Gelsenkirchen.
Seit gut einem halben Jahr sind im ganzen Stadtgebiet „Seniorenvertreter und Nachbarschaftsstifter“ im Einsatz, um Leuten, die direkt bei ihnen um die Ecke wohnen, Mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Doch wie wird das Angebot eigentlich angenommen? Die WAZ hat einen der Standorte besucht: Den Bezirk „Ückendorf West“.
Gut ausgestattetes Büro ist wertvoll
Hier, in einem Kellerraum des Cura-Seniorenzentrums an der Leithestraße, wartet Weenee Tan-Schlesinger (49) auf Beratungswillige. Draußen scheint die Herbstsonne, hier im geräumigen Büro der ehrenamtlichen Nachbarschaftsstifter merkt man davon allerdings nur wenig. Weenee Tan-Schlesinger stört das nicht. „Wir sind bei jedem Wetter hier und wollen ein offenes Ohr für die Nachbarn haben. Derzeit sind wir zu dritt im Team und sprechen uns ab, wer von uns zu den Beratungsstunden hier ist“, sagt sie. Und auch ihr Kollege Hans-Günter Kopshoff (64) schwärmt später von dem Büro: „Wir haben hier vor Ort alles, was wir brauchen. Einen Internetanschluss, um uns mit den anderen Nachbarschaftsstiftern zu vernetzen. Und eine Telefonleitung, die nicht ans Seniorenzentrum gekoppelt ist.“
"Nachbarschaftsatmosphäre schaffen"
Als dritte im Bunde ist Susanne Helmke mit im Boot, die eine „Nachbarschaftsstifterin“ der ersten Stunde ist. Alle drei leben hier in unmittelbarer Nachbarschaft zum Seniorenstift. Und alle machen mit bei dem Projekt, um ihre Nachbarschaft zusammenzubringen. „Wir haben ja hier in Ückendorf-Nord keinen Tante-Emma-Laden mehr, wo man sich einfach so trifft. Und auch sonst gibt es kaum Ecken, wo man zusammenkommt“, sagt Weenee Tan-Schlesinger. „Ich finde das sehr schade – und hoffe deshalb, dass wir mit diesem Projekt eine nette Nachbarschaftsatmosphäre schaffen können.“
Jung und Alt soll damit – ganz unverbindlich – angesprochen werden. „Wir möchten beispielsweise Menschen zusammenbringen, die gerne spazieren gehen wollen, sich aber alleine nicht trauen durch den Park zu gehen. Zu zweit wäre das schon einfacher“, sagt Susanne Helmke.
Wie Hans-Günter Kopshoff, der früher in einer Verwaltung gearbeitet hat und jetzt im Ruhestand ist, bietet sie hier ehrenamtlich an, beim Ausfüllen von Patientenverfügungen oder Rentenanträgen zu helfen. „Wir sind zwar nicht allwissend, kennen aber im Bedarfsfall Anlaufstellen, die weiterhelfen können“, betont er. Allein: Die Nachfrage ist bislang eher mau, das Angebot muss sich erst noch herumsprechen. „Das ist eben eine sehr ruhige Ecke hier“, sagt Kopshoff : „Wir wissen von anderen Nachbarschaftsstiftern, dass dort sehr viel mehr Anfragen kommen. Die Kollegen in Bulmke etwa haben regelmäßig Kinder zu Gast, die Hilfe bei den Hausaufgaben wollen.“
Hier in Ückendorf-Nord hat man sich jetzt vorgenommen, verstärkt auf die Nachbarn zuzugehen. „Wir wollen die Umgebung regelmäßig zu Kaffeekränzchen einladen, um ins Gespräch zu kommen“, sagt Weenee Tan-Schlesinger.