Die Stadt, betont Katja Aßmann, die künstlerische Leiterin der Urbane Künste Ruhr, „hat Möglichkeitsräume für Künstler geschaffen, die es nicht überall gibt“. In Gelsenkirchen sieht man sich da in guter Tradition. „Wir sind sicherlich an vielen Stellen in der künstlerischen Avantgarde vorne gewesen“, hält Kulturreferatsleiter Dr. Volker Bandelow fest und spannt den Bogen vom Backstein-Expressionismus über die frühe Präsenz von Zero-Künstlern bis zur Internationalen Bauausstellung, die ihren Sitz in der Stadt hatte.
Gelsenkirchen, so Bandelow, „war immer bereit, sich solchen neuen Formen zu öffnen, selbst wenn sie ein Experiment sind. Dazu passt die Urbane Kunst. Und sie ist auch spannend, selbst wenn sie das Risiko des Scheiterns birgt. Darauf lassen wir uns ein.“
Die offene Werkstatt der KUNSTrePUBLIK am Bahnhofsvorplatz (siehe oben) ist die eine Sache. Hier entsteht mit dem „Archipel Invest“ ein kreativer Ort auf Zeit. Wesentlicher ist für Bandelow, was darüber hinaus angeschoben werden könnte – „gerade im Kreativquartier Ückendorf. Da sehe ich ganz viele Potenziale und erhoffe mir Impulse für die Stadtentwicklung.“ Doch nicht nur der Bereich an der Bochumer Straße wird urban künstlerisch bespielt und neu gedacht. Auch im Halfmannshof, der bekanntlich gegen zähen Widerstand alteingesessener Künstler eine radikale (auch bauliche) Neuorientierung erfahren wird, hat das Kunst-Kollektiv Einzug gehalten und eine kreative Heimstatt auf Zeit. Aktuell, so Bandelow, sei der Halfmannshof mit Kreativen aus Litauen, Schweden und Brasilien eine geradezu international besetzte Ideenwerkstatt. „Das ist ein Prozess, den wir uns für den Halfmannshof auch künftig wünschen.“