Gelsenkirchen. Die Emschergenossenschaft öffnet die Pforten der beiden Wasserbauwerke im Nordsternpark. 16 WAZ-Leser lernten Technik und Ausmaße der Pumpen kennen
Gefährlich nah lehnt ein Besucher am Not-Aus-Schalter von Maschine 1. Vorsicht, nicht dran kommen! Sonst ist der Betrieb im Horster Pumpwerk ganz schnell lahmgelegt. Und dann gibt’s nichts mehr zu gucken. 16 WAZ-Leser besuchten am Dienstagnachmittag die beiden Pumpwerke der Emschergenossenschaft im Nordsternpark.
Lautes Surren in der oberen Etage. Die Elektronik hinter den orangenen Kästen macht Krach. Höhenangst hat die Lesergruppe nicht. Gut, denn durch ein Gitter im Boden geht der Blick über mehrere Etagen bis nach ganz unten.
Wegen Senkungen durch den Bergbau hat die Emschergenossenschaft das Pumpwerk A im Jahr 1958 in Betrieb genommen. Rund 20 Jahre später kam das deutlich kleinere, rosafarbene Pumpwerk B dazu.
Emscherumbau ist großes Thema
Die Anlagensteuerung ist gegenüber von der Elektronik. Betriebsmeister Ernst Selke öffnet die Scheibe. Jetzt wird’s interessant. Eine Gruppe Männer drängt sich um den Bildschirm, geduldig erklärt Selke alle Details. Über eine steile, enge Treppe geht’s jetzt auf die erste Zwischenebene. Das Surren ist hier leiser. Die langen grünen Pumpen können 7000 Liter Wasser fördern – pro Sekunde. Im Pumpwerk B kommen noch mal 4000 Liter pro Sekunde dazu. Insgesamt pumpen sie sekündlich etwa den Inhalt von 60 Badewannen um.
Früher – als die Emscher noch als Kloake galt – ging das gesammelte Wasser ungefiltert in den eingedeichten Teil des Flusses. „Heute geht das Dreckwasser über unterirdische Kanäle zum Klärwerk nach Bottrop oder Dinslaken“, sagt der Betriebsmeister. Auch das gehöre zum großen Emscherumbau. Die Emscher solle endlich wieder sauber werden.
Ein Thema, das die WAZ-Leser interessiert. „Müssen wir weniger Abwassergebühren bezahlen, wenn der Umbau fertig ist?“ Da muss Emschergenossenschafts-Sprecher Ilias Abawi enttäuschen. Die Betriebskosten seien schließlich auch gestiegen.
Keine Kapazitäten-Probleme bei Halbzeitpausen
Anderes Thema: „Sie nehmen übrigens mehrmals täglich Kontakt mit uns auf“, sagt Abawi. Ratlose Gesichter bei den Besuchern. „Über die Klospülung! Wir klären etwa 17.000 Einwohner.“ Auch die Halbzeitpause beim Bundesligaspiel sei das kein Problem. „Das merken wir gar nicht!“
Eine letzte enge Treppe führt nach ganz unten. Ein kleiner Kran wartet hier – in etwa 14 Metern Tiefe – auf seinen Einsatz. Durch die ebenfalls grünen, nicht weniger riesigen Reinwasserrohren fließt das gesammelte Regenwasser.
Ob man noch schnell ins rosafarbene modernere Pumpwerk schauen wolle? Selbstverständlich! Also alle Treppen wieder hoch. Im Pumpwerk B ist es kühler, leiser. Es riecht feucht. Deutlich kleiner ist das 1980 errichtete Gebäude, das bei Bedarf Regenwasser durch die grünen Rohre in die Emscher pumpt. Aber, so die Gruppe, nicht weniger spannend.