Gelsenkirchen. Anwohner der Straße Erlenbruch in Gelsenkirchen beklagen zunehmenden Lkw-Lärm am Schalker Verein. Protestunterschriften bei der Stadtverwaltung eingereicht .
„Wenn nachts die Lastwagen über den Erlenbruch brettern, fühle ich mich durchgeschüttelt wie auf einem Wasserbett.“ Reinhold Preuß, der im Haus Nummer 5 wohnt, will den Lärm und die Erschütterungen nicht länger hinnehmen, den Fahrzeuge verursachen, die vor allem für Wheel Logistics GmbH unterwegs sind. Gemeinsam mit anderen Anwohnern hat der 64-Jährige beim städtischen Verkehrsreferat ein Protestschreiben eingereicht, das von 100 mitleidenden Bürgern unterschrieben worden ist.
Der immense Verkehr findet auf einer maroden Straße statt, die in regelmäßigen Abständen von Schlaglöchern gezeichnet ist. Reinhold Preuß hat in einer Nacht zwischen zwei und sieben Uhr 16 Fahrzeuge gezählt, „die polternd und zum Teil mit hoher Geschwindigkeit über die Straße fuhren.“ Bis zu 60 Lkw seien tagsüber unterwegs. Die Ware, die die Fahrzeuge an Bord haben, lässt sich besonders leicht durch Erschütterungen in tanzende Bewegung bringen. Auf Paletten sind leere Dosen gestapelt, die beim Logistiker Wheels auf dem ehemaligen Gelände des Schalker Vereins landen.
Alternativstrecken ausweisen
Dort werden die Dosen kommissioniert und verlassen das Gelände, immer noch leer, in alle möglichen Distributionen mit Energiedrinkbedarf. Der Transport von Bauschutt für die Eröffnung von Unternehmen, die sich demnächst auf dem Gelände niederlassen wollen, erhöht das Verkehrsaufkommen zusätzlich. Auch wird ein tierischer Zerlegebetrieb demnächst für regen Lkw-Betrieb sorgen.
Dabei könnten die Brummifahrer durchaus den Weg über die neu geschaffene Europastraße nehmen. Die ist nicht nur frei von Anliegern, sondern auch in einem tadellosen Zustand. In einer Quartierskonferenz hatte Sven Patrias, Prokurist bei Wheels, signalisiert, mit den Fahrern zu sprechen und den Verkehr einzuschränken. „Auch Gespräche mit anderen Unternehmen“, erinnert sich Preuß, „verliefen positiv.“ Und dennoch sei bis heute nichts geschehen. Er vermutet, dass sich 90 Prozent der Fahrer aufs Navi verlassen und regelmäßig den Erlenbruch als An- und Abfahrtweg benutzen. Er kann nicht verstehen, dass Fahrer durch gezielte Information nicht über die Lärmbelästigung aufmerksam gemacht und zu einer Änderung ihrer Fahrroute aufgefordert werden können. Als Hinweis an die Fahrer schlagen die gestressten Bürger vor, am Unternehmen Schilder aufzustellen, die auf die Alternativstrecke hinweisen. Die Forderung der Bewohner: Fehle den Fahrern die Einsicht, müsse die maximale Geschwindigkeit auf 30 km/h reduziert und ein Lkw-Fahrverbot erlassen werden.
Acht Lastwagen nur fünf Prozent zu schnell
Bei der Stadtverwaltung ist die Problematik bekannt, wie Pressesprecher Oliver Schäfer versichert. Zwischen dem 20. und 22. April sei ein Seitenmessgerät aufgestellt worden, dass nach Fahrzeugtypen unterscheiden könne. Das Ergebnis: Zwischen 22 und 6 Uhr zählte man acht Lastwagen, von denen nur fünf Prozent zu schnell unterwegs gewesen seien. „Um eine Messstation einzurichten“, so Schäfer, „müssen 15 Prozent zu schnell gefahren sein.“ Da die Straße Erlenbruch als Durchgangsstraße zum Vorbehaltsnetz zählt, kann sie nicht ohne Weiteres zu einer Tempo 30-Zone erklärt werden.
Eine spürbare Entlastung der Straße erwartet die Stadt ab August. Zwei Monate lang sanieren dann Baufahrzeuge den Straßenabschnitt zwischen Bulmker- und Florastraße. Während der Bauzeit wird der Verkehr einspurig verlaufen. Lkw werden sich vermutlich zwangsläufig einen anderen Weg suchen. Eine dauerhafte Entlastung könnte im nächsten Jahr eintreten. Bis Ende 2017 soll der Ausbau der Europastraße bis zum Kreisverkehr Ostpreußenstraße als Umgehungsstrecke fertiggestellt sein. Die Anwohner glauben nicht daran.