Gelsenkirchen.. Trotz hoher Streikbereitschaft auch vor Ort: In der kommenden Woche werden in Gelsenkirchen die Arztpraxen wohl eher geöffnet bleiben. Erstens, weil man auf eine Einigung am Wochenende hofft. Und zweitens, weil erst noch die Krankenkassen weiter gepiesakt werden sollen.

Die gute Nachricht ist: Am Montag wird in Gelsenkirchen wohl keine Arztpraxis bestreikt, selbst wenn die Verhandlungen der Vertreter niedergelassener Ärzte mit den Krankenkassen am Wochenende scheitern sollten. Allerdings könnte sich das in der zweiten Wochenhälfte durchaus ändern. Dr. Klaus Rembrink, Urologe in Gelsenkirchen, stellvertretender Sprecher der niedergelassenen Ärzte und Mitglied des Leitungsstabes des Ärztenetzes: „Die Streikbereitschaft unter den Kollegen ist zwar hoch, aber die Notfallversorgung der Patienten muss sichergestellt sein und das muss organisiert werden. In der zweiten Wochenhälfte sind Aktionen in Gelsenkirchen denkbar, aber bisher noch nicht geplant. “

Allerdings hofft Rembrink wie viele seiner Kollegen, dass es gar nicht erst zu Streiks kommt, sondern die Verhandlungspartner sich am Wochenende in Berlin einigen. Dr. Werner Kirchberg, Sprecher der niedergelassenen Ärzte in Gelsenkirchen, hält so eine Annäherung durchaus für denkbar. Und selbst wenn nicht, werde man sicher erstmal die Nadelstichtaktik gegen die Krankenkassen fortsetzen. Demonstrative Praxisschließungen seien die allerletzte Möglichkeit.

Nur weitere Wege und längere Wartezeiten

Auch Heike Achtermann, Sprecherin der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Westfalen-Lippe, wäre eine Einigung die liebste Lösung. Falls es aber doch zu Streiks komme, sei die notärztliche Versorgung – die mittlerweile von der KV organisiert wird, nicht mehr von den Ärzten vor Ort – aber gesichert. Zusätzliche Notfallpraxen würden nicht eingerichtet, da ja ohnehin nicht alle streikten. Patienten müssten allerdings weitere Wege und längere Wartezeiten in Kauf nehmen. An Praxisschließungen in dieser Woche glaubt sie eher nicht. Man werde sicher erstmal weiter Sand ins Getriebe der Krankenkassen streuen.

Die Krankenhäuser vor Ort indessen warten relativ entspannt ab. An den Evangelischen Kliniken heißt es, man sei ohnehin auf Notfälle eingestellt und sehr leistungsfähig. Auch am Bergmannsheil Buer sind noch keine Notfallpläne entwickelt worden. Streiks in der Vergangenheit hätten gezeigt, dass dies nur eine minimale Auswirkung auf die Ambulanzen hatte. Zumal Ärztestreiks in der Regel ohnehin nur ein bis zwei Tage dauerten, Patienten in weniger dringenden Fällen da lieber auf einen späteren Termin bei ihrem Arzt warteten.

Krankenhäuser bleiben gelassen

Dr. Hans-Jürgen Venn, Ärztlicher Direktior des Marienhospitals, sieht den Streiks auch eher gelassen entgegen: „Ich glaube, dass es nur zu Streikaktionen in Teilbereichen kommen wird, nicht zu Schließungen. Bislang haben wir noch keine Meldungen von den Ärzten bekommen und noch nichts geplant. Wir werden auf keinen Fall Patienten abweisen, die sich in Not befinden. Und wenn es sein muss, werden sicher in der Ambulanz auch Überstunden angeordnet.“