr“. „Gegenwartsnarren“ überschreibt der Berliner Künstler Frank Paul seine Einzelausstellung, die heute (20.10 Uhr) in der Galerie Kabuth eröffnet.
Die Namensgleichheit mag Zufall sein - die Parallelen indes, die sich angesichts der gezeigten 15 Arbeiten zwischen Literatur und Bildender Kunst auftun, sind erstaunlich. Auch Pauls expressive Bild-Sprache ist von einer ungeheuren narrativen Kraft, gehorcht keiner starren Syntax , besticht durch die semantische (Deutungs-)Offenheit: Die vier Skulpturen und elf dreidimensionalen Arbeiten in Mischtechnik ermöglichen dem Betrachter individuelle Lesarten. Pauls meist figurative, nie ins Abstrakte abgleitende Acryl-Bildern zeigen banale Alltagssituationen, vermeintlich poetische Episoden oder surreal anmutende Szenen; sie sind Verhaltensstudien über verlorene Menschen von heute, über „Paar und Passanten“, denen eigentlich jede Zukunftsperspektive fehlt.
Diesen großflächig entwickelten intellektuellen Geschichten verleiht Paul durch zugesellte kleine Figuren - die konstatierend wirken können, konterkarierend oder auch nur kommentierend - nicht nur räumlich eine weitere Dimension. Diese liebevoll gestalteten Miniatur-Plastiken mildern zugleich den kulturpessimistischen Grundtenor der Arbeiten, ohne dabei Gefahr zu laufen, diesen aufzuheben.