Gelsenkirchen.
Hat der Edeka-Markt in Heßler eine Zukunft? Eine Frage, die im Jahnstadion aufs Neue diskutiert worden ist. Eingeladen hatte Wolfgang Heinberg, örtlicher CDU-Stadtverordneter. Inhaltlich ging es um das Thema „Standort-Verlagerung“. Ein Projekt, über dessen Umsetzung die Meinungen zwischen Politik und Verwaltung auseinanderzugehen scheinen.
Der Edeka-Lebensmittelmarkt am Fersenbruch 28 platzt mit seinen nur 450 Quadratmetern Verkaufsfläche aus allen Nähten. Der Gelsenkirchener Marc Zierles, der das Geschäft seit vielen Jahren betreibt, hat ein vitales Interesse daran, einen Standortwechsel vornehmen zu können, um einen wirtschaftlich rentablen Markt aufbauen und führen zu können; Größe: 1200 bis 1600 Quadratmeter Verkaufsfläche.
Investor aus Duisburg
Im Gespräch ist ein Tennen-Spielfeld (Asche) des Jahnstadions, das direkt an die ehemalige Grundschule grenzt und die Fläche aufweist, die benötigt wird – jedenfalls wenn man den Vorschlägen des möglichen Investors folgen möchte, dem Unternehmen K&K aus Duisburg (Volker Kraus und Helmut Kremers). Das verfolgt die Absicht, auf dem rund 5000 Quadratmeter großen Areal einen Neubau in Zusammenarbeit mit der Edeka Rhein-Ruhr und Zierles als Pächter für ein Vollsortiment (14 bis 15.000 Produkte) zu realisieren. Investitionshöhe: ca. 6 bis 7 Mio. Euro. Von 2000 Quadratmetern Verkaufsfläche war im Mai die Rede. Eine Dimension, die auch die IHK für zu groß hält.
Für Zierles, der beim Ortstermin nachdrücklich darum warb, bis Jahresende wenigstens ein Zeichen von der Stadt zu bekommen, wo die Reise hingeht, stellt ein Verbleib am Fersenbruch keine Perspektive dar, weil dort eine räumliche Erweiterung nicht möglich ist.
Der aktuelle Standort ist die Einkaufsmitte von Heßler. Apotheke, Kiosk, zwei Blumengeschäfte, Imbiss, Frisör, Änderungsschneider, Lotto-Annahmestelle. Die Haltestelle der Buslinie 383 vor dem Laden.
Unter den Geschäftsleuten am Fersenbruch herrscht die Gewissheit vor: Geht Edeka ganz, wird es sehr schwer für alle. Und wandert Edeka an die Grothusstraße ab, wird sich in Heßler wohl eine neue Einkaufsmitte bilden. Beim Ortstermin wird daher auch interessiert die Frage nach einem Shop-in-Shop-System gestellt; einer der Ladeninhaber sagte konkret, dass er unter bestimmten Umständen mitgehen würde.
Anbindung für Fußgänger von der Kanzlerstraße
Mano-Alexander Kremers vertrat als Geschäftsführer der K&K die Interessen beim Ortstermin und verwies auf die lange Dauer des Projektes: „Wir versuchen das Vorhaben jetzt bereits seit rund vier Jahren umzusetzen.“
Zunächst habe es immer geheißen „Finger weg vom Sport-Ensemble Jahnstadion!“ Das, so hofft er, habe sich zwischenzeitlich geändert. K&K sei auch bereit, neben der gewünschten Zufahrt für Autos von der Grothusstraße aus eine zusätzliche fußläufige Anbindung von der Kanzlerstraße zu schaffen, um den Ortsteil stärker in das Neubau-Konzept Edeka einzubinden.
K&K würde zudem, um an das Gelände zu kommen, dem SV Hessler 06 eine Kunstrasenanlage ins Jahnstadion bauen. Vereinsboss Rainer Konietzka steht diesem Ansinnen grundsätzlich wohlwollend gegenüber, wenn hinter dem zweiten Ascheplatz vielleicht noch zusätzlich ein kleiner Trainingsplatz eingerichtet werden könnte. Heute, sagte Konietzka der CDU, werde dort nur sporadisch Tennis gespielt. Die Anlage sei nicht ausgelastet.
Alternative Grimmstraße
Die Diskussion um den Edeka-Standort hat das Potenzial, ein echtes Politikum zu werden. Neben der CDU ist auch die SPD seit geraumer Zeit über K&K in den Prozess eingebunden. Deren Stadtverordnete Barbara Filthaus plädierte gegenüber der WAZ bereits vor ein paar Wochen für die Verlagerung auf den Ascheplatz, um Edeka in Heßler zu halten. Die Stadt hingegen übt sich in Zurückhaltung und hat eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben. Ob die in diesem Jahr noch für das von Kaufmann Marc Zierles erhoffte Signal sorgt, ist mindestens ungewiss.
Die Verwaltung favorisiert ein anderes Gelände als möglichen neuen Standort, das an der Grimmstraße 25 bis 35. Dort stehen Immobilien der Deutschen Annington (DA), die bisher nur zu marktüblichen Preisen verkaufen wollte. Für K&K ist das keine Alternative. Häuser freiziehen zu müssen, das komme nicht infrage, sagte Mano Kremers der WAZ. Außerdem sticht die direkte Lage an der Grothusstraße die zweite Reihe aus.
Stadion-Verkauf nur per Ausschreibung
Mittlerweile jedoch scheint bei der DA eine gedankliche Umkehr stattzufinden. War das Unternehmen bisher nicht sehr an Quartiersentwicklungen interessiert, deutet sich hier ein Sinneswandel an, weil er sich direkt mit Vermietungsmöglichkeiten verknüpfen lässt. Vielleicht ist der Standort Grimmstraße also noch nicht beerdigt.
Darüber hinaus gibt es diesen Aspekt: Verkauft die Stadt den Ascheplatz, sie ist Eigentümerin des Jahnstadions, hat K&K kein exklusives Zugriffsrecht. Es müsste, Stand heute, eine Ausschreibung erfolgen, die auch noch für andere interessant sein könnte.