Gelsenkirchen.. Am Samstag eröffnet der Jump-Club im Schalker Sportpark. Die Trampolinfläche ist mit 350 Quadratmetern die größte in NRW.

Turnvater Jahn hätte applaudiert. Flic-Flac-Bahnen aus dem Lehrbuch. Saltos vorwärts und rückwärts. Mit Schraube oder ohne. Gestreckt oder gehockt. Die Post geht ab im Jump-Club. Julian (16) ist begeistert. „Eine geile Trampolin-Anlage“, diktiert er dem Journalisten in den Block. Und die Bewegungen? „Echt coole Moves!“ Emre (18) zeigt Jana (16) und Daria (17) wie ein „Back Full“ funktioniert. Was das ist, erklärt Moritz (18) so nebenbei, als würde das jeder vor dem Frühstück machen: „Ein Rückwärts-Salto mit Schraube.“ Seitlich angesetzt.

Nur Fliegen ist schöner!

Was geht ab im Jump-Club? An diesem Montagabend alles. Die Parkour-Jungs vom TVE Bismarck sind Kernstück einer artistischen Versuchsgruppe. Dass Martin Rinke, der Geschäftsführer des Schalker Sportparks, sie begeistert beobachtet, versteht sich fast von selbst. Er hat eine „deutliche Summe im sechsstelligen Bereich“ investiert, um eine neue Freizeit-Attraktion nach Gelsenkirchen zu holen. Damit verfolgt der Geschäftsmann natürlich das Ziel, seine Anlage an der Kurt-Schumacher-Straße für alle Generationen so attraktiv wie möglich zu gestalten.

Viel Arbeit für einen Trailer

Klaus Reinelt ist Kameramann. Frank Bürgin, Gelsenkirchens Mister Heimatabend, hat ihn mitgebracht. Dass 20 Jugendliche auf 350 Quadratmetern Trampolinfläche über gut zwei Stunden ihren Spaß haben – sie halten es fest. Am nächsten Samstag ist Eröffnung. Bis dahin soll auf der Homepage ein 30-Sekunden-Trailer stehen, der auch auf Youtube eingestellt wird. Macht angesichts der Zielgruppe viel Sinn.

Videodreh im Schalker Sportpark, Filmemacher Frank Bürgin (r.) mit seinem Kameramann Klaus Reinelt.
Videodreh im Schalker Sportpark, Filmemacher Frank Bürgin (r.) mit seinem Kameramann Klaus Reinelt. © FUNKE FotoServices | FUNKE FotoServices

Diesen werblichen Lockvogel zu produzieren, weiß der selbstständige Filmemacher, ist nichts, was im Spaziergang zu erledigen ist. Die Leichtigkeit eines Films entsteht aus der kreativen Zusammenarbeit von Regisseur und Kameramann. Sie müssen an alles denken. Immer wieder werden Einstellungen und Blickwinkel diskutiert. „Wir haben auch eine Superzeitlupenkamera dabei. Aber dafür müssten wir eine professionelle Lichtanlage aufbauen“, erläutert Bürgin. Reinelt meint, das sei nicht nötig. Die Kids würden alles liefern. Dynamik, Akrobatik und Begeisterung. Ganz ohne Anleitung.

Ohne Regieanweisungen geht es nicht

Na ja, ohne Regieanweisungen geht es dann doch nicht. Reinelt liegt auf dem Boden der Anlage und filmt mehrere Einstellungen von unten nach oben, während die Körper nur Zentimeter neben ihm einschlagen, um gleich wieder in die Luft katapultiert zu werden. Emre und Moritz sind in ihrem Element und zeigen, was geschulte Körper zu leisten in der Lage sind – während sich bei den anderen der Spieltrieb durchsetzt.

Max (12) versucht einen Dunk, Theo (14) auch. Allerdings fehlt ihnen etwas die Höhe. Der Jump-Club hat mehr zu bieten. Basketballkörbe sind aufgehängt. Dodgeball, eine Form von Völkerball, ist möglich. Trampolin-Seitenflächen locken für einen „Flip zu Wand“. Schweißtreibend ist das. Erkennbar.

In Orlando erstmals gesehen

Derweil wächst bei Martin Rinke die Zuversicht, eine gute Geschäftsentscheidung getroffen zu haben. „Zum ersten Mal habe ich das in Orlando in Florida gesehen. Die ist so etwas wie die Welthauptstadt der Freizeitparks. In Deutschland gibt es Anlagen in Hamburg und Dortmund. Wir haben jetzt aber hier die größte in Nordrhein-Westfalen.“

Springen für die Fotografen.
Springen für die Fotografen. © FUNKE FotoServices | FUNKE FotoServices

Das Angebot, sagt Rinke, schließe eine Lücke im Konzept des Sportparks. „Für die Jüngeren ist das „Trampolino“ eine gute Einrichtung. Bezieht man den Hochseilgarten ein, kommen da auch ältere Kids klar. Der Jump-Club richtet sich an Kinder ab sieben Jahren, an Jugendliche und an jung gebliebene Erwachsene. Und welchen Spaß alle entwickeln, sehen wir.“

Jana und Daria lachen ein paar Meter weiter laut vor Freude. Sie haben nach einer Stunde Toben und Springen den Mut gefasst, einen Salto zu versuchen. Daria vorwärts, Jana rückwärts. Turnvater Jahn hätte getobt – vor Begeisterung.

Stillstand ist Rückschritt

Stillstand ist für ihn Rückschritt, doch damit beschäftigt sich Martin Rinke nicht ernsthaft. Der 54-jährige Gelsenkirchener sucht neue Wege, findet sie und etabliert sie erfolgreich im Schalker Sportpark.

Nur Fliegen ist schöner: Emre hat’s drauf.
Nur Fliegen ist schöner: Emre hat’s drauf. © FUNKE FotoServices | FUNKE FotoServices

„Fast 20 Jahre haben wir hier ein klassisches Angebot präsentiert“, lässt er die Entwicklung Revue passieren. Tennis, Badminton und Squash waren die Klassiker. Unterstützt wurden sie durch ein fließendes Fitness- und Gesundheitskonzept. „Im Jahr 2002 haben wir das erstmals aufgebrochen. Zuerst haben wir Cageball ins Programm aufgenommen, ehe 2004 der größte Hallenspielplatz der Region, das Trampolino, folgte.“ Damit sei an der Kurt-Schumacher-Straße ein Entertainment-Center für die ganze Familie entstanden, dem jetzt mit dem Jump-Club die nächste Attraktion folge.

Start: Samstag, 27. Juni, 10.30 Uhr. Öffnungszeiten: mo-do 14-20.30 Uhr, Kosten 8,90 Euro/Stunde; fr-so 10-20.30 Uhr, Kosten 9,90 Euro/Stunde. Sonderöffnungszeiten für Schulen, Vereine, Jugendzentren. Details:  0209 44011.