Gelsenkirchen. Nur 2,9 Prozent der Erzieher in Gelsenkirchens Kindertagesstätten sind männlich. Einer von ihnen ist Carsten Otto, der vorher als Marinesoldat aktiv war.
Das Lächeln ist aus dem Gesicht von Carsten Otto nicht wegzudenken. Der 35-Jährige ist rundum glücklich, weil er seinen Traumjob gefunden hat. Otto ist seit 2010 pädagogische Fachkraft in der Kindertagesstätte an der Königstraße. Zu seinem Traumberuf kam der gebürtige Gelsenkirchener aber auf ziemlich abenteuerliche Art und Weise.
Carsten Otto besuchte die Lessing-Realschule und machte danach eine Ausbildung zum Industriekaufmann bei Küppersbusch. „Ich bin dann zur Bundeswehr gegangen und war vier Jahre lang bei der Marine“ erzählt Otto. Danach hatte er aber noch nicht genug vom Soldaten-Leben und verpflichtete sich weiter, so dass er insgesamt zehneinhalb Jahre im Dienst der Bundeswehr stand.
„Es war auch eine schöne Zeit, ich habe viel sehen dürfen. Wir waren in der Karibik, in den USA und im gesamten Mittelmeerraum unterwegs“, sagt Otto, der bei der Marine Unteroffizier mit dem Rang eines Oberbootsmannes war. Schon damals erkannte Carsten Otto aber, dass die Bundeswehr nicht sein Arbeitgeber bis zur Rente sein sollte. „Ich habe immer gerne etwas mit Kindern gemacht und wenn man ehrlich ist, dann ist das bei der Bundeswehr ja auch nicht anders. Da sind die meisten auch nur große Kinder“, sagt Otto und lacht.
2009 war das Heimweh zu groß und der heute 35-Jährige kehrte in seine Geburtsstadt zurück
2005 entschied er sich dann, einen anderen Weg zu gehen. „Da war es gut, dass ich noch bei der Bundeswehr da, denn der Berufsförderungsdienst ist wirklich eine gute Einrichtung.“ Otto begann seine Ausbildung zur pädagogischen Fachkraft in Köln und schloss sie dann in Berlin ab. Er hätte auch an ein normales Berufskolleg gehen können. „Dann wäre ich aber 15 Jahre älter gewesen als alle anderen Schüler. Das wollte ich nicht.“ Und Otto war nicht der einzige Soldat, der den Beruf des Erziehers ergreifen wollte. „In Berlin waren es zwei Klassen und von 40 Schülern waren es 39 Männer“, erinnert sich Otto, der nach Abschluss seiner Ausbildung anderthalb Jahre lang in Berlin bei der Jugendsuchthilfe arbeitete und zwölf- bis 18-Jährige in einer Wohneinrichtung betreute.
2009 war das Heimweh zu groß und der heute 35-Jährige kehrte in seine Geburtsstadt zurück. „Ich war seit meiner Bundeswehr-Zeit quasi nie zu Hause und 2009 hat es mir dann gereicht. Ich wollte wieder zurück.“ Im Bochumer St. Vinzenz-Haus betreute er eine Wohngruppe, im November 2010 gab es dann die Chance auf seinen absoluten Traumjob. Carsten Otto kam zu GeKita. „Ich liebe alles an meinem Beruf. Die Kinder haben immer ein Lachen für dich über und selbst wenn man mal mit ihnen schimpfen muss, sind sie dir nicht lange böse.“
Dass er nur einer von 19 Männern bei GeKita ist (das entspricht einem Männeranteil von 2,9 Prozent), kann Carsten Otto nicht verstehen. „Klar, finanziell gibt es attraktivere Berufe, aber die Arbeit macht so viel Spaß und die Kinder geben einem so viel zurück.“ Und so wirbt der 35-Jährige unablässig für seine Berufung: „Viele Kinder haben erst in der Sekundarstufe Kontakt zu Männern, weil ihre Mütter alleinerziehend sind. Es fehlt ein männliches Vorbild, dabei wäre das so wichtig“.
Zusammen mit seiner Kollegin Susanne Richter betreut er die „Gruppe 2“ der Kindertagesstätte an der Königstraße. „Männer spielen anders und das ist toll für die Kinder. Wir ergänzen uns gut als Team. Jeder hat seine Arbeitsfelder und seit September arbeiten wir super zusammen“, freut sich Richter über die Arbeit mit ihrem ersten männlichen Kollegen. „Ich habe meine Entscheidung nie bereut und würde sie immer wieder so treffen“, sagt der Erzieher auf Umwegen. Na dann, Kindergarten ahoi!