Gelsenkirchen. Das Jugendamt will mit einer neuen Kampagne kultursensibel reagieren. Kinder mit Migrationshintergrund sollen in Familien mit ähnlicher Kultur kommen.

Die Stadt wirbt intensiv um Pflegefamilien mit Migrationshintergrund. Und das anscheinend mit Erfolg. So war zumindest die Auftaktveranstaltung der Kampagne „Jedes Kind verdient ein Lächeln“ am Montagabend in Schloss Horst gut besucht.

Grund für das Projekt des Jugendamtes: „Wir hatten in der Vergangenheit Probleme mit der muslimischen Kultur. Es gab mehrfach Auseinandersetzungen“, sagt Stadtdirektor Manfred Beck. Familien muslimischen Glaubens hätten Angst gehabt, dass sich ihr Kind in einer christlichen Familie von seiner Kultur entfremde. „Diese Angst gestehen wir den Familien selbstverständlich auch zu.“

Bei Pflegekindern mit Migrationshintergrund kultursensibel reagieren

Mit der Hilfe von Pflegefamilien mit Migrationshintergrund könne man diesen Konflikt entschärfen. Wie viele dieser Pflegefamilie es aktuell in Gelsenkirchen gibt, kann die Stadt nicht sagen. Nur so viel: „Im Verhältnis zum Bevölkerungsschnitt sind es sehr wenige.“

Stadtdirektor Manfred Beck kann sich in die Sorgen und Ängste der Familien hineinversetzen. So stamme der eigene Schwiegersohn aus Bosnien, sei Moslem. „Sollten meine Tochter und mein Schwiegersohn ausfallen, wäre er sicher glücklich, wenn sein Kind in einem ähnlichen Umfeld erzogen würde, wie jetzt.“ Bei Pflegekindern mit Migrationshintergrund müsse man deshalb „kultursensibel“ reagieren. „Es gibt zum Teil Vorbehalte gegenüber deutschen Familien“, sagt der kommissarische Leiter des Jugendamtes, Wolfgang Schreck.

Kampagne richtet sich vor allem an Türken

Die neue Kampagne richtet sich in erster Linie an Türken. „Sie sind noch der größte Teil der Zuwanderer in Gelsenkirchen“, sagt Beck. Aber auch ganz aktuelle Herausforderungen gelte es zu bewältigen. Das Jugendamt muss für zahlreiche minderjährige Flüchtlinge Pflegefamilien finden. Die Broschüren zur Kampagne gibt es auf Deutsch, Arabisch, Russisch, Polnisch und Türkisch.

In Gelsenkirchener Pflegefamilien leben momentan 288 Kinder. „Und jedes von ihnen, hat ein Recht darauf, eine richtige Familie zu haben“, sagt Stadtdirektor Manfred Beck. Die Pflegefamilie solle eine Art Familienersatz sein – und das so authentisch wie nur möglich. Dabei sei das Ziel von jeder Hilfe, die Rückführung in die eigene Familie.

Vertrauen ins Jugendamt herstellen

„Wir haben nach dem Jugendamtsskandal lange überlegt, ob wir die Kampagne durchführen“, sagt der kommissarische Leiter Wolfgang Schreck. „Aber wir sehen das Projekt auch als Versuch, das Vertrauen in das Jugendamt wieder herzustellen.“